An der Wallstraße in Düsseldorf Die temporäre Galerie des Werner Pillig

Der Geschäftsführer der Digitale lädt in leer stehende Räume an der Wallstraße. Zu sehen sind Arbeiten von Anja Schubert, Katrharina Bodenmüller, Uli Westerfrölke und Pillig selbst.

 Anja Schubert, Werner Pillig und Katharina Bodenmüller vor der Arbeit „Anmutung“ von Anja Schubert.

Anja Schubert, Werner Pillig und Katharina Bodenmüller vor der Arbeit „Anmutung“ von Anja Schubert.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Werner Pillig (60) ist ein Netzwerker. Der Meisterschüler und langjährige Tutor des Video-Professors Nam June Paik stieg nach dem Studium als Regisseur und Produktionsleiter in den Werbefilm ein. Heute ist er Geschäftsführer einer Multimedia-Messe- und Eventagentur. Allgemein bekannt wurde er 2016, als er mit Peter Witt die Digitale aus der Taufe hob, deren Geschäftsführer er ist. Um die Monitore der Mitstreiter aufzubauen, sucht er temporäre Standorte wie jüngst den gläsernen, leerstehenden Verkaufsraum in der U-Bahn-Station Heinrich-Heine-Allee, wo ihm allerdings die Rheinbahn zeitweilig den Saft abdrehte, weil einer der Filme für Jugendliche nicht geeignet erschien. Soeben eröffnete er eine temporäre Galerie in der Wallstraße 37.

Die Räume fielen ihm gleichsam in den Schoß, weil er die Hausbesitzerin kennt. Der Standort war zuvor an einen Friseur vermietet, der auszog, als ihm die Miete erhöht wurde. Pillig aber bekam die Räume umsonst, und zwar so lange, bis ein neuer zahlungskräftigerer Mieter gefunden ist. Pillig, stets praktisch gesinnt, appelliert damit zugleich an Künstlerkollegen, sich zusammenzuschließen, um die Stadt wiederzubeleben. Er erklärt: „Wir können nicht warten, bis Galeristen auf uns zukommen. Da machen wir es lieber selbst. Musiker machen es auf Youtube doch auch.“ Zur Premiere holte er sich Kollegen aus der Ateliergemeinschaft Mülheimer Straße, die wie er dort ihre Werkstatt haben.

Anja Schubert hat in England und Australien studiert, ist Malkästnerin, stellte im Ballhaus und im Frauenmuseum aus. Sie liebt minimale Formen, die wie Spargelstangen bis unter die Lichtdecke schießen. Lang, schlank und leicht sollen die Figuren aus Polymergips sein, die sie aufbaut. Sie haben keine Gestik, keine Mimik, keine Arme und keine Beine. Eine Beugung oder eine Neigung des Körpers würden auch genügen, sagt sie.

Katharina Bodenmüller, Absolventin der Kunsthochschule Essen, steckte ihre eigene Hand in Gips, goss sie in Wachs oder Gips aus und formte sie in Bronze ab. Wie ein Lederhandschuh sieht das jeweilige Ergebnis aus. Sie lässt die dunklen Bronze-Hände von Beckenständern halten, wie man sie fürs Schlagzeug benutzt. So sucht eine Hand die andere, ohne sie zu berühren. Das wirkt prosaischer als die Verbindung von Gott und Mensch in den Fresken von Michelangelo. Sie liebt es realistischer, zuweilen auch brutaler, wenn sie Sprungfedern in den Körperabguss drückt oder eine Schraube in einer Bronzehand anbringt, um sie mit einem Drahtseil an der Decke zu befestigen.

Auch Pillig geht in seiner eigenen Kunst von der Gegenständlichkeit aus, aber er lässt die Digitalkamera selbst die Aufnahmen schießen, indem er sie bewegt. Er arbeitet mit kleiner Blende und schraubt die Asa-Zahlen herunter, so dass die Fotos ohne sein Zutun zerlegt werden. Das Ergebnis erinnert ihn, wie er sagt, an die geschabten und gespachtelten Gemälde von Gerhard Richter, die er während seines Studiums von 1980 bis 1986 kennenlernte. Das „Aufheben des Räumlichen“ interessiere ihn nun, erklärt er.

Vierter im Bunde an der Wallstraße ist Pilligs Freund Uli Westerfrölke, der einst Architektur und Bildhauerei studierte, Metallbildhauer wurde und nach einer Allergie fotografisch und druckgrafisch arbeitet.

Info Geöffnet am Freitag und Samstag 12-19 Uhr, Sonntag 14-18 Uhr. Wallstraße 37

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