Wirtschaft in Remscheid Sona – Furcht vor Arbeitsplatzverlust

Innenstadt · Im April soll ein neues Konzept vorgelegt werden, um das Werk aus der Insolvenz zu führen. Die Stimmung unter der Belegschaft ist schlecht. Verhandlungen mit den Gläubigern.

 Die Präzisionsschmiede Sona an der Papenberger Straße hat Insolvenz angemeldet.

Die Präzisionsschmiede Sona an der Papenberger Straße hat Insolvenz angemeldet.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Die 590 Mitarbeiter der Sona Präzisionsschmiede an der Papenberger Straße leben weiter in großer Unsicherheit um ihren Arbeitsplatz. Erst im April soll sich entscheiden, wie es mit dem Remscheider Traditionsunternehmen und den Standorten in Duisburg und München weitergeht. „Die Stimmung ist nicht besonders gut“, sagt Betriebsrat Norbert Römmelt. Aber nicht erst seit der Anmeldung der Insolvenz. „Es rumpelte schon im vorigen Jahr bei uns“, sagt Römmelt.

Die Eröffnung des Insolvenzverfahrens wurde am 27. Januar beim Amtsgericht in Wuppertal eingereicht. „Mit dem Insolvenzantrag wurde gleichzeitig die Anordnung der Eigenverwaltung beantragt“, teilte die Geschäftsführung damals mit. Bei dieser Form der Insolvenz behält das Unternehmen als Schuldner die Verfügungsgewalt. Die Kontrolle liegt weiterhin bei der Geschäftsführung. „Mit der geplanten Sanierung im Eigenverwaltungsverfahren schaffen wir für beide Unternehmen die Basis, sich den zukünftigen, wachsenden Anforderungen des Marktes erfolgreich zu stellen“, sagt der neue CEO Andreas Stoltze der Sona BLW Gruppe zu der bekanntgegebenen Sanierungsentscheidung.

Sona ist dabei, mit Hilfe eines Sanierungsspezialisten sowie Anwälten, ein Sanierungskonzept zu erstellen: „Ziel ist der Erhalt des Geschäftsbetriebs und somit die Fortführung des Unternehmens“, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens.

Der Betriebsrat geht davon aus, dass an Restrukturierungsmaßnahmen gearbeitet wird. Das heißt, es gibt einen Abbau der Arbeitsplätze. Die Krise der Autoindustrie mache dem Werk ordentlich zu schaffen. Auch die Banken seien wohl nicht mehr bereit, entsprechende Kredite zu geben. Das Unternehmen stellt Stahlteile für verschiedene Geschäftsfelder her. Die an den Pressmaschinen in Millimeterarbeit gefertigten Schmiedestücke werden in Autos, Lastwagen, Agrar- und Baumaschinen oder in Bahnen eingebaut. Die Gehaltsabrechnung für die Mitarbeiter brachte auch eine ziemliche Überraschung. Es gab nur einen Abschlag von 80 Prozent. Römmelt versichert aber, es werde alles nachgezahlt. Die Agentur für Arbeit übernimmt während der Insolvenz die Gehälter. Das verlange zunächst eine Umstellung der Formulare für die Lohnzettel. „Nichts ist sicherer als das Insolvenzgeld“, sagt Römmelt.

Von den Mitarbeitern bei Sona gehören viele zu den gesuchten und bestens ausgebildeten Fachkräften. Wahrscheinlich hätten sie gute Chancen, eine neue Anstellung bei einer anderen Firma zu finden. Doch Römmelt betont: „Unsere Mitarbeiter wollen, dass es hier weitergeht. Alle ziehen mit.“

Es gebe zwar auch Abwerbungen. Aber so beweglich sei der Markt nicht. „In unserer Region gibt es mehrere Betriebe, die schwanken.“ Außerdem existiere bei Sona so etwas wie eine eingeschworene Gemeinschaft. 90 Prozent der Mitarbeiter arbeiten seit 19 Jahren in dem Betrieb. „Da überlegt man sich dreimal, ob man wechselt.“

Im Jahr 2008 hatte Thyssenkrupp die Präzisionsschmiede GmbH mit den Standorten Duisburg, Remscheid und München an den indischen Maschinenbaukonzern Sona Group verkauft. Vor einem Jahr standen die Arbeiter von Sona auf der Straße und streikten. Für die Arbeitnehmer in der Stahlindustrie fordert die IG Metall sechs Prozent mehr Lohn sowie eine Verlängerung der Tarifverträge zu Altersteilzeit, Beschäftigungssicherung und Werkverträgen. Außerdem soll die Branche auch für junge Menschen attraktiv bleiben: Auszubildende sollen eine überproportionale Erhöhung ihrer Vergütungen sowie eine zusätzliche Urlaubsvergütung von 600 Euro erhalten. Die Einigung lag beim Lohn bei 3,2 Prozent.

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