Frauenberatungsstelle und „Die Rübe“ Hilfe für Gewalt-Opfer nun auch in Dormagen

Dormagen · Die Frauenberatungsstelle hat die Aktion „Luisa ist hier“ auf Dormagen ausgeweitet. Erster Kooperationspartner: Die Rübe.

 Das Team der Frauenberatungsstelle Neuss (v.l.), die auch in Dormagen wirkt: Meike Offer, Heidi Westerkamp, Janne Gronen, Daniela Schligten, Ursula Habrich, Barbara Baik und Fleur König.

Das Team der Frauenberatungsstelle Neuss (v.l.), die auch in Dormagen wirkt: Meike Offer, Heidi Westerkamp, Janne Gronen, Daniela Schligten, Ursula Habrich, Barbara Baik und Fleur König.

Foto: Helga Bittner (hbm)

Für Mädchen und Frauen, die belästigt werden und sich nicht sicher fühlen, gibt es bald eine neue Anlaufstelle, um sich ohne viele Worte Hilfe zu holen: Das Jugendzentrum „Die Rübe“ wird bei der Aktion „Luisa ist hier“ zum ersten Dormagener Kooperationspartner der Frauenberatungsstelle Neuss, die für das Kreisgebiet zuständig ist.

Dabei können sich Mädchen und Frauen mit dem Codesatz „Ist Luisa hier?“ an die Mitarbeiter wenden, die sofort eine Hilfskette in Gang setzen – und bei akuter Gefahr und Belästigung als erstes Sicherheit bieten. „Dafür werden die Mitarbeiter durch uns geschult“, erläutert Sozialarbeiterin Meike Offer von der Frauenberatungsstelle Neuss. Nach der Quirinusstadt, wo drei Jugendzentren, ein Hotel und fünf Kneipen mitmachen, ist Dormagen die zweite Kommune im Rhein-Kreis, in der das Angebot läuft. „Es ist auch ein Statement der Kooperationspartner, mit dem sie sich gegen sexualisierte Gewalt aussprechen“, erklärt Offer.

 Kampagne „Luisa ist hier“ der Frauenberatungsstelle Neuss gibt es nun auch in Dormagen im Jugendzentrum „Die Rübe“ in Horrem.

Kampagne „Luisa ist hier“ der Frauenberatungsstelle Neuss gibt es nun auch in Dormagen im Jugendzentrum „Die Rübe“ in Horrem.

Foto: Frauenberatungsstelle

Ausgangspunkt ist die bundesweite Kampagne, die in Münster gestartet wurde und seit Juni 2017 in Neuss angeboten wird. „Es geht darum, dass Frauen und Mädchen in bedrohlicher Situation sofort ohne große Darlegung oder Details Hilfe erhalten“, führt sie weiter aus. Mit Plakaten und Aufkleber auf den Damen-Toiletten wird über diese Aktion „Luisa ist hier“ informiert. Das Personal erhält einen Handlungsleitfaden, um unaufgeregt reagieren zu können: Einen sicheren Ort bieten, aus der Situation herausholen, ein Taxi rufen und die Telefonnummer der Frauenberatungsstelle weitergeben. Dieser Codesatz gilt nicht nur in unmittelbarer Gefahr, sondern auch sonst, wenn sich belästigte Frauen (später) Hilfe holen wollen.

„Angrabschen ist zum Glück kein Kavaliersdelikt mehr“, hofft Meike Offer, dass sich Frauen weiter Hilfe holen. Die Frauenberatungsstelle berät und unterstützt die Frauen – nach vorheriger Terminabsprache – auch in Dormagen. Dass die Code-Frage „Ist Luisa da?“ durch das öffentliche Aushängen auch den Männern bekannt ist, die die Frauen belästigen, spielt nach den Erfahrungen in Neuss keine Rolle: „Das macht keinen Unterschied, ob er bemerkt, dass sich die Frau Hilfe holt, weil sie diese sofort erhält und aus der Situation geholt wird“, erläutert sie. Alle drei bis sechs Monate fragt Offer bei den Kooperationspartnern nach, ob sie neues Infomaterial oder auch Beratung und Begleitung wünschen: „Die Wirte melden uns, dass der Handlungsleitfaden für das Personal eine unglaubliche Erleichterung ist, da sie mehr Sicherheit erhalten – und das auch ausstrahlen.“ Dass nun auch eine Einrichtung in Dormagen mitmacht, sieht sie sehr positiv und hofft auf weitere Partner in der Chemiestadt.

Als Andreas Stefen, der Leiter der „Rübe“, im Sommer 2019 bei einer Spendenübergabe durch den Lions Club Dormagen durch Fleur König, Dormagener Mitarbeiterin der Frauenberatungsstelle, von der Aktion „Luisa ist hier“ hörte, war er sofort begeistert: „Damit können wir Mädchen ganz unkompliziert Hilfe vermitteln“, sagt er. Die Hilfskette starte, ohne dass die Betroffene irgendetwas schildern müsse. Für Andreas Stefen ist klar, dass er auch Jungen helfen würde, die mit diesem Code-Satz „Ist Luisa da?“ zu den Mitarbeitern kämen. „Wir sind vier Pädagogen, die sicher bei Problemen in der Einrichtung einschreiten, aber wer auch mit Gewalterfahrung von zu Hause oder von der Straße, aus dem Quartier zu uns kommt, kann sicher sein, dass wir ihnen helfen“, betont Stefen. Die Rübe als Anlaufstelle bei Gewalterfahrung, Belästigung und anderen Problemen – „dass es bei uns Hilfe gibt, soll zu einer weiteren Stärkung der Sicherheit für Mädchen führen“, meint der Leiter. In der „Rübe“ am Rübenweg hinter dem Schützenplatz gibt es auch Rückzugsmöglichkeiten, so dass sich die Mädchen auch ohne Zuhörer an die Mitarbeiter wenden können.

Die Einrichtung des Diakonischen Werkes ist zurzeit wegen der Coronavirus-Pandemie geschlossen. Aber so bald „Die Rübe“ wieder geöffnet hat, werden die Mitarbeiter rund anderthalb Stunden geschult, um auf die Hilfskette vorbereitet zu sein. „Das ist sehr minimaler Aufwand, sehr unkompliziert, mit sehr großer Wirkung“, ist sich Stefen sicher. Auch er hofft, dass sich weitere Einrichtungen an der Aktion „Luisa ist hier“ beteiligen. Während der Pause hat Stefen über digitale Wege weiter den Kontakt zu den Jugendlichen: „Das funktioniert gut.“

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