Tsv Bayer Dormagen Der Meister zerlegt den Vizemeister

Dormagen · Dank seines nie gefährdeten 38:28-Sieges über den Leichlinger TV und der gleichzeitigen Niederlage des TuS Ferndorf in Wilhelmshaven liegt Handball-Drittligist TSV Bayer Dormagen nur noch einen Punkt hinter dem Spitzenreiter zurück.

 Nicht zu bremsen: Auch hoher körperlicher Einsatz wie hier von Bastian Munkel und Andre Loschinski (r.) konnte Tobias Plaz nicht an seinen fünf Treffern beim Dormagener 38:28-Sieg über den Leichlinger TV hindern.

Nicht zu bremsen: Auch hoher körperlicher Einsatz wie hier von Bastian Munkel und Andre Loschinski (r.) konnte Tobias Plaz nicht an seinen fünf Treffern beim Dormagener 38:28-Sieg über den Leichlinger TV hindern.

Foto: H. J. Zaunbrecher

Der größte Jubel schallte am Samstagabend eine halbe Stunde nach dem Schlusspfiff durchs Bayer-Sportcenter – als Pressesprecher Detlev Zenk die Kunde von der ersten Saisonniederlage des TuS Ferndorf unters Handballvolk brachte. Das 28:29 des Zweitliga-Absteigers beim Wilhelmshavener HV lässt den TSV Bayer Dormagen nämlich bis auf einen Punkt an den Tabellenführer der Dritten Liga West heranrücken.

Nun war es keineswegs so, dass die 1022 Zuschauer nicht schon vorher Grund zur Freude gehabt hätten. Doch das Duell des letztjährigen Meisters mit dem damals punktgleichen Vizemeister gestaltete sich so einseitig und eindeutig, dass es eigentlich nur um die Frage ging, ob am Ende eine zweistellige Tordifferenz auf der Anzeigetafel stehen würde. Was es schließlich mit dem 38:28 (20:15), mit dem der TSV Bayer dem Leichlinger TV die bisher höchste seiner vier Saisonniederlage beibrachte, auch tat.

"Wir hätten eigentlich schon nach zehn Minuten nach Hause fahren können", bekannte Jens Buss hinterher. Da nahm der Sportliche Leiter, der anstelle von Spielertrainer Maik Pallach das Sagen hat auf der Bank der Leichlingen, angesichts eines 2:7-Rückstandes bereits die erste Auszeit. Sie fruchtete nur kurz, nämlich genau sechzig Sekunden, in denen Jens Reinarz und Maik Schneider die Gäste auf 4:7 heranbrachten. Doch weil ihnen danach genau wie zuvor gegen die bestens postierte Deckung der Hausherren gar nichts Konstruktives einfiel, zogen die Dormagener binnen fünfeinhalb Minuten auf 13:4 (!) davon.

Dass sich danach nicht die große Langeweile breitmachte im weiten Hallenrund, war den Herren Jörg Berning und Hendrik Thiemann zu verdanken: Die Unparteiischen verteilten in einer zwar kämpferisch, aber keineswegs unfair geführten Partie insgesamt 32 Strafminuten (14 Dormagen, 18 Leichlingen), was Buss süffisant kommentierte: "Gut, dass die Partie so früh entschieden war, sonst wären am Ende auf beiden Seiten keine sechs Feldspieler mehr übrig gewesen ..."

Sei's drum: Leichlingen, aufgrund seiner gewohnt rustikalen Gangart wohl eher mit Unterzahlsituationen vertraut, kam mit dem vergrößerten Platzangebot auf dem Parkett besser zurecht, spielte immer wieder David Kreckler frei – was der Rechtsaußen, der so ziemlich als einziger aus dem Aufgebot der Gäste an die Form der vergangenen Spielzeit anknüpfte, zu neun Treffern aus ebenso vielen Versuchen nutzte.

Gegen seine Würfe fand auch Sven Bartmann kein Mittel. Der ansonsten nicht nur mit seinen 19 Paraden (!) glänzte, sondern auch mit einem genau gezielten Wurf über seinen zu weit vor dem Kasten stehenden Kollegen Juergen Suppanschitz hinweg zum 34:23 (51.) traf. Den Österreicher hatten die Leichlinger erst am Vortag verpflichtet – ob der 27-Jährige, der auch mal zum Aufgebot der Nationalmannschaft gehörte, den Gästen hilft, ihr Torhüterproblem zu lösen, lässt sich schwer prognostizieren, "schließlich hat ihn die Abwehr total im Stich gelassen", kritisierte Buss.

Jörg Bohrmann befand die seiner Mannen trotz der 28 Gegentreffer als ordentlich, "damit haben wir den Grundstein gelegt, davon hat auch Sven Bartmann profitiert." Wichtig sind dem Dormagener Trainer ohnehin nicht die statistischen Werte Einzelner: "Die Mannschaft hat funktioniert, das ist das wesentliche." Und in Euphorie versetzte den ehemaligen Bundesliga-Profi weder das siebte Spiel in Folge ohne Niederlage seiner eigenen Schützlinge noch die Kunde von der ersten Ferndorfer Schlappe: "Wir sind auf einem guten Weg, zu bestätigen, dass die vergangenen Saison kein Zufall war", sagt Bohrmann. Der Meister der Dritten Liga West hat einen Meister des Understatement auf der Bank.

(NGZ)
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