Ehrenamt in Düsseldorf Suppenküche in Zeiten der Pandemie

Düsseldorf · Auch in diesem Jahr wird in Düsseldorf-Oberbilk Essen ausgegeben, diesmal to go. Wegen Corona werden jüngere Helfer gesucht, um die meist älteren Ehrenamtler aus der Risikogruppe in diesem Jahr schützen zu können.

 Susanne Schulte, Pfarrer Stephan Pörtner und Lisa Bußkönning (v.l.) suchen noch Helfer für die Suppenküche in Oberbilk.

Susanne Schulte, Pfarrer Stephan Pörtner und Lisa Bußkönning (v.l.) suchen noch Helfer für die Suppenküche in Oberbilk.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Sie hat schon ein paar Jahre auf dem Kessel, denn in ihrer früheren Karriere diente sie den Soldaten des tschechischen Militärs als Verpflegungsstation. Drei Mal 75 Liter Suppe oder Eintopf können in ihren gasbetriebenen Töpfen warmgehalten werden. Zukünftig wird die eiserne Gulaschkanone jedoch eher karitative statt militärische Zwecke erfüllen. Denn ab Mittwoch bietet die Caritas zusammen mit der katholischen Gemeinde wieder wöchentlich eine Suppenküche während der Adventszeit in Oberbilk an – dafür wurde die Gulaschkanone extra angeschafft.

Schon im vergangenen Jahr hatten Lisa Bußkönning vom Zentrum plus und Susanne Schulte aus dem Rather Familienzentrum die Essensausgabe vor der Kirche St. Josef organisiert. Zwar ist geselliges Miteinander beim gemeinsamen Essen auf Bierbänken in diesem Jahr corona-bedingt nicht möglich. Doch immerhin soll es für die Bedürftigen eine To-go-Variante in nachhaltigen Verpackungen zum Mitnehmen geben – und dazu muss das Essen auch richtig heiß bleiben können. Außerdem wird es vegan sein, verspricht Bußkönning. Linseneintopf mit viel Gemüse und Kürbissuppe sind beispielsweise geplant. „Aus praktischen Gründen, weil so jeder davon essen kann.“

Aber auch, weil ohne den Einsatz von Fleisch- oder Milchprodukten keine spezielle Hygieneschulung für die ehrenamtlichen Helfer notwendig wird. Die werden in diesem Jahr besonders dringend gesucht. Vor allem aus Infektionsschutzgründen, denn viele der bisherigen Ehrenamtler gehören altersbedingt zur Risikogruppe. „Wir hoffen daher sehr auf junge Menschen, die beispielsweise in Teilzeit-Berufen arbeiten“, sagt Schulte.

Denn die zweistündigen Schichten der Suppenküche laufen vom späten Nachmittag bis in den Abend hinein und könnten so auch für Berufstätige machbar sein. Bei der meist am Morgen öffnenden Tafel der Gemeinde, deren Helfer teilweise sogar noch älter sind, ist das anders – nicht nur in Oberbilk. „Für die bräuchten wir auch in Rath langsam eine neue Generation“, sagt Schulte und hofft dafür auch auf Menschen aus anderen Stadtteilen Düsseldorfs.

Würde sich aus den Helfern ein dauerhaftes Team bilden, so hoffen die Organisatorinnen, könnte aus der Suppenküche vielleicht einmal eine dauerhafte Institution für die Wintermonate werden. Dabei richtet sich das Angebot nicht nur an Wohnungslose, sondern an alle Bedürftigen im Viertel. „Wir schauen jetzt natürlich nicht, ob jemand einen Düsselpass vorweisen kann“, sagt Schulte.

Im vorigen Jahr kamen am Tag vor Weihnachten mehr als 40 Menschen. Für dieses Jahr rechnen sie mit noch mehr. Nicht wenige Düsseldorfer sind in Kurzarbeit, was vor allem für die kinderreichen Familien eine prekäre Lage ist. „Zudem ist Altersarmut schon immer ein großes Problem in Oberbilk“, sagt Pfarrer Stephan Pörtner.

Die Obdachlosen jedoch habe man im vergangenen Jahr weniger erreichen können. „Viele wollen ihren Platz zu dieser Uhrzeit nicht mehr verlassen“, erklärt Pörtner. Auch gebe es einige immobile Senioren im Stadtteil. Für diese Gruppen hat die Gemeinde nun ein Lastenrad angeschafft, mit dem ein weiterer Ehrenamtler das Essen am Ausgabetag direkt zu den Bedürftigen bringen wird.

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