Große Umzüge in Dinslaken und Hünxe abgesagt Sankt Martin wird „stille Nacht“

Dinslaken / Voerde / Hünxe · Die großen Martinszüge in Dinslaken und Hünxe fallen auch dieses Jahr aus. Für den Martinsmarkt in Friedrichsfeld gibt’s noch Chancen, aber leicht würde die Organisation nicht. Warum die Veranstalter sich so entschieden haben und wie es ihnen damit geht.

 Eine Laterne leuchtet in der Dunkelheit. Ein großes „Lichtermeer“, wie man es aus Dinslaken oder Hünxe kennt, wird es in diesem Jahr wohl wieder nicht geben.

Eine Laterne leuchtet in der Dunkelheit. Ein großes „Lichtermeer“, wie man es aus Dinslaken oder Hünxe kennt, wird es in diesem Jahr wohl wieder nicht geben.

Foto: RP/Markus Werning

Die Entscheidung sei schwergefallen, „wie alle Entscheidungen, die wir in dieser Richtung treffen mussten“, sagt Edith Ostermann-Schelleckes, stellvertretende Vorsitzende des Heimatvereins Hünxe. Aber der große Martinsumzug, eigentlich eine traditionelle Gemeinschaftsaktion für das Dorf, soll auch dieses Jahr ausfallen. „Das Risiko ist uns zu groß“, erklärt Ostermann-Schelleckes. „Das ist ja eine Veranstaltung von 800 bis 1000 Leuten. Kinder, Eltern, Großeltern. Die Abstände sind da nicht zu gewährleisten, und es sind auch keine Kontrollen möglich.“

Zwar dürfen Martinsumzüge in diesem Jahr stattfinden. Das hat das Land Nordrhein-Westfalen deutlich gemacht. Doch Anfang November wird es eine neue Corona-Schutzverordnung geben, und was darin steht, kann jetzt noch niemand sagen. Und Veranstalter wollen sich bei dem, was sie tun, auch sicher fühlen. „Die Erlaubnis ist die eine Seite, die Machbarkeit ist die andere Seite“, sagt Ostermann-Schelleckes.

Das jahreszeitliche Ritual wird im Hünxer Dorfleben fehlen. Viele Menschen fragten derzeit beim Verein danach, erzählt Ostermann-Schelleckes. „Aber das Verständnis ist da“, sagt sie. „Wir hoffen auf nächstes Jahr.“

Auch in Dinslaken hat man sich zur schweren Entscheidung durchgerungen. „Aufgrund der Rahmenbedingungen haben wir uns dazu entschlossen, den doch sehr großen Martinszug ersatzlos ausfallen zu lassen – und uns mit voller Kraft aufs nächste Jahr zu stürzen“, sagt Ingo Tenberg vom Heimatverein Dinslaken. Daran ändern auch die aktuellen Signale der Landesregierung nichts, ergänzt der Vereinsvorsitzende Ronny Schneider: Erstens brauche man ohnehin einen viel längeren Vorlauf, um so einen Zug zu organisieren. Zweitens könne man letzten Endes einfach nicht für angemessene Corona-Sicherheit sorgen.

„Das sind sicherlich über 1000 Menschen, die da unterwegs sind“, führt Ingo Tenberg aus. Weder könne man für Abstände sorgen, noch ermitteln, ob Leute geimpft seien oder nicht. Zumal es der Atmosphäre wohl kaum zuträglich wäre, so etwas auch nur guten Willens zu versuchen: „Es ist letztendlich doch für die Leute nicht schön, wenn man da den Kontrolletti macht.“

Ein düsteres Vorzeichen für die Zukunft soll in die Entscheidung aber niemand hineindeuten. „Dieser Martinsumzug ist seit Jahrzehnten fester Bestandteil des Kulturlebens in Dinslaken“, sagt Ingo Tenberg und versichert: „Das werden die Dinslakener wieder erleben. Mit voller Wucht, mit allem, was dazu gehört. Der Sankt Martin wird wieder reiten.“ Aber erst unter besseren Umständen.

Ähnlich sieht man es beim Heimatverein Eppinghoven. Auch der hat seine Veranstaltung abgesagt, „zum Schutze besonders unserer kleinsten Gäste“, so der Vorsitzende Jürgen Otte. „Es passt aus unserer Sicht nicht zusammen, dass die Schulen, Kindergärten und Einrichtungen der Tagespflege mit viel Aufwand versuchen, die Kinder zu schützen, und bei uns stehen die Kinder dann bei der Mantelteilung am Martinsfeuer eng an eng.“

Eine Institution Voerde ist der Martinsmarkt mit Umzug in Friedrichsfeld, und der wird auch dieses Jahr stattfinden. Der Markt geht am Freitag, 5. November, am Nachmittag los, abends kommt Sankt Martin zu Pferde vorbei und nimmt die Kinder mit zum Rundgang durch den Ort, mit Musik und allem drum und dran. Die Planung stand wegen einiger Unwägbarkeiten lange auf der Kippe.

Auch für kleinere Veranstaltungen, etwa von Schulen oder Kitas, gibt es bislang nur vereinzelte Anmeldungen. Aber natürlich könnte diese Zahl in den nächsten Wochen noch wachsen. So plant in Dinslaken die Hagenschule einen Umzug von der Hagenstraße aus im großen Bogen rund um die Schule. In Hünxe hat bislang die Grundschule Drevenack angekündigt, dass sie mit „ihren“ Kindern durchs Dorf wandern will. In Bruckhausen soll es dem Vernehmen nach ebenfalls Überlegungen geben. Bei der Stadt Voerde hat die Grundschule Friedrichsfeld als bislang einzige einen Zug angekündigt, so die Stadt-Sprecherin Miriam Gruschka.

Bei den kommunalen Kitas sowohl in Voerde als auch in Hünxe hat es Abfragen gegeben: Diese planten lediglich interne Aktionen in den Gruppen, heißt es.

Hier und dort gibt es auch noch Trostpflaster von Vereinen. Der Heimatverein Hünxe will beispielsweise wieder Stutenkerle an die Schul- und Kita-Kinder verteilen, um zumindest deren interne Veranstaltungen zu unterstützen. Der Heimatverein Eppinghoven will den Zusammenhalt im Dorf durch besondere Aktionen wie „Eppinghoven leuchtet“ und „Eppinghoven teilt wie Martin“ stärken, und auch in Eppinghoven gibt’s Stutenkerle für die Kita-Kinder.

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