Fund am Tierheim in Remscheid-Lennep Katze im Schuhkarton eingesperrt

Remscheid · Zuerst dachte Andrea Reitzig, vielleicht sei ein Vogel darin, jedenfalls ein kleineres Tier. Was schlimm genug wäre. Doch als die Leiterin des Remscheider Tierheims den grünen Schuharton öffnete, lag darin eine kleine, dreifarbige Katze. Lebendig, Gott sei Dank.

 In diesem Karton wurde die Katze am Sonntag vor dem Tierheim abgestellt. Sie lag dort bäuchlings drinnen, konnte sich nicht bewegen. Inzwischen geht es dem Tier aber wieder gut.

In diesem Karton wurde die Katze am Sonntag vor dem Tierheim abgestellt. Sie lag dort bäuchlings drinnen, konnte sich nicht bewegen. Inzwischen geht es dem Tier aber wieder gut.

Foto: Tierheim Remscheid

Der Karton stand Sonntag vor dem Eingang des Tierheims an der Schwelmer Straße, verschlossen mit Klebeband und mit ganz kleinen Löchern versehen. Die hätten aber laut Reitzig nichts gebracht. „Wenn das Tier niemand gefunden hätte, wäre es krepiert“, sagt sie.

Doch das Tier wurde gefunden, zwei Besucher des Tierheims haben den Karton gesehen und zu Retzig gebracht. Sie öffnete ihn, die „Katze lagt da bäuchlings drinnen, sie konnte sich nicht bewegen“, sagt die Tierheimleiterin.

Schnell machte der Fall in den sozialen Medien die Runde. In der Gruppe „Vermisste & Fundtiere 42 Remscheid“ wurde ein Bild des Kartons gepostet. In den Kommentaren machte sich Empörung breit. „Was sind das für Menschen“ fragten User, „Null Verständnis“ gebe es für so etwas.

Verständnis zeigt Andrea Reitzig auch nicht. Aber es sei nicht so, dass der grüne Karton ein Einzelfall ist. Immer wieder würden Tiere in viel zu kleinen Behältnissen einfach vor dem Tierheim abgestellt. „Das ist für die Tiere ganz schlimm.“ Sie erinnert sich an einen Dackel, der ebenfalls im Karton gefunden wurde. „Das ist kein Sonderfall“, sagt sie. Und: In den letzten Jahren sei es gefühlt schlimmer geworden.

Die Gründe dafür kennt die Tierheimleiterin nicht. Aber oft, vermutet sie, würden gerade sozial schwächere Personen ihre Haustiere einfach irgendwo abstellen, statt sie regulär im Tierheim abzugeben. Weil dafür sonst eine Gebühr fällig werden würde. Sie verstehe, dass diese Menschen die Gebühr eventuell nicht zahlen könnten, sagt Reitzig. „Das kann aber keine Ausrede für so etwas sein. Wir können doch über alles reden. Uns geht es nicht ums Geld, es geht uns einzig und allein um das Wohl der Tiere.“

Außerdem sei man als Tierheim dafür da, Tiere in Notsituationen aufzunehmen. Oft würden die Menschen ihre Begleiter aber auch aus profanen Gründen abgeben: Weil sie umziehen müssten und in der neuen Wohnung keine Tiere erlaubt seien, weil sie schlichtweg von der Haltung überfordert sind. Das versteht Reitzig nicht. „Dann kann es mit der Liebe zu den Tieren ja nicht so weit sein.“

Ein weiteres Problem ist, dass immer wieder Menschen ihre vierbeinigen Begleiter über eBay-Kleinanzeigen kaufen. Oft wissen die Käufer nicht, ob das Tier Vorerkrankungen hat oder ob es schwer zu erziehen ist. Dadurch wären einige überfordert. Auch der Ersthalter lasse sich hier oft nicht nachvollziehen. „Eigentlich sollte man den Verkauf auf eBay verbieten“, sagt Reitzig.

Im aktuellen Fall war die Katze „erstmal völlig durch den Wind. Wir haben sie dann isoliert untergebracht, sie beruhigt“. Dem Tier, das nach Reitzigs Schätzung zwischen einem und zwei Jahren alt ist, gehe es inzwischen gut. Eben weil es schnell genug gefunden wurde. Wenn das nicht der Fall ist, kann es aber auch schnell schiefgehen. Deswegen findet es Reitzig wichtig, auf solche Fälle aufmerksam zu machen. „Tierheim heißt nicht immer nur kleine, süße Tiere. Auch so etwas ist die Realität.“
Eirik Sedlmair

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