Benrather Bahnhof Ein vergessenes Schmuckstück

Benrath · Im VRR-Stationsbericht ist der Benrather Bahnhof teils schlecht bewertet. Die Stadt arbeitet an einer Verbesserung auch des Umfeldes.

 Im Mai 1932 wurde der Bahnhof in den Betrieb genommen. Sein Höhepunkt war 1965 die Ankunft von Queen Elizabeth

Im Mai 1932 wurde der Bahnhof in den Betrieb genommen. Sein Höhepunkt war 1965 die Ankunft von Queen Elizabeth

Foto: Anne Orthen (ort)

Wenn man genauer hinschaut, ist der Benrather Bahnhof ein schönes Gebäude. Im Mai 1932 wurde er eröffnet und seit 1998 steht er als Technisches Denkmal unter Schutz. „Wie sich der Bahnhof heute dem Beschauer von außen in seiner stolzen Front bietet, ist er einer der schönsten Punkte Benraths geworden“, hieß es damals in einem Bericht des Benrather Tageblatts.

Wahrscheinlich wird heute kaum einer der bis zu 30.000 Aus- und Zusteiger einen zweiten Blick auf die schnörkellose Architektur werfen. Nach dem Hauptbahnhof ist es der meistfrequentierte Bahnhof in Düsseldorf. Und die Fahrgastzahlen werden in den nächsten Jahren weiter steigen. Schon jetzt nutzen viele Schüler des Albrecht-Dürer-Berufskollegs die Bahn, um zur Schule zu kommen; zudem entstehen in der Paulsmühle und drumherum Wohngebiete mit mindestens 1500 neuen Wohnungen. Ab 2030 soll in Benrath auch der Schnellzug RRX halten.

Als Visitenkarte für Besucher, die beispielsweise zur Schlossanlage möchten, kann der Bahnhof inzwischen nicht mehr herhalten. Überall liegt Müll herum, vom vielen Taubendreck ganz zu schweigen. Durch die auf Stelzen drüberherlaufende B8 kommt wenig Licht auf den Bahnhofsvorplatz; man hat keinen freien Blick auf das Gebäude. Aber auch der Service ist alles andere als berauschend: Toiletten gibt es am tiefer gelegenen Busbahnhof; sie haben allerdings nicht durchgehend geöffnet. Die Gaststätte Gleiswerk hat derzeit geschlossen; es gibt einen McDonald’s. In Betrieb ist auch die in die ehemalige Bahnhofsgaststätte integrierte Tanzschule von Roman Frieling. Anfang 2016 hatte dieser renoviert und dabei die Tanzfläche vergrößert.

Im gerade vorgelegten Stationsbericht des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr zum Zustand der Bahnhöfe und S-Bahn-Halte in seinem Zuständigkeitsbereich, schneidet der Bahnhof wieder schlechter ab als 2017. Er rutschte in einer Skala von Grün bis Rot von einem guten Grün auf ein mittelmäßiges Gelb. Das liegt vor allem an den Punkten Sauberkeit und Graffiti. Sowohl beim Zugang als auch beim Bahnsteig gab es dafür einen roten Punkt für nicht akzeptabel. Beim Thema Sauberkeit hatte die Bahn der Stadt bereits zugesagt, tätig zu werden. Unter anderem sollen zwei weitere Abfallbehälter aufgestellt werden und die Reinigungsfrequenz soll ab 1. April von zwei- auf dreimal täglich erhöht werden.

Eine Machbarkeitsstudie „Umfeld Bahnhof Benrath“ ist in Arbeit, die beiden erarbeiteten Varianten sollen im Frühjahr der Bezirksvertretung (BV) 9 vorgestellt werden. Wann es in die Umsetzung geht, steht noch nicht fest. Ab 2030 soll der Schnellzug im 15-Minuten-Takt zwischen Köln und Dortmund fahren. Viele Strecken müssen dafür auf sechs Gleise ausgebaut werden. In beiden Umbau-Varianten der Stadt sind Mobilitätstationen wie Rad‑stationen und Car- beziehungsweise Bike-Sharing vorgesehen. Überlegt wird auch, ob es einen direkten Zugang zum Bahnsteig von der jetzigen Angströhre aus geben soll.

Richard F. Wagner, Mitglied der Grünen in der BV 9, würde bei der Umgestaltung gerne einen Schritt weiter gehen. Er regt ein ähnliches Verfahren wie für den Düsseldorfer Hauptbahnhof an. Im März 2017 hatten Oberbürgermeister Thomas Geisel und DB-Vorstandsmitglied Ronald Pofalla eine Rahmenvereinbarung zum „Masterplan Areal Düsseldorf Hbf“ unterzeichnet. Das Wettbewerbsverfahren zur Neugestaltung des Umfeldes ist inzwischen abgeschlossen, derzeit wird an den Details für das Bebauungsplanverfahren gearbeitet.

Aus Sicht von Wagner wäre es sinnvoll und wünschenswert, wenn sowohl die nicht direkt zuständige BV sowie interessierte Bürger in die laufende Diskussion für die Aufwertung des Benrather Bahnhofes einbezogen werden könnten. Dafür schlägt der Grünen-Politiker Formate wie einen Runden Tisch, eine Bahnhofskonferenz oder einen Workshop mit Bürgerbeteiligung vor. Dies, so Wagner, könnten dann Vorarbeiten sein zur Erstellung eines Masterplans für den Benrather Bahnhof.

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