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Verbände fordern Entlastung für Ölheizung Gehen Verbraucher mit Öl- und Pelletheizung leer aus?

Düsseldorf · Knapp 4,6 Millionen Ein- und Mehrfamilienhäuser in Deutschland heizen derzeit mit alten Ölheizkesseln. Von der Gaspreisbremse aber profitieren die Verbraucher nicht. Gibt es dafür andere Pläne? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Die Preise für Heizöl steigen kontinuierlich, noch hat die Politik aber keine Entlastungen auf den Weg gebracht.

Die Preise für Heizöl steigen kontinuierlich, noch hat die Politik aber keine Entlastungen auf den Weg gebracht.

Foto: dpa-tmn/Patrick Pleul

Entlastungen für Gasverbraucher sollen kommen. Die von der Bundesregierung eingesetzte Expertenkommission hat vorgeschlagen, für Gas- und Fernwärmekunden den Dezember-Abschlag zu übernehmen, zudem soll ab dem Frühjahr eine Gaspreisbremse greifen. Doch wie sieht es für Verbraucher aus, die auf Heizöl oder Holzpellets setzen? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Was fordern die Fachverbände? Der Wirtschaftsverband Fuels und Energie und der Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband (DEPV) fordern die Bundesregierung dazu auf, nachzusteuern. Man befürchte mit Blick auf die Gaspreisbremse eine Ungleichbehandlung. „Sollten diese Pläne umgesetzt werden, würden für Haushalte, die sich durch Heizöl oder Holzpellets mit Wärme versorgen, gegenüber der subventionierten Erdgas- oder Fernwärmeheizung jährlich Mehrkosten in Höhe von mehreren hundert Euro anfallen“, sagt Adrian Willig, Hauptgeschäftsführer von Fuels und Energie. So begrüßenswert die Entlastung der Menschen auch sei, sie dürfe nicht zu solchen Ungleichbehandlungen führen.

Wie viele Menschen heizen mit Öl? Eine am Montag veröffentlichte Studie über Flüssiggas im Wärmemarkt von Bert Oschatz, Geschäftsführer des Institutes für technische Gebäudeausrüstung (ITG), zeigt, dass 4,6 Millionen Ein- und Mehrfamilienhäuser in Deutschland derzeit mit alten Ölheizkesseln heizen. Vor allem im ländlichen Raum sind die Ölheizungen im Einsatz. Dort fehlen Wärmenetze, die etwa aufgrund des großen Abstands zwischen den Häusern unrentabel wären.

Wie groß ist der Nachteil für Haushalte mit Ölheizung? Würden die Pläne der Expertenkommission zur Gaspreisbremse so umgesetzt, hätte eine Familie mit Ölheizung nach Verbandsberechnungen künftig fast 700 Euro höhere Kosten im Jahr. „Heizöl und Holzpellets sind gut speicherbare Energieträger. Die elf Millionen Haushalte, die sie deutschlandweit nutzen, haben mit Tank oder Pelletlager ihren eigenen Energievorrat und leisten so einen wertvollen Beitrag zur Versorgungssicherheit“, sagt DEPV-Geschäftsführer Martin Bentele. Zugleich hätten aber auch sie seit Beginn des Kriegs in der Ukraine deutlich gestiegene Brennstoffkosten zu schultern.

Wie stellen sich die Verbände eine Ölpreisbremse vor? Wie eine Entlastung genau aussehen könnte, wolle man der Politik überlassen, so DEPV-Pressesprecherin Anna Katharina Sievers. „Es gibt viele Verbraucher, die vor zehn, zwölf Jahren auf eine Pelletheizung umgestiegen sind, um den Schritt in Richtung erneuerbare Energien zu gehen. Um von den Fossilen wegzukommen, waren hohe Investitionssummen notwendig. Diese Verbraucher nun zu benachteiligen, wäre das falsche Signal“, sagt Sievers.

Wie hoch sind die Preise für Heizöl und Pellets? Die Heizölpreise in Deutschland bewegen sich weiter auf einem hohen Niveau, am Freitag kostete ein Liter knapp 1,60 Euro. Vor einem Jahr waren es noch 90, Mitte Oktober 2020 gar nur 40 Cent. Ähnlich ist der Trend auch bei Holzpellets: Aktuell zahlt man für 1000 Kilogramm etwas unter 700 Euro – eine Verdoppelung im Vergleich zum Frühjahr.

Will die Bundesregierung Haushalte mit Ölheizung unterstützen? Das Bundeswirtschaftsministerium erklärt, dass die Steigerung bei den Gaspreisen die höchste Kostenbelastung für Private und Wirtschaft sei. „Daher liegt hier ein Schwerpunkt der Maßnahmen“, so eine Sprecherin. Bei Strom und Gas ist eine zentralisierte Netz- und Versorgerstruktur vorhanden, daher sei eine breite Adressierung möglich. „Bei den dezentralen Märkten für Mineralölprodukte, Holz oder Kohle ist das so nicht möglich, so dass hier nicht das gleiche Instrument greifen kann“, heißt es aus dem Ministerium.

Wie positionieren sich die Regierungsfraktionen? Die Bundesregierung hatte bislang noch keine Preisbremse für Heizöl vorgestellt. Matthias Miersch, Vizechef der SPD-Bundestagsfraktion, aber kündigte in der vergangenen Woche im Bundestag an, dass auch die Nutzer von Öl- und Pelletheizungen in das Hilfsprogramm aufgenommen würden. „Auch wenn siebenfache, achtfache Steigerungen die Ausnahme sind, sollen diejenigen, die auf Öl oder auf Pellets gesetzt haben, nicht alleingelassen werden“, sagt Miersch. Und auch der Koalitionspartner FDP will die Entlastungen breiter streuen. Fraktionsvize Lukas Köhler sagt: „Die Entlastung von den hohen Gaskosten sollte nicht dazu führen, dass Haushalte mit einer Öl- oder Pelletheizung unter dem Strich schlechter gestellt werden.“

Was sagt die Opposition? Die CDU pocht unterdessen darauf, dass die Mehrwertsteuer auf Energie in der Krise generell auf sieben Prozent gesenkt wird. „Dem Beschluss zu Gas und Fernwärme müssen weitere Schritte folgen: Bei Strom ist das ohne Weiteres möglich und gerade auch mit Blick auf die Schlechterstellung der erneuerbaren Energien überfällig. Auch die Mehrwertsteuer auf Öl muss befristet gesenkt werden. Das muss die Bundesregierung jetzt endlich sehr zeitnah europäisch abstimmen und national umsetzen“, sagt Andreas Jung, energiepolitischer Sprecher der Unionsfraktion auf Anfrage unserer Redaktion.

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