Jugendeinrichtung in Dormagen-Horrem Unkomplizierte Beratung für Jugendliche mit psychischen Problemen

Rhein-Kreis · „#totalnormal“ heißt das neue Beratungsprogramm für junge Leute mit psychischen Problemen, das ab Mai in der Jugendeinrichtung „Die Rübe“ in Dormagen-Horrem angeboten wird. Vor Ort gibt es Sprechstunden mit Fachkräften.

 Sie stehen für das neue Angebot „#totalnormal“: (v.l.) Dominik Danieluk, Martin Köhne, Johanna Müchler, Verena Krause, Laura Rehmet, Karsten Mankowsky, Martin Farhadi und Andreas Stefen.

Sie stehen für das neue Angebot „#totalnormal“: (v.l.) Dominik Danieluk, Martin Köhne, Johanna Müchler, Verena Krause, Laura Rehmet, Karsten Mankowsky, Martin Farhadi und Andreas Stefen.

Foto: Georg Salzburg(salz)

Andreas Stefen erzählt von einem jungen Mädchen, das regelmäßig die Angebote der Jugendeinrichtung „Die Rübe“ wahrnimmt. Irgendwann dann sprach die 15-Jährige von ihren Problemen, dem täglichen Leistungsdruck, dem sie sich ausgesetzt fühlt, den ständigen Schlafstörungen. Die Folge: Sie ritzte sich an Armen und Beinen, fast täglich. „Wir haben es dann geschafft, dass sie nach einem Jahr bereit war, in eine Klinik zu gehen“, sagt der Leiter der Einrichtung, die in Trägerschaft der Diakonie Rhein-Kreis Neuss ist.

Stefen weiß: „Es gibt viele Jugendliche mit Depressionen und anderen psychischen Probleme.“ Und wie die Erwachsenen, reden auch die Mädchen und Jungen nicht darüber, schon gar nicht zu Hause. Er hat 2015 am Arbeitskreis „Aktionsbündnis gegen Depressionen“ teilgenommen, danach mit 30 jungen Leuten ein Projekt dazu in der „Rübe“ angeboten. „Ich war überrascht, wie offen die Gespräche waren“, sagt er. Nicht also von ungefähr, dass es nun ab Mai in Horrem ein Beratungsangebot geben wird eben für solche Jugendlichen, der Name „#totalnormal“. Entwickelt wurde es gemeinsam von der Einrichtung „Die Rübe“, dem Kreisgesundheitsamt sowie dem Neusser Alexius-/Josef-Krankenhaus.

Dessen Ärztlicher Direktor Martin Köhne spricht von einem „cleveren Weg“, der gefunden sei, mit einem niedrigschwelligen Angebot den Betroffenen zu helfen. „Denn zu den Mitarbeitern hier haben sie Vertrauen, sie kennen den Ort, öffnen sich leichter.“ Angelegt ist das Angebot erst einmal auf zwei Jahre. Und praktisch sieht es so aus: Es wird pro Quartal einen Nachmittag geben, an dem für zwei Stunden Ärzte, Psychologen oder Kinder-Psychiater nach Horrem kommen und dort Einzelgespräche führen, die ungefähr 20 Minuten dauern sollen. Wünschen das die Mädchen und Jungen, kann auch ein Mitarbeiter der „Rübe“ dabei sein.

In dem Gespräch soll geklärt werden, woher die Probleme kommen und wie sie wieder verschwinden können. Wenn weitere Hilfe notwendig ist, dann sollen die Jugendlichen weiter „vermittelt“ werden. „Nach zwei Jahren werden wir Bilanz ziehen“, sagt Karsten Mankowsky, Gesundheitsdezernent des Rhein-Kreises. Dass das Projekt danach weiter läuft, davon ist Köhne ziemlich überzeugt, denn: „Der Bedarf ist da“, sagt er. Und: „Jährlich begehen in Deutschland 10.000 Menschen Selbstmord, darunter viele Jugendliche.“

Wünschenswert wäre, dass das neue Angebot kreisweit zur Verfügung stünde. „Doch dazu brauchen wir auch Unterstützer“, so Martin Köhne. Das sieht auch Karsten Mankowsky so, der betont, dass der Rhein-Kreis vom Deutschen Städtenetzwerk als Kompetenzzentrum für Kinder- und Jugendgesundheit ausgezeichnet ist. „Das ist uns schon ein großes Anliegen. Wir wissen, dass viele junge Menschen psychische Störungen haben. Die können sie nicht allein bewältigen. Und wir wollen dabei helfen, ihnen den Weg ins Erwachsenenleben zu erleichtern“, sagt er.

Ist das Angebot angelaufen, soll es über die Einzelgespräche hinaus auch die Möglichkeit geben, im Plenum über psychiatrische Erkrankungen zu sprechen. Auch Eltern der betroffenen Kinder und Jugendlichen können von dem Angebot Gebrauch machen. Zum ersten Termin am 28. Mai werden zwei Fachkräfte in der „Rübe“ sein.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort