Start des Vergabeverfahrens Eltern bangen um den Kita-Platz in Düsseldorf

Düsseldorf · Am Freitag startet die Vergabe der Kita-Plätze. Viele Eltern sind nervös. Hunderte Vormerkungen auf ein Dutzend Plätze sind keine Ausnahme. Selbst Kinder, die bislang einen U3-Platz hatten, könnten leer ausgehen.

 Julia Higgen mit Sohn Jona. Nach dem Sommer muss der Junge die bisherige Kita im RWI-Haus verlassen. Die neue Suche empfindet die Mutter als belastend.

Julia Higgen mit Sohn Jona. Nach dem Sommer muss der Junge die bisherige Kita im RWI-Haus verlassen. Die neue Suche empfindet die Mutter als belastend.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Für Julia Higgen war es ein Schock, als sie erfuhr, dass sie für ihren Sohn nach den Sommerferien einen neuen Kita-Platz suchen muss. „Jona besucht seit rund einem Jahr eine Einrichtung in Unterbilk. Wir haben gehofft, dass er dort auch nach seinem dritten Geburtstag bleiben kann“, sagt die 35-Jährige, die in der Energiebranche arbeitet und den Betreuungsplatz dringend braucht. Doch diese Hoffnung erfüllte sich nicht. „Wir haben in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt versucht die Zahl der Ü3-Plätze in der Einrichtung Unterbilk zu erhöhen, aber aufgrund der reduzierten Außenflächen und eines fehlenden Mehrzweckraums konnte die Betriebsgenehmigung nicht verändert werden. Wir bedauern das selbst am meisten, aber die Eltern wussten von Beginn an, dass ihre U3-Verträge befristet sind“, sagt Cornelia Fischer, Geschäftsführerin des „Kinderparadies“, das in Düsseldorf sieben Einrichtungen betreibt.

Die seit November laufende Suche nach einer Alternative für ihren Jungen empfindet Higgen als frustrierend. Rund 15 Kitas hat sie in Bilk und Umgebung kontaktiert, bei zehn konnte sie sich umsehen. Für einige hat sie sich im städtischen Kita-Navigator vormerken lassen. „Manchmal durfte ich vor Ort meinen Namen hinterlassen, gleichzeitig wurden aber meine Hoffnungen gedämpft. An einem Standort hieß es, es gebe für fünf freie Plätze mehr als 300 Vormerkungen. Das Ganze ist zum Verzweifeln.“

Damit steht die 35-Jährige nicht alleine. „In meinem Wohnumfeld habe ich schon vor Jahren aufgegeben, eine Kita zu suchen, da es unendliche Bewerberlisten gibt“, sagt eine dreifache Mutter aus dem Stadtnorden. Ihr Nachwuchs besucht eine Kita im Süden. Und eine andere klagt über die „absolute Intransparenz“ bei der Vergabe. „Man weiß einfach nicht, warum der eine am Ende eine Zusage bekommt und der andere nicht.“

Tatsächlich ist die Lage trotz 1000 zusätzlicher Plätze, die Stadt und freie Träger pro Jahr neu schaffen, ernst. „Rechnerisch fehlen rund 2000 Plätze“, sagt Johannes Horn. Dennoch mahnt der Jugendamtsleiter vor voreiligen Schlussfolgerungen: „Sehr viele Eltern tragen sich für zehn oder gar 15 Einrichtungen ein, um auf Nummer sicher zu gehen.“ Am Ende käme dann an bestimmten Standorten auf mehrere hundert Vormerkungen nur ein Dutzend Plätze. „Nach der ersten Vergabewelle, die am Freitag startet, folgt eine zweite Mitte März und auch danach ist das Verfahren noch lange nicht beendet“, sagt der Amtsleiter.

Gerade Ü3-Eltern könnten guten Mutes sein. „Ich halte es für realistisch, dass spätestens im Herbst etwa 98 Prozent aller Drei- bis Sechsjährigen einen Betreuungsplatz haben werden.“ Fälle wie die im Kinderparadies in Unterbilk seien eine Ausnahme. Eine Anschlussbetreuung in derselben Einrichtung sei „in Düsseldorf in aller Regel sichergestellt“.

Gudrun Siebel, die bei der Arbeiterwohlfahrt (Awo) den Kita-Bereich mit 25 Standorten verantwortet, versteht die Nöte der Eltern. „Wir haben nicht so viele Plätze wie das Herz groß ist“, sagt sie. Vor allem in der City und den urbanen Vierteln drumherum gebe es eine enorme Nachfrage. „Bisweilen müssen wir den Mangel verwalten und dafür gibt es manchmal keine gute Lösung.“ Den Vorwurf fehlender Transparenz weist sie aber klar zurück. „Geschwister, alleinerziehend, doppelte Berufsfähigkeit, Ausbildung, besondere soziale Härten – alles wird bei der Auswahl berücksichtigt.“ Dass es dennoch schmerzliche Entscheidungen geben kann, weiß sie nur allzu gut. „In einer Kita konnten wir am Ende unter lauter Gleichrangigen nur noch losen.“

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