Bildung in Dormagen Massive Kritik an Sekundarschul-Planung

Dormagen · Im Eigenbetriebsausschuss geraten die Projektsteuerer unter Druck und räumen Fehler ein. Sie sollen jetzt endlich eine Risikoeinschätzung für die Sekundarschule und den Lernort Horrem vorlegen.

 Die Baustelle der Sekundarschule aus der Vogelperspektive. Dass dort einmal die modernste Schule im Rhein-Kreis stehen soll, davon ist noch immer wenig zu sehen.

Die Baustelle der Sekundarschule aus der Vogelperspektive. Dass dort einmal die modernste Schule im Rhein-Kreis stehen soll, davon ist noch immer wenig zu sehen.

Foto: Georg Salzburg(salz)

Wie viel in dem Bau-Desaster rund um die Sekundarschule und den Lernort Horrem bislang schief gelaufen ist, davon bekamen Politiker und Öffentlichkeit in der Sitzung des Betriebsausschusses einen ersten Eindruck. Zweieinhalb Stunden versuchten die beiden Projektsteuerer die Ursachen für das Chaos zu erklären, dass die Sanierung der Sekundarschule mit 15,5 Millionen Euro fast doppelt so teuer wird als ursprünglich veranschlagt und das Projekt später fertig wird. Eine Kernaussage der erbosten Politiker formulierte Hans-Joachim Woitzik vom Zentrum: „Wofür brauchen wir Sie eigentlich?“

Wie prekär und schwierig die Situation ist, hatte Bürgermeister Erik Lierenfeld vor zehn Tage bei der Veröffentlichung des massiven Verzugs erklärt: Es gebe keine Möglichkeiten, den ursprünglichen Zeitplan noch einzuhalten, denn „wir sind an die vergaberechtlichen Bestimmungen gebunden und können nicht einfach freihändig Aufträge vergeben.“ Norbert Brauer (Dormagen), der mit Andreas Bischoff (Köln) das Projektsteuerer-Duo bildet und erst später ins laufende Projekt einstieg, versuchte sich in detaillierten technikspezifischen Erklärungsversuchen. Zusammenfassend gesagt: Die Substanz der Sekundarschule ist äußerst marode; immer wieder gab es neue Überraschungen; vor Sanierungsbeginn gab es keine detaillierten Untersuchungen der Substanz durch die vorher Verantwortlichen (Brauer: „Kein Mensch hat den Bestand analysiert“); es wurde schon gebaut, ehe die Planungen abgeschlossen waren; Baukostensteigerungen. Worüber am Dienstag Abend nicht gesprochen wurde: Offenbar war die interne Kommunikation so schlecht, dass die nach Bürgermeister Lierenfeld Hauptverantwortliche und erste Betriebsleiterin Tanja Gaspers („Es war ein höchst diffuses Licht für mich“) erst im Oktober darauf stieß, dass irgendetwas im Eigenbetrieb und bei diesem Projekt nicht stimmt.

Die Sekundarschule soll aus heutiger Sicht im Februar 2021 fertig sein, so sagen es die beiden Projektsteuerer. Der in einem Zusammenhang stehende Lernort Horrem verschiebt sich erneut – auf Juli 2023. Als dieser Ort mit Kita, OGS und Grundschule geplant wurde, hieß es 2016, dass er 2019 umgesetzt und nutzbar ist.

Einer der Hauptkritiker war am Dienstag Hans-Georg Döring (FDP). Er nannte die Arbeit der Projektsteurer „Flickschusterei“ und fragte nach der „Risikoanalyse“, die bei solchen Projekten üblich sei, und nach einem Bauzeitenplan mit den wichtigsten Gewerken. Die Einwände seien „gerechtfertigt“, entgegnete Brauer. Er müsse zugestehen, dass er hätte sagen können, dass es Risiken gebe. Deutlich wurde auch Zentrumschef Woitzik: „Warum haben wir Sie, wenn ein solches Projekt so ein Desaster wird?“ Bürgermeister Lierenfeld äußerte die Erwartung, dass die Projekteurer „Ross und Reiter“ nennen. „Welche Risiken sind ersichtlich, wie sieht es mit den Kosten, wie mit den Ausschreibungen aus?“ Lierenfeld bestand darauf, dass kurzfristig eine Risikoanalyse vorgelegt wird und nicht erst zur nächsten Sitzung Mitte März. Am Ende fasste die schulpolitische Sprecherin Birgit Burdag (SPD) die Stimmung in einem Satz zusammen: „Sie haben ihre Arbeit nicht richtig gemacht.“

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