Ein geheimnisvolles Zimmer im Düsseldorfer Interconti Britta Kutz liebt Stielmus und Spaziergänge

Düsseldorf · Im Oktober vor vier Jahren kehrte Britta Kutz aus Asien ins Rheinland zurück und begann als Chefin im Hotel Intercontinental an der Königsallee. Seither erlebte sie zahlreiche Promis, Umbauten und lüftete so manches Geheimnis.

 Britta Kutz schätzt die Innenstadtlage sehr. Sie Spricht mit unserer redaktion über Job und Privates.

Britta Kutz schätzt die Innenstadtlage sehr. Sie Spricht mit unserer redaktion über Job und Privates.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Bevor Sie nach Düsseldorf kamen, waren Sie fünf Jahre in Indonesien, Thailand und Singapur. War das dann ein harter Bruch?

Britta Kutz Vorherrschend war auf jeden Fall ein schönes Gefühl. Es war ja so, dass ich tatsächlich fast nach Hause kam.

Wieso fast?

Kutz Ich bin ja gebürtige Kölnerin. Meine Eltern und mein Bruder leben noch dort. Es ging also von Köln über Asien nach Düsseldorf. Ich entdeckte meine Heimatregion wieder neu, hatte ein neues Deutsch-Sein-Gefühl.

Was genau meinen Sie?

Kutz Erst einmal empfindet man es intensiver, wo die Wurzeln sind, wenn man im Ausland lebt. Und mir wurde klar, wie privilegiert wir sind, wie gut es uns doch in vielerlei Hinsicht in Deutschland geht. Auch selbst Ausländer zu sein, hilft zu verstehen, wie man sich wohl als Ausländer bei uns fühlen muss. Ich habe außerdem eine große Geduld in Asien gelernt und Zufriedenheit, auch wenn es mal nicht perfekt läuft. Das hilft gerade in der Corona-Krise.

Gab es auch einen kulinarischen Erkenntniswert?

Kutz Mehrere. Ein Schnitzel ist schon sehr lecker. Auf der anderen Seite lernt man in Asien das Ausbalancieren. Von allem muss immer etwas drin sein: Sauer, salzig, scharf und süß. In Asien habe ich auch gelernt, richtig zu schmecken.

Vor allem kamen Sie mit deutlich mehr Pfunden zurück nach Düsseldorf als jetzt. Haben Sie die bewusst abgenommen?

Kutz Definitiv. Jetzt habe ich fast meine Figur wieder, die ich vor der Geburt meiner Tochter hatte. Man denkt ja immer, Asien steht für leichte Küche. Das stimmt nur bedingt, denn es gibt eine Menge Beilagen, die es in sich haben. Und die Asiaten arbeiten auch sehr viel mit Zucker. Als ich zurückkam, habe ich meine Ernährung konsequent umgestellt, Eiweiße trennen, weniger Kohlenhydrate. So nahm ich relativ zügig wieder ab und kann mein Gewicht seitdem halten.

Was ist denn Ihr Lieblingsgericht?

Kutz Viele! Aber unter anderem Stielmus und Düsseldorfer Senfrostbraten. Gibt es auch bei uns im Kö59-Restaurant.

Björn Freitag gibt die Ideen für die Gerichte und die Zubereitung, hat er das für Sie kreiert?

Kutz Das war echt Zufall. Freitag setzt ja auch in seinen TV-Sendungen auf regionale Küche. Daher gibt es bei uns das fast vergessene Gemüse Stielmus, sehr lecker.

Wie oft kommen Sie als Hotelchefin eigentlich vor die Tür?

Kutz Ach, das geht schon, es ist halt eine Frage der Planung. Und ich habe großes Glück mit der Lage meines Arbeitsplatzes, die Königsallee ist natürlich klasse. Ich sehe die auch mit internationalen Augen, weil es in Singapur, Jakarta und Bangkok ja auch tolle Haupteinkaufsstraßen gibt. Die Kö muss sich nicht verstecken. Die hat Weltklasse. Auch die Ecke um den Kö-Bogen herum ist einen Besuch wert.

