Grand-Slam-Triumph Kobayashi geht als dritter Vierfachsieger in Tournee-Geschichte ein

Bischofshofen · Über 15 Jahre galt Sven Hannawalds Vierfach-Triumph bei der Tournee als einzigartig. Nun ist der japanische Skispringer Ryoyu Kobayashi bereits der Dritte, der dieses Kunststück nach einer weiteren Top-Leistung in Bischofshofen meistert.

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Das ist Ryoyu Kobayashi

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Foto: dpa/Georg Hochmuth

Ryoyu Kobayashi pfiff auf japanische Zurückhaltung und tanzte mit seinen Teamkollegen durch den Schnee, die überglücklichen Markus Eisenbichler und Stephan Leyhe feierten nach ihrem sensationellen Doppel-Podest ausgelassen an der Seite des Vierschanzentournee-Königs. Kobayashi ist als dritter Skispringer in den "Grand-Slam-Klub" des Winterklassikers geflogen - den vierten Tagessieg in Bischofshofen servierte ihm Eisenbichler allerdings auf dem Silbertablett.

"Den zweiten Sprung habe ich versaut - aber völlig egal! Ohne Scheiß, das ist mega! Geil, geil, geil", rief der 27 Jahre alte Eisenbichler, der im abschließenden Springen nach dem ersten Durchgang noch geführt und dicht vor seinem ersten Weltcupsieg gestanden hatte, ehe ihn ein wenig die Nerven verließen. Kobayashi sprang noch von Platz vier zur Halbzeit in den siebten Himmel.

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Tagesplatz fünf konnte Eisenbichler aber die Laune nicht verderben, Tournee-"Silber" vor dem drittplatzierten Leyhe ist der mit Abstand größte Erfolg in Eisenbichlers Karriere: "Über den bin ich einfach megahappy!"

Kobayashi, dem im Zielraum die beiden weiteren "Klub-Mitglieder" Sven Hannawald (2001/02) und Kamil Stoch (2017/18) gratulierten, freute sich nur unwesentlich zurückhaltender. "Ich bin sehr glücklich, an diesen Erfolg habe ich bis zum Schluss nicht geglaubt", sagte der 22-Jährige nach seinem achten Karrieresieg, allesamt erreichte er in diesem Winter.

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"Man muss einfach den Hut ziehen, Kobayashi hat das super gemacht", sagte Bundestrainer Werner Schuster: "Aber auch Glückwunsch an meine Jungs, das war eine gute Tournee für uns." Letzter deutscher Gewinner des Winterklassikers bleibt Hannawald vor 17 Jahren, der damals auch für den letzten Triumph eines DSV-Adlers in Bischofshofen gesorgt hatte.

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Zum Abschluss siegte Kobayashi vor dem Polen Dawid Kubacki und dem Österreicher Stefan Kraft. Der Hesse Leyhe wurde wie schon in Innsbruck glänzender Vierter und bereitete sich einen Tag nach seinem 27. Geburtstag ein ganz besonderes Geschenk. "Ich bin sehr, sehr glücklich mit dieser Tournee", sagte er.

Eisenbichler hatte bis zum dritten Tourneespringen in Innsbruck auf Augenhöhe mit Kobayashi gelegen, am Bergisel aber mit Platz 13 alle Chancen auf den Gesamtsieg eingebüßt. Dennoch war es eine grandiose Tournee für die DSV-Adler: Zwei Deutsche auf dem Podest hatte es zuletzt 1990/91 (Sieger Jens Weißflog, Dritter Dieter Thoma) gegeben.

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Karl Geiger (Oberstdorf) schaffte als Zehnter seine beste Tournee-Platzierung in diesem Winter. Olympiasieger Andreas Wellinger (Ruhpolding), der in der Qualifikation seinen Schanzenrekord von 144,5 m (2017) an Kubacki (145,0) verloren hatte, wurde in Bischofshofen nach gutem zweiten Sprung 15., wie Geiger sorgte er damit für ein versöhnliches Ende einer schwierigen Wettkampfserie.

"Der letzte Sprung war wieder ein Schritt in die richtiger Richtung, es muss das Ziel sein, dies wieder dauerhaft abzurufen. Es wird ein zäher Weg", sagte Wellinger. Constantin Schmid (Oberaudorf) kam auf Platz 19, Richard Freitag (Aue) enttäuschte nach starker Qualifikation mit Rang 27.

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Mit Kobayashis Triumph fiel den Tournee-Organisatoren ein dicker Stein vom Herzen. Das abschließende Springen hatte lange auf der Kippe gestanden, nachdem große Mengen Neuschnee im Salzburger Land gefallen waren und schon die Qualifikation am Samstag nicht ausgetragen werden konnte.

Ein Komplett-Ausfall am Sonntag hätte zu zwei möglichen Szenarien geführt, die unbedingt vermieden werden soll: Ein Nachholen des Abschluss-Wettbewerbs unter deutlichem geringerem Zuschauerinteresse am Montag. Oder eine Komplett-Absage mit Kobayashi als Gewinner einer "Dreischanzentournee" ohne Chance auf den Grand Slam - das wäre einem so würdigen Sieger nicht würdig genug gewesen.

(rent/dpa)
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