DHC Rheinland DHC Rheinland wird abgewickelt

DHC Rheinland · Heute will Geschäftsführer Heinz Lieven den Antrag auf Insolvenz beim Düsseldorfer Insolvenzgericht einreichen, als Folge davon wird bald der Spielbetrieb beim DHC Rheinland eingestellt. Profi-Handball wird es danach wohl nie mehr geben in Dormagen.

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Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Das Ende kam unspektakulär: 28 Jahre nach dem erstmaligen Aufstieg in die Zweite Liga, 24 Jahre nach dem Sprung in die Erstklassigkeit und gerade einmal drei Jahre nach dem erneuten Wiederaufstieg in die "stärkste Liga der Welt" verkündete Heinz Lieven gestern Morgen kurz nach elf Uhr im Besprechungsraum der Geschäftsstelle des DHC Rheinland das wohl endgültige "Aus" für den Dormagener Profi-Handball.

Heute will der Delhovener Unternehmer, Gesellschafter und Geschäftsführer zugleich des Dormagener Handball-Clubs, beim Düsseldorfer Insolvenzgericht den Antrag auf Insolvenz stellen. Damit steht der DHC 15 Spieltage vor Saisonende als erster Absteiger aus der Bundesliga fest. Wie lange der Tabellenletzte noch den Spielbetrieb aufrecht erhält, hängt im Wesentlichen davon ab, wie viele Spieler aus dem 18-köpfigen Kader bis zum Ende der Wechselfrist am 15. Februar einen neuen Arbeitgeber finden. "Wenn ich keine Leute mehr habe, kann ich auch nicht mehr spielen", sagt Trainer Kai Wandschneider, der auf jeden Fall gewillt ist, die Partien morgen bei den Füchsen Berlin und am Sonntag (17.30 Uhr) im Sportcenter am Höhenberg gegen MT Melsungen zu bestreiten.

Genau dieses Sportcenter bildete den Knackpunkt im Finanzgefüge, das Lieven innerhalb kürzester Zeit für den Nachfolgeverein des TSV Dormagen aufgestellt hatte. Nach der Insolvenz von HR Commitment, die für 350 000 Euro das Namensrecht erworben hatte, und dem Ausfall von fünf im Rahmen der "dualen Karriere" zugesagten Arbeitsplätzen klaffte eine Lücke im Etat, die Lieven trotz beträchtlicher Eigenmittel – der Geschäftsführer schoss nach eigenen Angaben neben dem Sponsoring durch seine Firma TPG weitere 300 000 Euro aus privaten Mitteln zu – nicht mehr schließen konnte. Zuletzt habe es sechs Interessenten – vier japanische, zwei Kölner Unternehmen – für den Hallennamen gegeben, sagt Lieven. Doch alle wären nur an einem mittelfristigen Engagement interessiert gewesen.

Der DHC-Geschäftsführer benötigte das Geld jedoch kurzfristig. Zwei Monate, so Lieven, hätte er noch die Spielergehälter zahlen können, danach nicht mehr. "Doch hätte ich erst dann Insolvenz angemeldet, hätte kein Spieler mehr wechseln können", begründet er den eher ungewöhnlichen Zeitpunkt seiner Entscheidung, die von den anderen Gesellschaftern "einstimmig" getragen worden sei.

Spielern und dem übrigen Personal hat Lieven gestern die Kündigung überreicht, datiert auf den 15. März. Das Kapitel Handball ist damit für ihn abgeschlossen. Theoretisch könnte ein neuer wirtschaftlicher Träger bis zum 28. Februar die Lizenz für die Zweite Liga beantragen, Zusagen von bisherigen und "fünf neuen Sponsoren" sollen vorliegen. "Doch die Kosten wären kaum geringer, die Einnahmen schon. Da ist eine Wirtschaftlichkeit nicht gegeben", begründet DHC-Aufsichtsratsvorsitzender Heinz Hilgers den Verzicht.

Der Dormagener Alt-Bürgermeister vermisst ebenso wie Lieven die Unterstützung aus Politik und Wirtschaft: Von 250 Unternehmen, die der DHC Anfang des Jahres mit der Bitte um Unterstützung in Höhe von je 5000 Euro angeschrieben hatte, sagten 16 ab. Der Rest antwortete gar nicht.

(NGZ)
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