Sind Sie sehr an Mode interessiert?

Kutz Ich gehe schon gerne shoppen, aber mein Korridor als Hotelchefin ist natürlich begrenzt. Wir ziehen uns ja alle etwas konservativer an. Aber auch da finde ich immer passende Kleidung in den Kö-Geschäften.

Sie haben ja auch einen Hund. Mit dem gehen Sie auch die Kö rauf und runter?

Kutz Nein, da benötige ich ein wenig mehr Platz, denn Jupp ist ein Rhodesian Ridgeback, der braucht ordentlich Auslauf. Ich lebe mit meinem Mann und unserem Kind ja im Norden Düsseldorfs, und in Kalkum, Wittlaer und Kaiserswerth gibt es viele Möglichkeiten, ausgiebig Gassi zu gehen. Mit Jupp laufe ich auch gern an der Urdenbacher Kämpe, im Grafenberger Wald. Wir haben schon viel Grüngebiete in Düsseldorf kennengelernt.

Viele Hundebesitzer sagen ja, dass es glücklich macht, mit dem Hund spazieren zu gehen. Können Sie das bestätigen?

Kutz Das sehe ich auch so. Es macht den Kopf frei, in Boots durch die Natur zu stapfen und sich nur auf seinen Hund zu konzentrieren, der so glücklich ist draußen. Er ist schnell, sportlich und flitzt im Kreis über das Feld. Seine Lebendigkeit macht Spaß.

Hilft Ihnen das auch, durch die Corona-Krise zu kommen?

Kutz Sicher. Wie alle anderen Hotels auch haben wir immer noch Kurzarbeit. Unsere Auslastung beträgt nur um die 35 Prozent. Das ist auch für mich eine einmalige Situation. Du fühlst dich durch die vielen kurzfristigen Änderungen oft, als ob du ohne Boot und Kompass in nebelige See stichst. Es gibt keine große Planungssicherheit. Da muss man schon einen sehr klaren Kopf behalten und vor allem gute Nerven. Bewegung an der frischen Luft hilft dabei.

Im Moment gibt es ja auch wieder einige neue Verordnungen wegen des gestiegenen Inzidenzwertes. Wie stressig ist das?

Kutz Seit es die Herausforderungen wegen und mit Corona gibt, fühlt man sich, als ob man jeden Monat ein neues Hotel eröffnet. Von einem Tag auf den anderen kann plötzlich alles anders sein, das ist schon manchmal anstrengend. Aber ich bin auch Rheinländerin durch und durch: Et hätt noch immer jot jejange!

Die Düsseldorfer Karnevalisten planen trotz Corona einiges für die Session, wie finden Sie das?

Kutz Ich würde mich so freuen, wenn Karneval in irgendeiner Form möglich sein könnte. Ich bin Karnevalistin. Mit meinen Eltern und meinem Bruder zog ich als Kind los und sammelte im Rosenmontagszug Kamelle.

Was ich außerdem noch interessant finde: Wollten Sie schon immer ins Hotel?

Kutz Definitiv. Mit 16 machte ich ein Schulpraktikum im Hotel, da wusste ich: das will ich. Obwohl ich wirklich fast die ganze Zeit nur Gläser und Besteck poliert habe. Mit meinen Eltern bin ich viel gereist als Kind und Jugendliche, da waren wir auch mal im Carlton in Cannes, so ein schönes Hotel. Ich war fasziniert von der Vorstellung, was hinter den Kulissen passiert.

Gibt es vielleicht auch ein kleines Geheimnis im Interconti?

Kutz Unsere Meeting-Räume sind benannt nach Stoffen wie Cashmere und haben zusätzlich Nummern. Ein Lagerraum wurde irgendwann nach dem benachbarten Meeting-Raum benannt und fortlaufend nummeriert. Dort soll es in der Vergangenheit schon das eine oder andere Tete-a-tete gegeben haben.

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