Weihnachtsaktion in Dormagen Die Tafel kämpft gegen Altersarmut

Dormagen · Für die Weihnachtswunschbaum-Aktion mit dem Lions Club wurden neue Schwerpunkte gebildet – auch wegen der Arbeitsbelastung, enttäuschter Familien und vereinzelter Päckchen mit Müll.

Zu Weihnachten anderen Menschen Gutes zu tun, die auf Hilfe angewiesen sind, ist für viele Dormagener eine Herzensangelegenheit. Das zeigt sich in der Spendenbereitschaft für soziale Zwecke, aber auch an liebevoll gepackten Geschenken für die Wunschbaumaktionen des Lions-Clubs oder „Weihnachten im Schuhkarton“ der Awo. Da auch in Dormagen die Altersarmut zunimmt, wie Claudia Manousek, Vorsitzende der „Dormagener Tafel“ seit Monaten beobachtet, möchte sie noch mehr dagegen angehen. „Daher freue ich mich sehr, dass der Lions-Club dieses Jahr auch für Senioren Karten in den Weihnachts-Wunschbaum hängt, das ist toll“, erklärt sie. An erster Stelle der individuellen Wünsche der Rentner, die die Tafel gesammelt hat, stehen ganz klar Gutscheine für Drogeriemärkte oder Apotheke. „Es ist wichtig, dass sie sich auch ein schönes Duschgel oder eine Bodylotion mit angenehmem Duft gönnen können, das sie selbst aussuchen“, so die Tafel-Chefin. Auch über Kaffee freuen sich die Dormagener Senioren, wie Manousek weiß.

In der Woche versorgt die Dormagener Tafel an der Kölner Straße 1300 bis 1400 Menschen – inklusive des Jugendzentrums „Die Rübe“. Darunter sind auch Kunden, die an zwei Tagen Waren abholen. „Die Anzahl ist konstant, allerdings hat die Zahl der Flüchtlinge, die zu uns kommen, stark abgenommen. Jetzt sind es vor allem Rentner, die auf die Tafel angewiesen sind“, so Manousek bei einem Interview mit unserer Redaktion im August. Diese Altersarmut sei auch eine Folge der hohen Arbeitslosigkeit vor einigen Jahren, die sich jetzt in geringeren Renten widerspiegele.

Geldspenden nimmt der ehrenamtliche Tafel-Verein, der den Betrieb und die Ausgabe komplett selbst finanziert, immer gern entgegen. „Wir wollen, dass weniger Lebensmittel vernichtet werden und arme Dormagener und Worringer gutes Essen erhalten“, betont Manousek. Auch über Ehrenamtler, die helfen, freut sich die Tafel, die zurzeit 800 Arbeitsstunden in der Woche leistet: 70 Mitarbeiter, darunter viele Ehrenamtler, Bufdis und Mini-Jobber stemmen mit 16 ehrenamtlichen Fahrern das Abholen, die Lagerung und die Ausgabe von Lebensmitteln. Genau für die Lagerung braucht die Tafel dringend mehr Platz. „Wir wären froh, wenn wir unseren geplanten Neubau so schnell wie möglich realisieren könnten“, sagt Manousek, doch die Umsetzung des Baus auf dem Grundstück neben der Baptistenkirche neben dem Dormagener Schützenplatz verzögert sich.

Platzprobleme sind auch ein Grund, warum die Tafel in diesem Jahr auf die Weihnachtspäckchen-Aktion für Kinder verzichtet: „Hier ist kein Platz für 340 Pakete“, so Claudia Manousek. Allerdings haben auch die Erfahrungen aus den Vorjahren mit fordernden Familien und enttäuschten Kindern dazu beigetragen, wie sie erläutert. „Leider war außerdem ab und zu auch Müll in den schön verpackten Päckchen“, schildert sie auch widerlichen Inhalt: „Der Höhepunkt waren drei benutzte Windeln.“ Natürlich sei die Mehrzahl „wirklich liebevoll ausgesuchte Geschenke in schön verpackten Päckchen“ gewesen, allerdings könne sie den Arbeitsaufwand, alle Päckchen vorher prüfen zu lassen, im Weihnachtsstress mit ihren Mitarbeitern nicht leisten. Daher erhalten die Kinder dieses Jahr in Abstimmung mit dem Lions-Club einen Schwimm-Gutschein. „Das ist auch sehr sinnvoll und führt nicht zu Ärger unter den Geschwistern, weil jemand mehr als der andere bekommen hat.“

Die Tafel-Vorsitzende regt zudem an, den Kindern der Familien, die zur Dormagener Tafel kommen, lieber Schoko-Weihnachtsmänner oder andere Leckereien zu schenken. „Die Schokoladen-Figuren können gern bei uns an der Tafel ab dem 9. Dezember abgegeben werden“, erläutert sie.

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