Kirche Eucharistie unter der Schutzwand

Köln · Im Kölner Dom wurde die erste öffentliche Messe seit sechs Wochen gefeiert. Wo sonst 1500 Menschen Platz finden, waren diesmal als Schutzmaßnahme nur 122 zugelassen. Zudem mussten sie sich zuvor angemeldet haben.

 Karidnal Woelki teilt im Dom die Kommunion hinter einer Schutzwand aus.

Karidnal Woelki teilt im Dom die Kommunion hinter einer Schutzwand aus.

Foto: dpa/Robert Boecker

Schwierig sei es gewesen, ein Gefühl von Gemeinschaft und Nähe aufkommen zu lassen, meint Kardinal Rainer Maria Woelki. Wir treffen den Kölner Erzbischof am Ausgang der Sakristei nach einem Sonntagsdienst, der kein gewöhnlicher war: Nach sechs Wochen wurde wieder die erste Heilige Messe im Dom mit „Publikum“ gefeiert, und es war ein echter Stresstest für Kirche und Gläubige. Wo sonst 1500 Besucher sitzen können, waren diesmal 122 in den Bänken von Domschweizern großzügig verteilt worden – auf Corona-Abstand gewissermaßen.

An diesem Sonntag wie auch bei nachfolgenden Messen geht es nur mit Voranmeldung. Natürlich sind die Zulasskarten kostenlos, werden am Eingang aber kontrolliert. Wohl noch nie war der Zugang zur Kirche so schwierig – besonders zur Eucharistie. Der Aufwand, der jetzt betrieben wird, ist nur vom Glaubenskern her zur verstehen: „Die Kirche lebt aus der Eucharistie und sie lebt in der Eucharistie“, sagt Woelki im Gottesdienst. Sie ist ein österliches Geschehen und kündet von der Überwindung des Todes.

Keine Mühen sind darum zu gering. So sind unsere Laufwege zum Altar markiert, große Punkte auf dem Kirchenboden verraten den richtigen Sicherheitsabstand. Und zum Abendmahl werden mobile Spuckschutzwände vor den Altarraum gerollt, die Hostien unter der Plexisglasscheibe hindurchgereicht. Vieles ist plötzlich zur Gefahrenzone geworden. Wirkliche Andacht beim Empfang des Leibes Christi fällt schwer.

Das weiß auch der Erzbischof, der nach eigenen Worten das Gefühl hatte, in eine fast leere Kirchen zu sprechen – etwa über die vielen caritativen Helfer, „Corona-Engel“ nennt er sie. Zudem darf nicht gesungen werden, und auch die gesprochenen Gebete drohen sich im Kirchenschiff zu verlieren. Der Friedensgruß untereinander bleibt aus, ein Kopfnicken zum entfernten Banknachbarn muss reichen.

Ist das jetzt schon ein Stück Normalitat? Ein „Fortschritt“ sei es doch, sagt der Erzbischof, im Vergleich zu den vergangenen Wochen. Rund 30 Gottesdienste wurden im Dom früher wöchentlich gefeiert; bis zu sieben sonntags. Dies dürfte für die nächste Zeit und selbst mit derart beschränkter Teilnehmerzahl schwer zu organisieren sein. Geplant sind einstündige Messen, wobei die erste schon mit 30 Minuten „überzog“. Dennoch hat der Dom Vorteile: mit seiner Größe und den Domschweizern als Helfer. In etlichen Gemeinden vielerorts sieht das anders aus. Öffentliche Messen werden erst später „versucht“; manche wollen wegen des hohen Aufwandes darauf vorerst ganz verzichten.

Info Anmeldungen zu Messen im Kölner Dom ab dem 6. Mai unter:
www.koelner-dom.de/zugangskarten

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