Naturschützer in Sorge Zahl der Gartenvögel in NRW geht weiter zurück

Düsseldorf · Über 10.000 Bürger beteiligten sich Mitte Mai allein in Nordrhein-Westfalen an der jährlichen Aktion des Naturschutzbundes Deutschland. Sie zählten so wenige Gartenvögel wie noch nie seit Beginn der Initiative vor 14 Jahren.

 Der Haussperling wurde in den NRW-Gärten am häufigsten gesichtet.

Der Haussperling wurde in den NRW-Gärten am häufigsten gesichtet.

„Wir sind über die Zahlen enttäuscht, aber davon nicht überrascht. Denn leider bestätigen sie den Trend der vergangenen Jahre“, sagt Heinz Kowalski, Sprecher des Landesfachausschusses Ornithologie im Nabu NRW. 10.401 Vogelliebhaber nahmen sich zwischen dem 10. und 13. Mai eine Stunde Zeit, um zu protokollieren, wie viele Gartenvögel sie in dieser Zeit erblickten. Insgesamt zählten sie 215.600 Vögel - so wenige waren es seit Beginn der Aktion vor 14 Jahren noch nie.

Dementsprechend verzeichnet der Nabu auch bei einzelnen Arten Negativrekorde, etwa bei Amsel, Elster und Buchfink. Am stärksten betroffen ist der Star mit einem Rückgang um 23 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Häufig finden die Vögel in den Gärten nicht mehr genügend Nahrung und keinen Platz mehr für ihren Unterschlupf“, sagt Kowalski.

Das liege unter anderem daran, dass viele Gärten mittlerweile Steinmauern statt Hecken sowie Kies- und Steinflächen statt natürlicher Böden hätten. „Da kommt dann kein Regenwurm mehr durch, das ist eine schreckliche Entwicklung“, sagt Kowalski. Als weiteren wichtigen Grund nennt der Nabu-Sprecher den Insektenschwund.

Auch die Monokulturen und der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft wirkten sich negativ auf den Bestand der Gartenvögel aus. „Mitunter haben wir in den Städten sogar bessere Bedingungen als auf dem Land, da dort weniger mit Pestiziden gearbeitet wird, insgesamt sind die Unterschiede aber gering“, sagt Kowalski. Doch es gebe auch ein paar positive Entwicklungen.

Haussperling ist Nummer eins unter NRW-Gartenvögeln

So sei der Bestand der Körnerfresser wie Fink und Meise weniger stark zurückgegangen. Und bei der Amsel hat der Usutu-Virus, der durch Stechmücken übertragen wird, bislang noch nicht wie befürchtet zugeschlagen. „Vor allem hat sich aber der Haussperling als sehr robust erwiesen, weil er wohl eine höhere Anpassungsfähigkeit hat und nicht ganz so anspruchsvoll ist“, sagt Kowalski. So wurde der Spatz über 25.000 Mal in den Gärten gesichtet und war damit die Nummer eins unter den NRW-Gartenvögeln 2018.

Die wenigen positiven Beispiele können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Zahlen insgesamt rückläufig sind. Doch was können Gartenliebhaber tun, um ihren Garten vogelfreundlich zu gestalten?

„Wichtig ist es, nicht alles zuzubauen, um Lebensraum und Nistgelegenheiten zu bewahren. Und dann sollte der Garten insektenfreundlich gehalten sein“, sagt Kowalski. „Das bedeutet, den Rasen nicht andauernd zu mähen und auch mal Laub liegenzulassen.“ Insgesamt sollte der Garten naturbelassener sein, das gelte auch für Parks. Mit dem Nabu sucht Kowalski deswegen auch regelmäßig das Gespräch mit den Stadtverwaltungen.

Mit der Beteiligung von über 10.000 Vogelliebhabern in NRW ist Kowalski zufrieden. Zudem wurden 147 verschiedene Vogelarten protokolliert. „Mit den Zahlen können wir schon eine Menge anfangen, es ist immerhin die größte Aktion im Bereich Bürgerwissenschaft in ganz Deutschland“, sagt Kowalski. Demnächst will der Nabu mit der „Woche der Insekten“ eine ähnliche Initiative starten.

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