Trainer-Diskussion bei den Skispringern Werner Schuster könnte DSV Richtung Stams verlassen
Bischofshofen · Bundestrainer Werner Schuster muss nach Ende der Tournee seine Zukunft klären. Ein Abschied vom DSV kündigt sich an. Eine Rückkehr ans österreichische Skigymnasium Stams wird konkret.
Rückkehr ins Idyll von Stift Stams oder weiter deutscher Erfolgsarchitekt in der Knochenmühle Skisprung-Weltcup: Mit dem Ende der Vierschanzentournee naht die Entscheidung über die Zukunft von Bundestrainer Werner Schuster. Noch vor der WM im Februar soll die wichtigste Personalie bei den DSV-Adlern geklärt werden, angeblich mit offenem Ausgang. Doch die Zeichen mehren sich, dass der Österreicher in seine Heimat zurückkehrt - auch wenn Schuster dementiert, dass der Wechsel ans berühmte Skigymnasium schon in trockenen Tüchern sei.
"A gibt es derzeit keine Verhandlungen, B bin ich deutscher Bundestrainer und das seit elf Jahren, mein erster Ansprechpartner ist der Deutsche Skiverband", sagte Schuster im ORF: "Nach der Tournee werden wir uns zusammensetzen. Wir haben eine Erfolgsgeschichte geschrieben, die wollen wir weiter schreiben."
Offen ließ der 49-Jährige, welchen Zeitraum diese Geschichte umfassen soll, die Weltmeisterschaften in Seefeld (19. Februar bis 3. März) könnten ihr Schlusskapitel werden. "Wenn wir zusammenkommen, dann kommen wir zusammen", sagte Schuster in Richtung DSV: "Ansonsten war ich immer gerne in Stams."
Von 1998 bis 2007 hatte der Tiroler im "Springer-Kloster" bei Innsbruck gearbeitet, dort den Skisprung-Nachwuchs des Teams Austria ausgebildet. "Ich habe meinen Beitrag geleistet, dass die österreichischen Skispringer in den letzten zehn Jahren so erfolgreich sein konnten, weil wir vor 15, 20 Jahren die Basis im Nachwuchs gelegt haben", sagte Schuster, der unter anderem Weltcup-Rekordsieger Gregor Schlierenzauer groß machte: "Der Kontakt nach Stams ist nie abgerissen."
Schuster macht keinen Hehl daraus, mehr Zeit für die Familie haben zu wollen, was mit der räumlichen Nähe zu Stams - die Schusters leben drei Kilometer Luftlinie entfernt auf der gegenüberliegenden Inn-Seite in Mieming - gewährleistet wäre. Und die Verantwortlichen in Österreichs Verband machen keinen Hehl daraus, Schuster zurückhaben zu wollen. Wenn nicht als Nationaltrainer, dann als Chefausbilder.
"Ich weiß von Gesprächen Richtung Stams, dass man geredet hat. Genaues gibt es von unserer Seite noch nicht", sagte ÖSV-Direktor Mario Stecher, der zuvor klargestellt hatte: "Wenn wir so einen wie Schuster nicht haben wollen würden, wäre sicher etwas falsch. Und wenn man jemanden wie Schuster haben kann, wird es nicht am Geld scheitern."
Keine Chance also für den DSV, den Skisprung-Bundestrainer mit der jetzt schon längsten Amtszeit der Geschichte zu halten? Schuster bestreitet das. Allerdings zeichnet sich im Hinblick auf Verhandlungen ein Interessen-Konflikt ab. Schuster müsste sich für den Rest des Olympiazyklus bis 2022 in Deutschland weiterverpflichten, alles andere würde keinen Sinn machen. Und seine Bereitschaft zu drei weiteren Jahren mit dem psychischen und physischen Kraftaufwand wie bisher ist angesichts Schuster jüngster Äußerungen ("Mein jüngster Sohn kennt mich im Winter nur aus dem Fernsehen") wohl begrenzt.
Wie auch immer: Die Entscheidung naht. Der DSV hat angedeutet, dass wohl bis zur WM Fakten geschaffen werden. Dazu passt, dass sich der einzig logische Nachfolge-Kandidat, Polens Nationalcoach Stefan Horngacher, auf Drängen seines Verbandes in den nächsten Wochen zu seiner Zukunft erklären soll.
Horngacher ist für den DSV wohl nur jetzt zu haben - der einstige Schuster-Assistent wird nicht auf einen späteren Abschied seines alten Chefs warten.