Stadt ist vielen zu teuer Düsseldorf sucht händeringend nach Fachkräften

Düsseldorf · Rheinbahn, Kitas, Verwaltung: Fachkräfte werden in Düsseldorf händeringend gesucht. Doch die arbeiten lieber in günstigeren Städten. Caritas und Personalrat fordern mehr Gehalt, die Stadt will zunächst eine Imagekampagne starten.

 Kita-Leiterin Katharina Nüchter mit bunten Postkarten. Die Caritas wirbt aktuell mit den Kinderbild-Motiven für den Erzieherberuf.

Kita-Leiterin Katharina Nüchter mit bunten Postkarten. Die Caritas wirbt aktuell mit den Kinderbild-Motiven für den Erzieherberuf.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Katharina Nüchter hat Glück: Im Familienzentrum der Caritas in Stadtmitte, das sie leitet, sind aktuell alle Stellen besetzt. Doch sollte eine Erzieherin kündigen, wäre diese Lücke schwer zu füllen. „Wir bekommen wenig Initiativbewerbungen“, sagt Henric Peeters, Direktor der Caritas. „Die Suche nach Fachkräften ist ein Problem.“ Nicht nur die Caritas, auch DRK und Diakonie berichteten zuletzt von Erzieher-Mangel.

Fragt man Frau Nüchter, was dagegen helfen würde, sagt sie: „Man müsste den finanziellen Aspekt besser regeln.“ Anders gesagt: Vielen Fachkräften – und zwar nicht nur in sozialen Berufen – ist Düsseldorf schlicht zu teuer. Für das Gehalt, das sie bekommen, können sie in kleineren Kommunen besser leben. Auch Caritas-Direktor Peeters sieht den wichtigsten Hebel beim Geld: „Viele Arbeitnehmer können sich von ihrem Gehalt kaum noch eine Wohnung in Düsseldorf leisten“, sagt er. „Wir müssen daher an das Thema ran: In Düsseldorf sollten Erzieher mehr verdienen.“ Die Stadt müsse diese Mehrkosten tragen.

Dass Düsseldorf ein Fachkräfte-Problem hat, beschäftigt die Politik seit langem. In vielen Bereichen bleiben Stellen lange unbesetzt: bei der Rheinbahn, in der Pflege, bei den Rettungsdiensten, in der Geburtshilfe und den erzieherischen Berufen. Die Ampel aus SPD, Grünen und FDP bringt deshalb am Donnerstag einen Antrag in den Rat ein. Sie will, dass die Stadt einen Maßnahmenkatalog erstellt, um mehr Fachkräfte für Düsseldorf zu begeistern. Von mehr Gehalt steht in dem Antrag allerdings nichts. Stattdessen geht es den Parteien um eine Imagekampage. Dazu SPD-Ratsherr Markus Raub: „Wir müssen den Interessenten sagen, dass wir sie brauchen und wollen.“ Außerdem soll die Verwaltung überlegen, wie Migranten der Zugang zum Arbeitsmarkt vereinfacht werden kann – zum Beispiel durch Sprachkurse oder Anerkennung ausländischer Abschlüsse.

Auch die Verwaltung selbst ist vom Fachkräftemangel betroffen. Das war Anfang des Monats auf Initiative der Grünen Thema im Personalausschuss. Aktuell sind 1000 Stellen unbesetzt. Darin enthalten sind auch Jobs, bei denen noch Anträge geprüft oder Mittel freigegeben werden. In manchen Fällen steht die Neubesetzung schon. Unterm Strich kommen laut Personaldezernent Andreas Meyer-Falcke auf 10.500 Stellen 500 in Fluktuation. „Das ist normal.“ In den nächsten Jahren werden es aber 700 werden. Allein mit der Übernahme der jährlich 300 Azubis wird diese Lücke nicht zu füllen sein.

„Früher sind pro Woche ein oder zwei Mitarbeiter gegangen, viele in Rente“, sagt Robert Wollborn-Schönfeld, Vorsitzender des Personalrats der Stadtverwaltung. „Heute sind es fünf bis sieben, davon gehen drei in Rente.“ Die Mitarbeiter wechselten nach seiner Beobachtung häufig in kleinere Kommunen. Dort seien die Lebenskosten niedriger. „Und, ganz ehrlich: Dort gehen die Uhren auch noch anders.“ Gerade weil in Düsseldorf viele Stellen unbesetzt seien, verteile sich die Arbeit auf weniger Schultern. Dass sorge für Stress.

Meyer-Falcke ist trotzdem überzeugt: „Es ist attraktiv, für uns arbeiten zu dürfen.“ Eine Plakatkampagne soll im Sommer die Pluspunkten herausstellen, von flexiblen Arbeitszeiten über Betriebssport bis zu Coachingangeboten. Er verweist zudem auf eine Kooperation mit der Alanus-Hochschule in Bonn: Schulbauingenieure sollen neben ihrer Ausbildung in Düsseldorf dort studieren können. Für Azubis ist ein weiteres Wohnheim in Planung. Zumindest die werden dann nicht mehr mit dem Wohnungsmarkt zu kämpfen haben.

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