Kolumne Studentenleben Fragen, die noch zu mastern sind

Von wegen unbeschwerte Studienzeit: Unser Autor möchte sich eigentlich auf seine Bachelorarbeit konzentrieren. Aber schon jetzt lenken ihn Fragen und Ängste ab, was danach sein könnte.

Sebastian Klomp studiert Medien- und Kulturwissenschaft an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.

Sebastian Klomp studiert Medien- und Kulturwissenschaft an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.

Foto: Sebastian Klomp/privat

Mit zusammengekniffenen Augen starre ich in das Licht meines Laptopbildschirms. Im Dunkel des Raumes leuchten sonst nur die orangefarbenen Ziffern meines Weckers: Mittwochmorgen, 3.08 Uhr. Eigentlich möchte und sollte ich längst schlafen. Und doch surrt auf dem Bett neben mir das Gebläse des Laptops, der sich mit mir durch verschiedene Studienportale mit Master-Empfehlungen und unübersichtliche Universitätswebseiten arbeitet.

Es ist ein bisschen wie ein Déjà-vu zu meiner Zeit vor den Abiklausuren, die erschreckenderweise nun schon fast vier Jahre her ist. Statt zu schlafen und am nächsten Tag weiter zu lernen, lag ich damals aus Stress und Angst vor der Zeit danach nachts wach und habe verschiedene Ausbildungsplätze und Studiengänge „ergooglet“, um zumindest ein bisschen Klarheit zu bekommen, wie es nach der Schule weitergehen sollte. In gewisser Weise wiederholt sich das Ganze nun. Statt an Lernzetteln für organische Chemie sitze ich jetzt an meiner Abschlussarbeit beziehungsweise tue dies eben nicht.

Dafür recherchiere ich immer wieder mögliche Masterstudiengänge, um gegen die Unsicherheit der Post-Bachelor-Zeit anzukämpfen. Und wieder stelle ich mir die gleichen Fragen wie vor dem Studium: Was erwarte ich von meinem zukünftigen Master? Welche Wege öffnen sich durch die Wahl? Womit verbaue ich mir möglicherweise Chancen durch eine thematische Spezialisierung? Und: Traue ich mich dieses Mal endlich wirklich weg von Zuhause? Also so wirklich, wirklich. Nicht nur zwölf U79-Stationen Richtung Süden entfernt von meiner Heimatstadt Duisburg nach Düsseldorf.

Mal etwas wagen. Wie weit traue ich mich weg? Nur bis Köln oder Bonn? Vielleicht bis Mainz, Lüneburg, Kiel? Oder sogar das Land verlassen? Kopenhagen, Zürich, Wien? Einfach mal raus aus der Komfortzone. Obwohl, die heißt ja auch nicht ohne Grund so. Umso weiter ich mich weg traue, umso mehr Distanz entsteht zwischen mir und meiner Familie, zwischen Freunden und Freundinnen aus dem Studium in Düsseldorf und denen, die ich sogar noch aus der Schulzeit habe.

Nach dem Abi habe ich mich das nicht getraut und bin einfach dort geblieben, wo ich mich aus- und auch die Leute drumherum kannte. Doch vielleicht dieses Mal. Noch einmal irgendwo neu anfangen. Dabei stellt sich irgendwo leise im Hinterkopf dann auch noch die Frage: Wenn ich weggezogen bin, in einer neuen Stadt lebe und mir in einer neuen Heimat Freundschaften und ein Netzwerk aufgebaut habe – lasse ich das dann in zwei Jahren wirklich alles wieder einfach hinter mir und komme zurück nach Duisburg?

All diese Gedanken und die Entscheidung, die ich dann irgendwann in etwa einem halben Jahr treffen muss, machen mir jetzt schon Angst. Und führen dann wiederum zu solchen Nächten, in denen ich mir immer noch mehr Möglichkeiten, Entscheidungen und Pläne ergoogle, was ich nach der Bachelorarbeit alles mache könnte.

Zunächst sollte ich die Arbeit vermutlich aber erst einmal schreiben.

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