Tag der Organspende Lauterbach wirbt in Düsseldorf für Widerspruchslösung

Düsseldorf · In Düsseldorf warben Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach und NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann für Organspenden. Sie setzen sich für die sogenannte Widerspruchslösung ein.

 Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (r.) und NRW Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann beim Tag der Organspende auf dem Schadowplatz.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (r.) und NRW Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann beim Tag der Organspende auf dem Schadowplatz.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Für Elke Aryeequaye ist es immer noch etwas ein Wunder, dass sie an diesem Samstagnachmittag glücklich in Düsseldorf an einem schattigen Plätzchen sitzen kann. 2016 nämlich hing das Leben der Wiesbaderin am seidenen Faden, als zuerst ihre Leber und dann die Nieren versagten, sie lag auf der Intensivstation. Die erste Lebertransplantation misslang, weil ihr Körper das Organ abstieß. Da war das jüngste ihrer vier Kinder gerade elf Jahre alt. Doch die damals 48-Jährige hatte Glück, denn die zweite Lebertransplantation glückte und schenkte ihr ein neues Leben.

Wie Elke Aryeequaye geht es zurzeit 8500 Menschen in Deutschland, sie alle warten auf eine Leber, ein Herz, Lungen oder Nieren von einem verstorbenen Spender. Allein in Nordrhein-Westfalen sind es 1800 Personen. Um mehr Menschen für dieses Thema zu sensibilisieren und zu einem Organspendeausweis zu bewegen, wurde am Samstag der Tag der Organspende auf dem Düsseldorfer Schadowplatz ausgetragen.

Organisiert wurde er vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales, der Deutschen Stiftung Organtransplantation und dem Bundesverband der Organtransplantierten. Prominente Unterstützung erhielt die Veranstaltung durch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU). In seiner Eröffnungsansprache hob Lauterbach die Wichtigkeit der Organspende hervor: „Es macht keinen Sinn, dass Organe eines Verstorbenen verbrannt werden, wenn sie vielen Menschen in Deutschland das Leben retten können.“ Die verquere Diskussion, man werde möglicherweise zum Spender, ohne es zu wollen, führe völlig in die Irre. Die Realität sei viel mehr, dass 80 Prozent der Bundesbürger eine Organspende grundsätzlich befürworten, wie Umfragen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ergeben. Dass dieses Potenzial nicht genutzt werde, könne er nur als Versagen der Politik werten.

Angehörige seien „verständlicherweise überfordert“, wenn sie nach dem Ableben eines lieben Verwandten mit der Frage der Organentnahme konfrontiert werden, so der Minister. Er selbst verfüge seit langem über einen Organspendeausweis, wie er gegenüber unserer Redaktion erklärte. Den Entschluss habe der Minister und Arzt bereits während eines Studienaufenthaltes in Texas gefasst, als er ursprünglich Herz-Thorax-Chirurg werden wollte. Es sei wichtig, sich zu Lebzeiten aktiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. Deshalb macht sich Lauterbach für die sogenannte Widerspruchslösung stark, bei der sich jeder Bürger dagegen aussprechen müsse, wenn er nach dem eigenen Tod keine Organentnahme wünsche.

Auch NRW-Minister Laumann bekräftigte, dass man von jedem verantwortungsbewussten Bürger erwarten könne, hier eine Entscheidung für sich zu treffen. Bis dato ist es hingegen so, dass jeder Bürger aktiv wird, wenn er Organspender werden möchte. Mit der derzeitigen Situation „kommen wir nicht vom Fleck“, befand Laumann. Der NRW-Minister plant, das Thema in den Bundesrat zu tragen, um die Widerspruchslösung auf den Weg zu bringen.

Die Minister lobten das Düsseldorfer Motto „Zeit, Zeichen zu setzen“, unter dem sich viele Organisationen und Patientenverbände am Schadowplatz versammelt hatten, um über ihre Arbeit zu informieren. Und so fühlten sich viele Passanten durch die Aktion angesprochen und gestärkt und hatten vor Ort gleich die Möglichkeit, sich einen Organspendeausweis ausstellen zu lassen.

So etwa an dem Stand, wo auch Elke Aryeequaye anzutreffen war und mit Rat und Tat zur Seite stand. Hierher kam sehr bewegt auch Britta Kothe, deren Ehemann 18 Jahre mit einem Spenderherz lebte. Als er wieder einen Herzstillstand erlitt, konnte trotz einer Höchstdringlichkeitslistung kein passendes Spenderherz gefunden werden. Der frühere Polizist verstarb mit nur 51 Jahren, wie Britta Kothe erzählt. Sie zeigt ihren Organspendeausweis, den sie vor Ort hat erneuern lassen, weil auf ihrem alten die Schrift inzwischen verblasst ist. „Mein Mann war mein großes Glück im Leben, ich tue dies auch in Erinnerung an ihn.“ Darüber seien auch ihre beiden erwachsenen Söhne längst informiert.

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