Benrath Wasser ist Hossein Nohadanis Element

BENRATH · Der promovierte Physiker arbeitete am Max-Planck-Institut unter dem Nobelpreisträger Otto Hahn. Jetzt schreibt er ein Buch.

 Hossein Nohadani bildet sich gerne weiter. Dazu nutzt er auch die Bücherei in Benrath.

Hossein Nohadani bildet sich gerne weiter. Dazu nutzt er auch die Bücherei in Benrath.

Foto: Anne Orthen (ort)

Wasser ist sein Element. Ein Forscherleben lang hat sich Hossein Nohadani mit der physikalischen Beschaffenheit dieses so wichtigen Lebensguts beschäftigt und sich dabei auch der Frage gewidmet, auf welche Weise alle Menschen mit sauberem Trinkwasser versorgt werden können, insbesondere in Regionen, wo – geografisch und klimatisch bedingt – Wasserknappheit herrscht.

Für den Physikprofessor ist klar: Der Bau großer Wasserwerke ist nicht die alleinige Antwort. Effektiver sei, so seine Erkenntnis, eine dezentrale, also mobile Trinkwasseraufbereitung vor Ort, die auf die speziellen Gegebenheiten – wie etwa die Wasserbeschaffenheit – abgestimmt ist. Das Modell für eine entsprechende Anlage hat Nohadani schon 1990 entwickelt. Der Prototyp wurde für Versuchszwecke in Benrath am Rhein auf dem Gelände der Wuppertaler Stadtwerke platziert. Eine geplante Produktion, für die das Benrather Elektro-Unternehmen BEA als Investor gefunden worden war, scheiterte damals aus finanziellen Gründen.

 Hussein Nohadani (3. v. r.) neben seinem Chef im Max-Planck-Institut, dem Nobelpreisträger Otto Hahn (4. v. l.).

Hussein Nohadani (3. v. r.) neben seinem Chef im Max-Planck-Institut, dem Nobelpreisträger Otto Hahn (4. v. l.).

Foto: Nohadani

„Es ist noch immer mein Lebensziel, Kriege und Konflikte um Trinkwasser durch meine Forschungen zu verhindern“, erklärt der inzwischen 87-Jährige. Deshalb hat sich der in Benrath lebende Wissenschaftler trotz seines hohen Alters einen aktiven Ruhestand verordnet und widmet sich unermüdlich der Verwirklichung seines Traums.

Um doch noch Investoren für sein Projekt zu finden, will Nohadani jetzt ein Buch schreiben. Darin sollen die Ergebnisse seiner Forschungen und Entwicklungen zu Verfahren sowohl der Meerwasserentsalzung als auch der Wasseraufbereitung ausführlich dargelegt und ein Zusammenhang zu gesellschaftlichen Strukturen aufgezeigt werden. „Wasserversorgung und Lebensqualität gehören eng zusammen“, behauptet Nohadani. So sei beispielsweise die Lösung der Flüchtlingsproblematik auch von einer ausreichenden Versorgung aller Menschen mit Trinkwasser abhängig. „Für Investoren liegt darin durchaus eine ökonomische Chance“, erklärt der Forscher.

1931 wurde Nohadani im Iran, dem damaligen Persien, geboren und begann nach bestandener Ab‑iturprüfung in Teheran ein Physikstudium. Als jungen Studenten zog es ihn nach Deutschland, wo Nohadani in Hamburg ein Ingenieur-Studium der Elektrotechnik absolvierte. Im Anschluss an seine Promotion 1961 widmete er sich am Max-Planck-Institut in Göttingen der Anwendung von Kernenergie in der Schifffahrt, bevor schließlich die Meerwasserentsalzung sein Interesse fand. Sein Chef war kein Geringerer als Nobelpreisträger Otto Hahn. Zurück in seiner Heimat gründete er 1968 an der Technischen Universität Sharif in Teheran ein Institut für Wasser und Energie, das noch heute existiert, und nutzte sein Wissen, um am Persischen Golf eine mit Solarenergie betriebene Meerwasser-Entsalzungsanlage zu errichten.

Nach der islamischen Revolution 1979 im Iran, die das Schah-Regime beendete und den Religionsführer Ayatollah Khomeini an die Macht brachte, lockten ihn 1986 Kontakte zurück nach Deutschland, wo er 1988 in Düsseldorf eine Lehrtätigkeit an der Fachhochschule als Professor für Maschinenbau und Verfahrenstechnik übernahm und zeitgleich sein Modell zur dezentralen Wasseraufbereitung entwickelte. Für seine wissenschaftliche Arbeit hat Nohadani in Fachkreisen und Industrie Anerkennung und Ehrungen erfahren. So wurde ihm 1985 die Ehrenmitgliedschaft im Verein Deutscher Ingenieure verliehen.

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