Unternehmertag in Düsseldorf „Mit grünen Ideen schwarze Zahlen schreiben“

Düsseldorf · Die NRW-Unternehmer fordern einen Streckbetrieb der Atomkraft. Die Energieministerin setzt dagegen auf einen schnelleren Ausbau der Erneuerbaren und verspricht, das Land werde einen Interessensausgleich zwischen Windkraftgegnern und -befürwortern schaffen.

 Mona Neubaur, NRW-Ministerin für Wirtschaft, Klimaschutz und Energie.

Mona Neubaur, NRW-Ministerin für Wirtschaft, Klimaschutz und Energie.

Foto: B90/Grüne NRW

Der Unternehmerpräsident von NRW, Arndt Kirchhoff, hat am Mittwoch beim Unternehmertag in Düsseldorf an die Politik appelliert, die Wirtschaft nicht allein zu lassen: „Das gilt für den Umgang mit schwierigen Staaten und erst recht mit unseren Freunden“, sagte er und verlangte einen neuen Anlauf für ein umfassendes Freihandelsabkommen mit den USA.

„Die Debatte über Chlorhühnchen kommt einem aus heutiger Sicht klein und nichtig vor.“ Zugleich prophezeite er, dass die Gaspreise nicht auf ihr altes Niveau zurückkehren würden und auch die zuvor schon hohen Strompreise massiv durch die Decke schießen würden: „Das wird Unternehmen wie Privathaushalte gleichermaßen überfordern“, sagte er und verlangte auch hier weitere Entlastungen.

In Richtung der Gastrednerin der Veranstaltung, NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne), sagte er, es sei völlig richtig, die Energiewende massiv zu beschleunigen. „Wir müssen die teuren Gaskraftwerke aus der Stromproduktion herausnehmen, die Kohlekraftwerke schneller aus der Reserve holen und zumindest über einen Streckbetrieb der Kernkraftwerke nachdenken.“ Zugleich forderte er von Land und Bund schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren: „Der Umbau des Landes zur ersten klimaneutralen Industrieregion kann an dieser Frage auch scheitern.“

„Wir sind Spielball dessen, was sich der Kreml überlegt, wie man Gas einsetzen kann“, sagte Neubaur. Es sei ein Geschäftsmodell der russischen Führung, „aber auch ein Wirtschaftskrieg, der gegen uns geführt wird“. Umso wichtiger sei es, dass Wirtschaft und Politik im Dialog blieben: „Wir brauchen Ihre Ideen“, sagte Neubaur und versprach: „Sie werden mit grünen Ideen schwarze Zahlen schreiben.“ Die Politik werde alles dafür tun, dass die Transformation gelinge. Dazu müsse es aber auch genügend Fachkräfte geben – durch gezielte Zuwanderung und eine höhere Frauenerwerbstätigkeit dank einer besseren Kinderbetreuung. In Richtung der Unternehmer sagte sie: „Sie haben an ganz vielen Stellen längst erkannt, dass die ,9 to 5‘-Zeit vorbei ist.“

Neubaur bezeichnete den Ausbau der erneuerbaren Energien als wesentliche Bausteine für eine prosperierende Wirtschaft. Natürlich werde dies zu Konflikten führen, etwa bei der Windkraft. Sie verteidigte die Abschaffung pauschaler Abstände. Zugleich müsse auch bei Tierschützern Kompromissbereitschaft vorhanden sein. „Wir trauen uns zu, in unserem Zukunftskoalitionsvertrag dieser Realität mit entschlossenem Willen entgegenzutreten.“

Wer heute die alten Märchen versuche zu singen, dass Umwelt und Wirtschaft im Widerspruch zueinander stünden, der blicke selten auf das, was in den Zukunftsmärkten unterwegs sei. „Viele von Ihnen suchen gezielt nach Förderungen, diesen Weg zu beschreiten. Und nicht, weil die Grünen das wünschen, sondern weil es im internationalen Markt eine Grundvoraussetzung ist.“

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