Holthausen Keine Mängel im Kindertreff Geeststraße

Holthausen · Das Wohnungsunternehmen Wogedo widerspricht der Stadt und ist bereit für eine Weiterführung der Einrichtung.

 Der Kindertreff an der Geeststraße öffnet sich in diesen Innenhof, den die Kinder früher gerne zum Spielen und Toben genutzt haben.

Der Kindertreff an der Geeststraße öffnet sich in diesen Innenhof, den die Kinder früher gerne zum Spielen und Toben genutzt haben.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Zugegeben, der Kindertreff an der Geeststraße 99 ist von den Räumlichkeiten her nicht gerade der Schönste. Aber dass der bauliche Zustand der Räume, wie die Stadt behauptet, "besorgniserregend" und sogar "kritisch" sei, das ist für den Laien erstmal nicht nachzuempfinden. Wer die Einrichtung im Souterrain betritt, hat zudem auch keinen feuchten oder gar Schimmel-Geruch in der Nase.

Um die Schließung der Einrichtung zu Beginn der Sommerferien zu begründen, verweist die Stadt jedoch explizit auf die baulichen Mängel. Schriftlich heißt es in dem Antwortbrief von Jugendamtsleiter Johannes Horn an die Mitglieder des Arbeitskreises Holthausen: "Auf dieser Grundlage halten wir es - auch unter dem Aspekt des Arbeitsschutzes und der Fürsorge unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und des Schutzes der Gesundheit der von uns betreuten Kinder gegenüber - für notwendig, die Integration der bestehenden Angebote in das pädagogische Angebotsprofil der Jugendfreizeiteinrichtung Kamper 17 vorzunehmen." Am 7. Mai hat die Wogedo als Eigentümerin die Kündigung zu Juli erhalten, bereits seit 18. Mai findet an der Geeststraße nur noch die Hausaufgabenbetreuung statt. Die Nachmittage sollen die Sechs bis 13-Jährigen jetzt schon in der Kamper 17 verbringen. Und so soll nun zu den Sommerferien eine 40-jährige Erfolgsgeschichte enden.

Die massiven Vorwürfe der Stadt wegen der vermeintlichen Baumängel will die Wogedo so nicht auf sich sitzenlassen. 2015, als das Deutsche Rote Kreuz aus der Betreuung der Einrichtung ausstieg und die Stadt wegen der Proteste aus den Reihen der Elternschaft und der Stadtteilpolitik einsprang, hatte das Wohnungsunternehmen dem Jugendamt die Räumlichkeiten für eine symbolische Miete von einem Euro im Monat überlassen. Damals sie nie die Rede davon gewesen, dass die Stadt die Einrichtung erstmal nur übergangsweise weiter betreiben wolle, sagt Björn Süerkan vom Sozialmanagement der Wogedo bei einem Treffen vor Ort. Und auch gegen die angeblichen baulichen Mängel führen er und Mario Surlemont vom "Service Wohnen" der Wogedo eine Reihe anderer Fakten auf. 6000 Euro Instandhaltungsmaßnahmen habe die Wogedo seit der Übernahme der Stadt in die Räumlichkeiten investiert. "Ich bin oft vor Ort und schaue, ob was zu tun ist", sagt Surlemont.

Bei dem vermeintlichen Schimmelbefall habe es sich um eine Feuchtigkeitsstelle an einer Wand gehandelt, die 2015 in dem fünf Quadratmeter großen Büro dadurch entstanden sei, dass zum einen vor der Wand Schränke gestanden hätten und zum anderen die Tür oft zu gewesen sei. Dieser Schaden sei aber längst behoben, sagt Surlemont.

Er ist wie Björn Sürkan der Ansicht, dass diese Sparmaßnahme der Stadt genau zum Gegenteil führen wird. Dass viele Kinder aus der Siedlung, vor allem Mädchen, von ihren Eltern künftig nicht zur rund 800 Meter entfernt liegenden Jugendfreizeiteinrichtung Kamper 17 geschickt werden und sich dann niemand um ihre Integration kümmert. Diese Befürchtung hat auch Beate Lüke, die den an den Kindertreff grenzenden Familientreff Holthausen der Arbeiterwohlfahrt leitet. Auch dort gibt es wie im Kindertreff Hausaufgabenbetreuung. Doch davon könne es in der Siedlung nicht genug geben, sagt Lüke: "Wir haben alle lange Wartelisten."

Neben dem Arbeitskreis Holthausen hat auch der Vorstand der Wogedo an Oberbürgermeister Thomas Geisel und Jugenddezernent Burkhard Hintzsche geschrieben: "Für die Wogedo ist die nachhaltige Fortführung der Arbeit eine unverzichtbare Säule für Integration und Prävention in dem Quartier. Wir sind bereit, weiterhin unseren Beitrag zu leisten. Deswegen wünschen wir uns einen offenen Dialog über den Fortbestand", heißt es unter anderem dort.

Ihre Haltung untermauen die Wogedo-Vorstände Dirk Mowinski und Andreas Vondran mit ganz aktuellen Zahlen der Stadt aus der "Sozialräumlichen Gliederung". So haben in dem Viertel 84,4 Prozent der Menschen einen Migrationshintergrund, und es leben sehr viele Kinder und Jugendliche dort. Zudem ist fast jeder zweite Bewohner beim Lebensunterhalt auf den Staat angewiesen. Deshalb handelt es sich bei dem Viertel auch um einen Sozialraum "mit sehr hohem sozialen Handlungsbedarf", wie es dort heißt. "Eine bessere Argumentation für den Erhalt der Einrichtung kann es doch gar nicht geben", sagt Björn Süerkan. Am Freitag, 22. Juni, wird von 15 bis 18 Uhr an der Geeststraße ein Nachbarschaftsfest gefeiert. Oberbürgermeister Thomas Geisel, der eingeladen ist, könnte sich dann selber ein Bild machen.

(rö)
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