Islamverband Ditib setzt umstrittenen Funktionär vor die Tür

Deutschlands größter Islamverband trennt sich von seinem langjährigen Sprecher, Bekir Alboga. Als Grund nannte der Verband Albogas Versuch, für die Partei des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan zu kandidieren.

Bekir Alboga (Archiv).

Bekir Alboga (Archiv).

Foto: dpa/Michael Kappeler

Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) hat sich von ihrem Abteilungsleiter für Familie und soziale Dienste, Bekir Alboga, getrennt. Als Grund nannte der Verband Albogas Versuch, für die Partei des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan zu kandidieren. „Diese politische Tätigkeit und die ihm übertragenen Aufgaben im Ditib-Verband sind nicht vereinbar. Aus diesem Grunde wurde auf arbeitgeberseitiger Veranlassung einvernehmlich die sofortige Beendigung des Beschäftigungsverhältnisses vereinbart“, teilte der Verbandsvorstand mit.

Er dankte Alboga für dessen Arbeit, seinen Einsatz für die Muslime in Deutschland sowie für sein Engagement in der interkulturellen und interreligiösen Zusammenarbeit. Man wünsche ihm für seinen weiteren Weg viel Erfolg. Durch seine Medienarbeit sowie die Teilnahme an Vorträgen und Veranstaltungen habe sich Alboga als Vermittler betätigt und sich entsprechend dem Vereinsgrundsatz der Ditib für Verständnis, Respekt und Toleranz zwischen den Religionen in der Gesellschaft eingesetzt, hieß es.

Alboga war lange Zeit Generalsekretär und Sprecher der Ditib. Im Dezember hatte er die Wiederwahl in den Vorstand verfehlt, seitdem war er Abteilungsleiter für Familie und soziale Dienste. Anfang Mai hatte Ditib bekannt gegeben, dass Alboga für die islamisch-konservative AKP in seiner Heimatprovinz Konya kandidieren wolle. In der Türkei finden am 24. Juni sowohl die Parlaments- als auch die Präsidentenwahl statt. Die nordrhein-westfälische Staatssekretärin für Integration, Serap Güler (CDU), und der Kölner Grünen-Politiker Volker Beck kritisierten Albogas Plan, in die türkische Politik zu wechseln, damals scharf. Alboga stand Anfang der Woche jedoch nicht auf den offiziellen Wahllisten, die der Wahlkommission in Ankara gemeldet wurden. Zu den Gründen seiner Nichtberücksichtigung wollte Alboga gegenüber unserer Redaktion keine Angaben machen.

Alboga kam 1980 nach Deutschland, wo er Islamwissenschaften studierte. Neben seiner Tätigkeit bei der Ditib war er mehrfach Sprecher des Koordinationsrats der Muslime, einem Dachverband aus Ditib, Zentralrat der Muslime in Deutschland, Islamrat und dem Verband islamischer Kulturzentren. 2013 erwarb Alboga neben der türkischen auch die deutsche Staatsangehörigkeit.

(jaco)
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