Ärger am Düsseldorfer Airport "Sie haben Pech, Ihr Flug ist überbucht"

Düsseldorf · Die Airlines überbuchen ihre Maschinen aus wirtschaftlichen Gründen. Die Fluggäste bleiben dabei auf der Strecke. Der Fluggastverband "Flightright" warnt Betroffene davor, sich als Entschädigung mit Gutscheinen zufrieden zu geben.

 Carmen Porschen.

Carmen Porschen.

Foto: Anne Orthen (ort)

Carmen Porschen ist guter Dinge, als sie drei Stunden vor Abflug mit ihren vier Freundinnen am Check-in-Schalter von Eurowings am Düsseldorfer Flughafen an der Reihe ist. Die Frauen freuen sich seit Monaten auf ihren fünftägigen Städtetrip in Lissabon. "Wir würden gerne zusammensitzen", sagt die 36-Jährige. "Und wenn es geht, nicht in einer ungeraden Reihe. Wir sind da ein bisschen abergläubisch." Die Frau am Schalter guckt auf ihren Bildschirm und antwortet: "Mal sehen, ob Sie überhaupt fliegen. Sieht eher schlecht für Sie aus." Die Frauen halten das zunächst für einen Scherz. Doch schnell vergeht ihnen das Lachen. Die Maschine sei überbucht. Zwei von ihnen müssten hier bleiben. Da sei nichts zu machen. Sie hätten Pech, könnten aber die nächste Maschine nach Lissabon nehmen, sagt die Frau am Schalter. "Die geht morgen ab Stuttgart."

Die fünf Frauen sind wütend, nehmen aber zähneknirschend das Angebot an. "Sonst wären unsere Hotels verfallen, die wir bereits bezahlt haben. Und die Rückflüge mit einer anderen Airline", erklärt Porschen, die eine der beiden ist, die erstmal nach Stuttgart fliegen müssen. "Das ist eine große Sauerei. Wir haben schließlich nichts falsch gemacht. Sind pünktlich da gewesen und haben auch keine Billigtickets gekauft", sagt sie.

Die teilweise Überbuchung von Flügen sei gängige Praxis im Airline-Business, teilt ein Sprecher von Eurowings auf Anfrage mit. Man müsse dies machen, um wettbewerbsfähige Preise anbieten und hohe Auslastungen erreichen zu können. "Eine systemseitige Sammlung historischer Daten erlaubt hierbei eine Berechnung möglicher Passagiere, die nicht zu ihrem gebuchten Flug erscheinen", sagt der Sprecher. Branchenintern hieße das "No Shows". Mit diesen Erfahrungswerten würden Flüge zu einem gewissen Grad überbucht. Die Höhe der Überbuchung sei entsprechend abhängig von der Prognose der "No Shows" sowie streckenspezifischen Parametern. Ausnahmen gebe es für Zeiträume und Strecken, für die erwartet wird, dass alle Passagiere zum Abflug erscheinen - zum Beispiel zum Ferienbeginn. "Hier werden keinerlei Überbuchungen vorgenommen", so der Eurowings-Sprecher. Ähnlich äußert man sich bei der Lufthansa. "Auch wir überbuchen Flüge. Es lässt sich aus wirtschaftlichen Gründen nicht vermeiden, dass Fluggäste zurückbleiben", sagt ein Lufthansa-Sprecher.

Nach Angaben einer Eurowings-Mitarbeiterin, die anonym bleiben möchte, seien sogar zehn Prozent aller Flüge überbucht. "Das betrifft vor allem die Businessflüge. Maschinen nach Spanien oder nach Lissabon dürften eigentlich nicht überbucht sein - aber auch das nimmt zu", sagt sie. "Der einzelne Fluggast zählt nicht. Über den geht man dann einfach hinweg, zahlt ihm eine Entschädigung."

Der Fluggastverband "Flightright" kritisiert die Entschädigungsleistungen mancher Airlines als verbraucherfeindlich. "Manchmal bieten sie den Fluggästen lediglich billige Gutscheine an, die den wahren Wert der Entschädigung nicht annähernd decken, und sie lassen die Passagiere zusätzlich dazu eine Verzichtserklärung bezüglich weiterer Ansprüche unterschreiben", sagt eine Sprecherin. Wenn betroffenen Fluggästen ein Gutschein oder ähnliches in die Hand gedrückt werde, sollten diese deutlich machen, dass sie nicht freiwillig vom Flug zurückgetreten seien und den Gutschein ausdrücklich nicht als Ausgleich der unfreiwilligen Nichtbeförderung akzeptieren. "Denn es wird ganz bewusst mit dem Unwissen der Reisenden gespielt und darauf spekuliert, dass diese frustriert aufgeben werden, wenn es um die oft hindernisreiche und langwierige Durchsetzung der Entschädigungsansprüche auf eigene Faust geht", sagt die Sprecherin.

Carmen Porschen hat sich davon nicht abschrecken lassen - auch wenn es aufwendig gewesen sei. Sie hat ihr Flugticket und alle zusätzlichen Rechnungen bei Eurowings eingereicht. "Nach zwei Wochen hat man mir dann mitgeteilt, dass ich 400 Euro Entschädigung bekomme, und die Kosten für ein Taxi in Höhe von 20 Euro erhalte ich zurück", sagt sie. Das sei aber zu wenig, findet die 36-Jährige. "Mein Hinflugticket allein hat ja schon 300 Euro gekostet. Zudem wurden mir die Hotelkosten für die entgangene Nacht in Lissabon nicht erstattet. Das ist schon eine Frechheit", sagt sie.

(csh)
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