Visionär in Düsseldorf Den Künstler Chakal zieht es in die Natur

Düsseldorf · Chakal war früher mal in einer Werbeagentur tätig. Mittlerweile lebt er seine Traum: Er ist Künstler, einer, der die Umwelt schützen will.

 Vor vier Jahren hängte Chakal seinen Werbejob an den Nagel und widmet sich seither nur noch der Kunst.

Vor vier Jahren hängte Chakal seinen Werbejob an den Nagel und widmet sich seither nur noch der Kunst.

Foto: Regina Goldlücke

Schon als Kind hat er am liebsten im Wald gespielt. „Ich bin auf Bäume geklettert und habe Kuhlen mit Moos ausgekleidet, um mich darin zu betten“, erzählt Chakal. „Der Wunsch, mich behütet zu fühlen in der Natur und mit ihr eins zu sein, war früh ausgeprägt.“ Wie auch sein Bedürfnis, Dinge zu gestalten. Der Düsseldorfer, der heute nur noch seinen Künstlernamen tragen möchte, studierte Objektdesign. „Mich interessierte immer das Dreidimensionale“, sagt er. Sich ganz auf die Kunst zu verlegen, wagte er damals noch nicht. Er brauchte einen Broterwerb und brachte es in einer Werbeagentur bis zum Kreativdirektor. „Ein schöner Beruf“, bestätigt Chakal. „Aber vor vier Jahren hatte ich das Gefühl, jetzt reicht es mir. Mit 55 wollte ich endlich tun, was mich in der Jugend begeistert hatte.“ Und so wurde aus ihm ein Land-Art-Künstler. Für seine Objekte verwendet er nur, was die Natur ihm zuträgt. Überwiegend baut er Boote, die überladen sind, bedrohlich kippen und zu kentern drohen. Seine wuchtigen Archen sind eine Metapher für die gefährdete Umwelt. „Der Mensch überfrachtet die Natur und bringt sie aus dem Lot. Wir müssen achtsam mit ihr umgehen, eine zweite haben wir nicht.“ Sein jüngstes Objekt schuf er am Alten Bahnhof Neanderthal aus geschnittenem Bambus, Eibenästen und dem rostigen Schrott alter Bahngleise. Im Park von Richard Bödecker, dem bekannten Landschaftsarchitekten, wurde das „Boot in Schieflage“ im September bei der „Offenen Gartenpforte“ vielfach bestaunt. Wie alle Objekte bleibt es an Ort und Stelle und wird irgendwann wieder in den Kreislauf der Natur eingehen.

Seine bisher größte Weihe als Land-Art-Künstler erhielt Chakal in Israel. Er liebt das Land, seitdem er als Jugendlicher in einem Kibbuz Orangen und Datteln gepflückt hatte, be­reiste es häufig und lernte Hebräisch und Wort und Schrift. Durch Zufall ergab sich 2019 ein Kontakt zum Künstlerdorf Ein Hod in der Nähe von Düsseldorfs Partnerstadt Haifa. Man lud ihn mit anderen international renommierten Künstlern zur Gestaltung des Skulpturenparks ein. Dort steht jetzt sein „Boot für die Welt“, in dessen Bug ein mächtiger Findling steckt. Sein zehntes. Das erste baute er in Schweden, in der Nähe seines Hauses, in dem er einige Zeit des Jahres verbringt, „am liebsten im Winter, dann bekommt die graue Nebellandschaft etwas Mystisches“. Der gräfliche Besitzer des angrenzenden Landes erlaubte ihm, einen „Nature Art Trail“ anzulegen. Der Rundweg um einen Berg wird nach und nach mit immer mehr Naturobjekten angereichert – auch von Düsseldorfern, die an einem der Land-Art-Workshops von Chakal teilnahmen. Seine Spuren hinterließ der Künstler schon in der Bodensee-Region und vorigen Sommer auf der italienischen Vulkaninsel Stromboli. Zwei Kinder, die ihm voller Enthusiasmus halfen, tauften die italienische Arche „Dark Ark“. Ihr Anblick bleibt dem Erbauer unvergesslich: „Geschmückt mit Palmwedeln und gefüllt mit schwarzen Steinen vom Strand, stand sie weithin sichtbar auf einer Klippe. Dahinter schäumte weiß das Meer. Ein berührender Moment.“

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