Gastronomie in Rheinberg Personalnot in der Alten Apotheke

Rheinberg · Der Rheinberger Gastronom Oliver Prophet sucht händeringend Leute für alle Bereiche im Restaurant – bislang vergeblich. Wenn er an den Sommer denkt, wachsen seine Sorgen.

 Oliver Prophet blickt wenig zuversichtlich auf den Sommer.

Oliver Prophet blickt wenig zuversichtlich auf den Sommer.

Foto: Fischer, Armin (arfi )/Fischer, Armin ( arfi )

Der Blick auf die bevorstehende Terrassen- und Veranstaltungssaison macht viele erwartungsfroh. Oliver Prophet treibt der Gedanke derzeit um. Seit 22 Jahren führt er das Restaurant Alte Apotheke am Rheinberger Markt, ist zudem für die Bewirtung in der Stadthalle zuständig. Aktuell füllen sich die Auftragsbücher, die Menschen möchten trotz anhaltender Corona-Krise wieder essen gehen – doch niemand will kochen. Soll heißen: dem Gastronomen fehlt das Personal. Und zwar nicht nur in der Küche, sondern auch im Service.

Derzeit weiß er nicht, wie er das Geschäft stemmen soll. „Die Personaldecke ist aktuell in allen Bereichen sehr, sehr dünn“, bestätigt der Restaurant-Chef. Von einst 15 Mitarbeitern (sechs fest Angestellte, neun Aushilfen) seien ihm gerade mal acht (drei fest Angestellte, fünf Aushilfen) geblieben. Das wirke sich bereits jetzt auf den Restaurantbetrieb aus. Statt an fünf Tagen öffnet Prophet nur noch donnerstags bis sonntags ab 16 Uhr.

Mit einem Facebook-Aufruf hat der Gastronom nun auf seine Situation aufmerksam gemacht. Neben dem Posting hat er nichts unversucht gelassen, um potenzielle Bewerber anzusprechen: eine Suche über die Agentur für Arbeit, Stellenanzeigen in Zeitungen, Aushänge, sogar Einleger in der Speisekarte und nicht zuletzt Mundpropaganda. Dringend gesucht: ein Koch, ein oder zwei Fachkräfte für den Service sowie Spül- und eine Reinigungskraft. „Auch Quereinsteiger oder Studenten sind willkommen“, versichert er. Doch bislang seien alle Bemühungen ohne Erfolg geblieben. Wie ihm gehe es derzeit vielen Restaurant-, Café- und Hotelbetreibern – auch in Rheinberg.

Eine ganze Branche sucht händeringend Personal. Erst vor wenigen Tagen habe er eine Anfrage einer Band erhalten, ob er die Bewirtung ihres Konzerts übernehme. „Sage ich zu, muss ich zwei Tage das Restaurant schließen“, verdeutlicht Prophet sein Dilemma. Entweder Restaurantbetrieb oder Veranstaltung. Beides parallel – aktuell unmöglich.

Dabei kann es der Rheinberger den Kräften im Gastgewerbe nicht einmal verdenken, dass sich viele neu orientiert haben. Corona habe besonders die ohnehin schon angespannte Lage bei den Aushilfskräften verschärft. „Andere Branchen bieten neben mehr Sicherheit auch eine bessere Planbarkeit“, sagt Prophet. Vor allem in der Logistik hätten viele einen neuen Job gefunden.

Dass die Mitarbeiter zurückkehren, bezweifelt der 53-Jährige. Trotz der Anhebung von Mindestlohn und Verdienstgrenze für Minijobber – denn die Unsicherheit der Pandemie wiege schwer: „Wer weiß schon, was der nächste Herbst bringt – neue Virusvariante, neue Beschränkungen“, denkt Prophet. Doch er hofft. „Wenn‘s passt, werden wir flexibel sein und eine für beide Seiten zufriedenstellende Lösung finden“, verspricht Prophet noch zögerlichen Stellenbewerbern.

(nmb)
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