Porträt Yilmaz Dziewior Der deutsche Pavillon wird in Köln geplant

Köln · Kurator Yilmaz Dziewior ist Direktor des Museums Ludwig in Köln. Er wird die Ausstellungsräume bei der Kunst-Biennale in Venedig im Mai 2021 gestalten. Allerdings schließt er nicht aus, dass die große Kunstausstellung auf 2022 verschoben wird.

  Museumsdirektor Yilmaz Dziewior

 Museumsdirektor Yilmaz Dziewior

Foto: dpa/Oliver Berg

Namen sind bis auf Weiteres Geheimsache. Allein Yilmaz Dziewior (55), Direktor des Museums Ludwig in Köln, wird bereits wissen, welche Künstlerinnen oder Künstler von Mai 2021 an Deutschland auf der Biennale von Venedig repräsentieren sollen. Denn Außenminister Heiko Maas hat ihn soeben zum Kurator des deutschen Pavillons ernannt.

Worin besteht der Reiz, im Zeitalter der Globalisierung einen national gebundenen Pavillon zu gestalten? Im Gespräch mit unserer Zeitung nennt Dziewior mehrere Gründe. „Der Ort ist determiniert. Man ist unweigerlich mit der Frage nationaler und kultureller Identität konfrontiert.“ Denn die Nationalsozialisten gestalteten den Pavillon 1938 so um, dass er sich als monumentale Selbstdarstellung des Dritten Reichs eignete. „Man ist in diesem Zusammenhang Stellvertreter für eine Nation, in diesem Fall Deutschland. Und es ist gerade in unserer Zeit sich verschärfender Nationalismen eine spannende Frage, welche Künstler der Gegenwart sich damit auseinandergesetzt haben.“ Die Herausforderung bestehe darin, keine vereinfachenden Antworten zu geben, sondern anzuknüpfen an deutsche Beiträge im Pavillon während der zurückliegenden Jahrzehnte: „Hans Haacke und Anne Imhof waren für mich zwei Pole zwischen konkreter historischer Aufarbeitung und einer Abstrahierung der Fragestellung.“ Das bedeutet, dass im deutschen Pavillon das Thema Deutschland wichtiger ist als die nationale Zugehörigkeit der Ausstellenden. Schließlich, so sagt Dziewior, haben zu diesem Thema auch solche Künstlerinnen und Künstler etwas beizutragen, die zwar vielleicht aus Afrika stammen, aber seit Langem in Deutschland leben und die Situation hier beobachten.

Bei der Auseinandersetzung mit deutscher Vergangenheit will es Dziewior nicht belassen: „Für mich ist gravierend, in welcher Zeit wir gerade leben: ein weltweiter Ausnahmezustand. Ich bin mir sicher, dass der Beitrag im deutschen Pavillon nicht so tun wird, als hätte es das nicht gegeben.“ Die Frage, „wie ich mich in dieser globalen Krise positioniere“, werde dort „auf jeden Fall Widerhall finden“.

Dziewior ist vom Staat auserwählt worden, diesen Staat mit einer Kunstausstellung zu repräsentieren. Kann das gut gehen, fühlt er sich vereinnahmt? Dziewior: „Ich bin mir bewusst, dass ich mich dieser Vereinnahmung nicht entziehen kann. Schließlich habe ich dem Projekt zugestimmt. Doch wenn Sie mit Vereinnahmung Beeinflussung meinen: Da bin ich sehr zuversichtlich, dass das nicht der Fall sein wird. Zensur ist in bundesrepublikanischer Zeit auch zuvor im deutschen Pavillon nicht vorgekommen. Die Person des Kurators hatte immer die Carte blanche.“

Nur noch ein Jahr ist es hin bis zur Eröffnung der 59. Kunst-Biennale von Venedig – ist das nicht recht knapp? Dziewior: „Ein Jahr Vorlauf ist durchaus seriös. Es geht ja hier nicht um eine Retrospektive mit vielen Leihgaben.“ Doch ein anderes Problem deutet sich an: Eigentlich soll im August in den Giardini von Venedig die Architektur-Biennale eröffnet werden. Das wird sich aber wegen der Pandemie wohl nicht verwirklichen lassen. Dziewior hält es für möglich, dass die Architektur-Biennale aufs nächste Jahr verschoben wird – und die Kunst-Biennale auf 2022. „Doch zurzeit“, so der Kurator, „gehen wird davon aus, dass unsere Biennale im Mai 2021 eröffnet wird.“

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