Wirtschaft Victoriaplatz heißt jetzt Ergo-Platz

Die Victoria heißt längst Ergo. Jetzt hat sie einen eigenen Platz. Firmennamen für Straßen sind in Düsseldorf beliebt.

 Bürgermeister Friedrich Conzen (v.l.), Ex-Victoria-Chef Edgar Jannott und Ergo-Vorstandsvorsitzender Markus Rieß

Bürgermeister Friedrich Conzen (v.l.), Ex-Victoria-Chef Edgar Jannott und Ergo-Vorstandsvorsitzender Markus Rieß

Foto: Bernd Schaller/Schaller,Bernd (bs)

Düsseldorf ist großzügig darin, ihren großen Firmen auf Wunsch ein Geschenk zu machen. Nämlich den Firmennamen als Adresse. Das ist nicht so selbstverständlich wie es klingt: Von 2009 bis 2017 existierte in der Nachbarstadt Köln etwa die Germanwings-Straße, am Sitz der gleichnamigen Lufthansa-Tochter. Dafür wurde ein Teil der Waldstraße im Stadtteil Porz-Grengel umbenannt. Seit einem Jahr heißt dieser Teil wieder Waldstraße, nachdem die zuständige Bezirksvertretung dem Wunsch nicht nachgekommen war, die Straße in Eurowings-Straße umzubenennen. Die Umbenennungen der Tochterfirmen bei Deutschlands größter Airline waren den Kölner Lokalpolitikern zu häufig. „Umbenennungen vermeiden“ wurde als Devise ausgegeben.

Nicht so in Düsseldorf. Seit gestern heißt der Teil des Victoriaplatzes, auf dem die Versicherung Ergo ihre Zentrale hat, offiziell „Ergo-Platz“. Tausende Mitarbeiter hatten sich dort versammelt. Die früheren Adressen Victoriaplatz 1 und 2 heißen nun analog Ergo-Platz.

Im Jahr 1997 ging die traditionsreiche Düsseldorfer Versicherung Victoria in der Neugründung Ergo auf. Darin bündelte die Münchener Rückversicherung ihre Beteiligungen auf dem deutschen Versicherungsmarkt. Dadurch änderte sich aber am Standort Düsseldorf wenig. Erst 13 Jahre später, im Jahr 2010 beschloss der Konzern, die Schwestermarken Victoria und Hamburg-Mannheimer künftig in der Marke Ergo aufgehen zu lassen. Für die Mitarbeiter, die sich selbst stolz „Victorianer“ nannten, keine gute Nachricht. So bezeichnete sich der einstige Victoria-Chef Edgar Jannott bei der Umwidmung selbst noch als „Victorianer“, obwohl er Ehrenvorstandsmitglied der Ergo ist. Ergo-Chef Markus Rieß bezeichnete die Umbenennung des Platzes als „Schritt in die Zukunft“. Verschwinden wird der Name Victoria aus dem Stadtbild nicht. Denn nur die beiden Zentralen der Ergo erhalten die neue Adresse. Der Rest des Platzes inklusive der U-Bahn-Haltestelle heißen weiter Victoriaplatz. Das lag Jannott am Herzen: „Das ist wie mit dem Mannesmannufer, das seinen Namen als Reminiszenz an ein Traditionsunternehmen bis heute trägt“, sagte Jannott.. Erst mit dem Bezug der damals neuen Zentrale 1986 auf dem ehemaligen Messegelände schenkte die Stadt der Versicherung den begehrten Namen Victoriaplatz.

Nicht jeder Firma werde diese Ehre zuteil, betonte Bürgermeister Friedrich Conzen bei der Umwidmung. Und doch gibt es Dutzende Beispiele in Düsseldorf. So haben wie selbstverständlich auch die Wettbewerber der Ergo ihre eigenen Spezialadressen. Der bekannte Rechtsversicherer den Arag-Platz und die Provinzial den nach ihr benannten Platz in Wersten. An der Mercedesstraße ist nicht das Daimlerwerk, sondern die Benz-Niederlassung. Manche Adresse überleben ihre Namensgeber um Jahre. Das Mannesmannufer umzubenennen, würde Traditionalisten erzürnen. Der Name ist sakrosankt. Auch E-Plus durfte seine Adresse E-Plus-Platz behalten, als die Firma von Telefonica geschluckt wurde. Nicht so ThyssenKrupp. Der Stahlkonzern verließ die Stadt im Streit. Prompt wurde aus der August-Thyssen-Straße 2013 die Adresse „Dreischeibenhaus“.

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