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TV-Profi in Düsseldorf Silke Schulte ist eine nervenstarke Strippenzieherin

Düsseldorf · Eigentlich hat sie mal Germanistik und Erziehungswissenschaften studiert. Dann fand Silke Gefallen an dem Treiben beim Sender QVC, heute ist sie erfolgreich als Line Producerin.

 Silke Schulte arbeitet schon seit fast 20 Jahren beim Sender QVC. Mittlerweile ist sie eine Line Producerin mit viel Verantwortung.

Silke Schulte arbeitet schon seit fast 20 Jahren beim Sender QVC. Mittlerweile ist sie eine Line Producerin mit viel Verantwortung.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Ihr Job ist so etwas wie eine Mischung aus Fluglotse und Dirigent. Fluglotse, weil diese Experten am Computer die Bahnen der Flieger und damit die Lufträume überwachen. Dirigent, weil das, was Silke Schulte macht, ein bestmögliches konzertantes Zusammenspiel zur Folge hat. „Vielleicht trifft es zentrale Koordinationsstelle auch ganz gut“, sagt Silke Schulte, die beim Verkaufssender QVC, der längst zum Multimedia-Channel anwuchs, als sogenannte Line Producerin die Sendungen steuert.

Wenn Silke Schulte mehrmals die Woche zu ihren Schichten anrückt, dann ist klar, dass sie wie ihre anderen Kollegen höchstens vier Sendungen täglich in ihrer Verantwortung haben kann, weil die geforderte Konzentration ist groß. Geplant sind in der Regel nicht mehr als zwei Stunden am Stück.

Nehmen wir zum Beispiel die Produktion mit der Düsseldorfer Designerin Uta Raasch, die mit ihrer Damenlinie Strandfein Kleidung und Accessoires auf QVC anbietet. Raasch selber steht in der Sendung Rede und Antwort, an ihrer Seite eine Moderatorin. Mit dieser ist Silke Schulte via „Mann im Ohr“ verbunden. Mehrmals in der einstündigen Sendung gibt sie ihr Hinweise aufs Ohr, während sie die Verkaufszahlen auf dem Computermonitor verfolgt und die Kommentare der Zuschauer, die sie einblendet, auf einem anderen Rechner. Das ausgeklügelte QVC-System bietet Silke Schulte Analysen darüber an, welche Kollektionsteile gut laufen und welche nicht. Da baut die Line Producerin dann an der einen oder anderen Stelle auch schon mal eine Großaufnahme in die Sendung ein, um den Appetit zu wecken, wie Schulte aus langjähriger Erfahrung weiß. Der Moderatorin gibt sie durch, welche Kleidungsstücke sich eventuell gut kombinieren ließen und blendet diese in einer Grafik ein, baut zudem QR-Codes ein. Hinzu kommen auf einem weiteren Monitor Informationen und Kommentare auf Facebook oder auch Filme von der eigenen QVC-Internetseite. „Das ist schon ein ganz schöner Stress, aber es macht eben auch unglaublich viel Spaß“, sagt Silke Schulte.

Wenn sie nach so einem Tag, „der eigentlich immer ereignisreich ist“, nach Hause fährt, dann dreht sie die Musik ordentlich auf, „um den Kopf frei zu pusten“. Die Anspannung spüre sie meist erst hinterher. Lampenfieber sei es nicht, eher die komplexe Gesamtaufgabe, alle Ebenen miteinzubeziehen, was natürlich auch anstrengend sei, was nachhalle. „Und man darf nicht vergessen: Man arbeitet mit Menschen zusammen und nicht mit Maschinen, und man selber ist ja auch nur ein Mensch, der nicht fehlerfrei ist.“

Dass Silke Schulte einmal bei QVC landen würde, das konnte sie so nicht planen. Studiert hat die 45-Jährige, die Mutter von zwei minderjährigen Kindern ist, Germanistik und Erziehungswissenschaften an der Heinrich-Heine-Universität. „Ich habe in einem Musicaltheater gearbeitet, das war auch eine sehr gewinnbringende Erfahrung.“ Für die Semesterferien suchte sie dann einen sechswöchigen Job und rief bei QVC an. „Und dann blieb ich einfach.“ 18 Jahre ist sie nun dabei und erinnert sich noch an ihre erste eigene Sendung: „Das war aufregend, an dieses ganze Multitasking musst du dich erst einmal gewöhnen und das wurde im Laufe der Jahre ja auch nicht weniger.“ Entscheidungsfähig müsse man sein, sagt Silke Schulte, das sei eine wichtige Voraussetzung, und sich seiner tragenden Rolle bewusst sein, denn der Line Producer könne direkt am Umsatz schrauben.

Locken-Königin Margot Schmidt, die Designer Thomas Rath und Jette Joop treten in Schultes Sendungen auf, Barbara Becker mit ihrer Fitnessmode-Linie auch. Lustige Dinge habe sie schon erlebt: „Eine Kundin hat am Telefon einmal einen Lachkrampf bekommen, eine Reinigungskraft lief durch das Live-Bild. Gebrannt hat es auch schon, was nicht ausbleibt, wenn man Sendungen zum Thema Kochen oder Elektrizität hat.“ Dass das Handy immer mal wieder in einer Sendung klingelt, „das ist schon eher normal in der heutigen Zeit“. Einmal sei ein Moderator noch in der Maske gewesen, die Sendung musste aber starten, „da musst du auch dein Improvisationstalent unter Beweis stellen.“

Der Wundertüten-Effekt mache für sie den Job aus, sagt Silke Schulte. „Keine Sendung gleicht der anderen, das wissen alle, die Live-Sendungen machen.“ Favoriten hat sie natürlich: „Ich mag besonders die Bastelsendung und auch solche mit Beauty und Mode, ich wollte ganz früher mal Modedesign studieren und habe eine große Affinität zu Fashion.“

Nicht nur Musik auf der Rückfahrt nach Hause helfe ihr beim Abschalten, sondern auch der sehr in Mode gekommene Fitnesstanz Zumba. Diesen bringt sie anderen Menschen nach Feierabend bei. „Zumba und mein Job sind sich nicht so unähnlich. Bei beiden muss man ziemliches Multitasking an den Tag legen, es ist schnell, du rufst rasch ganz viel Energie ab. Schön ist, dass ich beim Zumba aber vollkommen abschalten kann. Das kann ich halt in meiner Sendung nicht, und die Zuschauer machen es hoffentlich auch nicht – abschalten, meine ich.“

Brigitte Pavetic

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