Handelskonzern Cyberangriff auf die Metro

Düsseldorf · Der Handelskonzern hat eine Attacke von außen als Ursache für den Ausfall der IT-Infrastruktur ausgemacht. Bei Onlinebestellungen gibt es noch Verzögerungen, Kartenzahlung ist wieder uneingeschränkt möglich.

Supermarkt-­Eingang  der Metro in Düsseldorf.

Supermarkt-­Eingang der Metro in Düsseldorf.

Foto: picture alliance / imageBROKER/dpa

Wer in den vergangenen Tagen versucht hat, eine E-Mail an Beschäftigte des Großhandelskonzerns Metro zu schreiben, mag über den Hinweis gestolpert sein, die Zustellung der Nachricht verzögere sich. Das dürfte noch eines der kleineren Probleme gewesen sein bei einem Ereignis, das der Konzern auf seiner Website selbst als IT-Sicherheitsvorfall bezeichnet. Die Analyse läuft noch, aber die Metro bestätigt, dass es einen Cyberangriff auf die Systeme des Unternehmens gegeben hat. „Die Metro AG hat alle relevanten Behörden über den Vorfall informiert und wird selbstverständlich mit ihnen in jeder möglichen Weise kooperieren“, erklärte der Handelsriese.

Woher der Angriff kam, den die Metro nach eigenen Angaben am Montag bemerkt hat, bleibt noch offen. Auf jeden Fall ist er groß angelegt. Denn die Metro ist nicht nur in Deutschland, sondern auch in den Nachbarländern Frankreich und Österreich betroffen. In der Konzernzentrale laufen die meisten Prozesse nach Angaben eines Sprechers mittlerweile reibungslos, aber in den Märkten gibt es noch Probleme. Die sind nach dem Angriff geöffnet geblieben. In den Niederlassungen hätten die Teams zügig Offline-Systeme für die Zahlungsverarbeitung eingerichtet, heißt es in der Metro-Mitteilung. Wer mit Bargeld zahlen wollte, hatte ohnehin keine Probleme; auch Zahlungen mit Girocard und Kreditkarten funktionieren nach Angaben des Konzernsprechers vom Freitag wieder ohne Einschränkungen. Auch Onlinebestellungen über die Web-App und den Onlinestore würden weiter bearbeitet, so die Metro, aber auch hier könne es zu einzelnen Verzögerungen kommen, räumt der Konzern ein. In welchem Ausmaß und wann die Probleme endgültig behoben sind, kann die Metro noch nicht sagen. Auch die entstandenen Schäden durch die Attacke sind einstweilen noch unklar.

Immer häufiger werden Unternehmen Opfer von Cyberattacken. Einer der meistbeachteten Fälle in der jüngeren Vergangenheit war der auf die Düsseldorfer Uniklinik vor gut zwei Jahren, bei dem Hacker die IT lahmlegten. Für wie gefährlich Fachleute das halten, zeigen Aussagen aus der Industrieversicherungssparte der Allianz. Die Experten dort halten mittlerweile die Folgen von Cyberangriffen für ein größeres Geschäftsrisiko als die Schäden, die durch künftige Naturkatastrophen oder die Folgen einer Pandemie entstehen könnten. Vor allem mittelständische Unternehmen sollten daher im Bereich IT-Sicherheit in großem Umfang aufrüsten, lautet häufig der Rat.

Bei der Metro überlagert der Cyberangriff in der öffentlichen Wahrnehmung ein bisschen die Zahlen, die der Düsseldorfer Konzern am Freitag für das gesamte Geschäftsjahr 2021/22 und das vierte Quartal dieses im September geendeten Geschäftsjahres präsentiert hat. Zwischen Juli und September 2022 ist die Metro um zwölf Prozent gewachsen, im gesamten Geschäftsjahr fällt das Umsatzplus mit rund 21 Prozent noch deutlicher aus. In den zwölf Monaten zwischen Oktober 2021 und September 2022 lag der Umsatz nach Angaben des Unternehmens bei knapp 30 Milliarden Euro.

Der Konzern hat dabei aber auch von den deutlich gestiegenen Lebensmittelpreisen profitiert sowie davon, dass die Beschränkungen im Gastgewerbe weggefallen sind, die das Geschäft mit Restaurants und Hotels in der Corona-Pandemie zwischenzeitlich deutlich beeinträchtigt haben. Nennenswert zugelegt hat die Metro unter anderem auf dem russischen Markt (plus acht Prozent). In Deutschland ist das Geschäft um fünf Prozent gewachsen.

Beim operativen Gewinn (bereinigtes Ebitda) wird das Unternehmen nach Aussage von Konzernchef Steffen Greubel ungefähr die Mitte des Korridors erreichen, den die Metro angekündigt hatte. Der lag bei einem Ergebniszuwachs zwischen 150 und 230 Millionen Euro. Endgültige Zahlen wird die Metro im Dezember präsentieren. Im Vorjahr hatte das Ebitda bei 1,17 Milliarden Euro gelegen.

Die nähere Zukunft wird nach Greubels Einschätzung allerdings nicht einfach. Hohe Inflation und steigender Kostendruck würden das kommende Jahr prägen, so der Vorstandsvorsitzende. Ungeachtet dessen hat er nach einem Umsatzplus von zwölf Prozent auf mehr als acht Milliarden Euro zwischen Juli und September 2022 das Ziel ausgegeben, Marktanteile zuzugewinnen.

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