Messerangriff in Duisburger Fitnessstudio Ermittler finden dschihadistische Schriften beim Tatverdächtigen

Duisburg · Der Tatverdächtige im Fall des Messerangriffs in einem Duisburger Fitnessstudio scheint seine Opfer nicht nur zufällig ausgewählt zu haben. Neue Funde aus seiner Wohnung deuten auf ein islamistisch geprägtes Weltbild hin.

Duisburg: Messerattacke in Fitnessstudio - Fotos vom Großeinsatz
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Großeinsatz in Duisburger Innenstadt – mehrere Verletzte nach Messerangriff

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Foto: dpa/Christoph Reichwein

Der 26-jährige Mann aus Syrien, der in einem Duisburger Fitnessstudio vier Menschen mit einem Messer teils lebensbedrohlich verletzt haben soll, hat nach Informationen unserer Redaktion Bezüge zum Islamismus. „Bei der Durchsuchung seiner Wohnung sind dschihadistische Schriften gefunden worden. Auch auf seinem Handy ist entsprechendes Material entdeckt worden“, hieß es aus Ermittlerkreisen. Islamismus-Experten seien derzeit damit beschäftigt, das sichergestellte Material auszuwerten. „Bislang wird weiter von einem Einzeltäter ausgegangen. Und die Motivlage ist noch nicht eindeutig geklärt“, hieß es weiter.

Am Dienstag hat die Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf die Ermittlungen in dem Fall übernommen, weil es Hinweise auf eine terroristische Motivation des Tatverdächtigen gebe. Die Staatsanwaltschaft hatte zuvor mitgeteilt, dass es sich bei den Opfern um Zufallsopfer handelt.

Der Tatverdächtige soll am Dienstagnachmittag vergangener Woche in einem Fitnessstudio der Kette „John Reed“ in der Duisburger Altstadt vier Menschen mit einem Messer teils lebensbedrohlich verletzt haben. Am Sonntagmorgen war er durch Spezialeinsatzkräfte in seiner Wohnung, die sich nahe dem Fitnessstudio befindet, festgenommen worden. Nach Informationen unserer Redaktion soll er bislang in den Vernehmungen nichts zu den Vorwürfen gesagt haben; „er verhält sich sehr passiv“, hieß es. Der 26-Jährige sitzt in Untersuchungshaft. Der Tatvorwurf lautet auf versuchten Mord und gefährliche Körperverletzung.

Der Tatverdächtige hatte im April 2016 seinen Asylantrag in Deutschland gestellt. Bislang war er nicht polizeilich in Erscheinung getreten. Nach dem Mann war seit Dienstag vergangenen Woche intensiv gefahndet worden. Zunächst hatte die Polizei eine Personenbeschreibung herausgegeben; am Freitag veröffentlichte sie dann mehrere Fahndungsfotos des Mannes. Die Fahndungsplakate waren auch in der Duisburger Innenstadt ausgehängt worden. Die Polizei hatte daraufhin mehrere Hinweise erhalten. Für Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen, hatte die Staatsanwaltschaft Duisburg eine Belohnung in Höhe von 2000 Euro ausgesetzt.

Weiterhin geprüft wird auch, ob ein Zusammenhang mit der tödlichen Messerattacke auf einen 35-Jährigen am Ostersonntag besteht – bislang konnte aber noch keine Verbindung festgestellt werden. Beide Tatorte trennen nur wenige hundert Meter, und die Wohnung des Tatverdächtigen liegt nahe beiden Tatorten. Der 35-Jährige war mit mehreren Messerstichen getötet worden. Nach dem Täter wird noch gefahndet.

Marc Lürbke, stellvertretender Vorsitzender und innenpolitischer Sprecher, erklärte: „Das sind zutiefst schockierende und unfassbare Nachrichten. Es läuft einem eiskalt den Rücken herunter, wenn jemand wahllos mitten in NRW völlig Unbeteiligte hinterhältig mit einem Messer angreift.“

Lürbke forderte die Landesregierung auf, den Zusammenhang von Krieg und Flucht als Ursache von psychischen Erkrankungen und Gewaltbereitschaft endlich viel stärker zum Thema zu machen. „Es ist doch längst bekannt, dass gerade Geflüchtete aus Kriegsgebieten zu einem evident höheren Anteil von psychischen Erkrankungen betroffen sind. Diese Erkrankungen sind häufig durch traumatische Erfahrungen im Ursprungsland, etwa Kriegserfahrungen, und Erlebnisse während der Flucht verursacht. Wer diesen Zusammenhang aus ideologischen Gründen ausblendet, gefährdet die Sicherheit aller Bürger in NRW“, sagte Lürbke.

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