Marco Reus über Serbien-Spiel "Im Großen und Ganzen war das zu wenig"

Wolfsburg · Zum Auftakt der Länderspieljahres ist die Fußball-Nationalmannschaft nur zu einem 1:1 gekommen. Marco Reus stach mit seiner Leistung hervor. Nach der Partie übte er Kritik.

Deutschland - Serbien: die Bilder des Spiels
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Foto: AP/Martin Meissner

Am Ende wurde das Freundschaftsspiel doch noch mal ein bisschen sehr unfreundlich. Der deutsche Stürmer Leroy Sané bedankte sich für die Anhänglichkeit seiner serbischen Bewacher mit einem handfesten Trikotzupfer. Das blieb ungeahndet, was wiederum dem Serben Milan Pavkov nicht gefiel. Bei der nächsten Gelegenheit, von denen es nicht mehr viele gab, denn es lief bereits die Nachspielzeit, grätschte er Sané an der Mittellinie um. Jenen, die glaubten, Schiedsrichter Bobby Madden aus Schottland habe die Karten in der Kabine vergessen, bewies der Unparteiische das Gegenteil. Er zeigte Pavkov den roten Karton - zu Recht.

Es war der einzige Missklang des Abends, an dem sich die Teams im ersten Länderspiel des Jahres 1:1 trennten. Für die Serben sicherlich ein Achtungserfolg, den sie sich durch ihre konzentrierte Arbeit vor allem vor der Pause verdienten. Für die Deutschen war es zu wenig Ertrag bei großem Aufwand. In einer Mischung aus mangelnder Zielstrebigkeit, fehlender Konsequenz im Abschluss, Leichtfertigkeit und einem Hang zum spielerischen Schnörkel vergaben sie gute Gelegenheiten für mehr Tore als das eine, das Leon Goretzka erzielte. Einige Male stand den Bemühungen der DFB-Auswahl auch Serbiens erstklassiger Torwart Marko Dmitrovic mit seinen Paraden im Weg - am eindrucksvollsten, als Timo Werner völlig freistehend nur noch fünf Meter vor der Linie stand.

Deutschland - Serbien: die Deutschen in der Einzelkritik
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Foto: AP/Martin Meissner

Das war noch in der ersten Hälfte, als die ganz gut in die Partie gestarteten Gastgeber bereits dem frühen serbischen Treffer hinterherliefen. Das Gegentor erlaubte das Team von Bundestrainer Joachim Löw durch schlechte Organisation bei einem Eckball. Als der Leipziger Lukas Klostermann beim Kopfball zu spät kam, fehlte völlig die Ordnung. Luka Jovic hat schon schwierigere Aufgaben bewältigt, er stand frei und köpfte ein.

Weil die Deutschen beim Versuch, die Führung auszugleichen, vor der Pause zu oft uneffektiv in die Breite kombinierten und gefährliche Konter zuließen, schickte das Publikum seine Elf mit lauten Pfiffen in die Pause. Das Spiel der Löw-Elf wurde besser, weil die eingewechselten Marco Reus den Angriffen mehr Struktur und einen Schuss mehr Geradlinigkeit gaben. So konnte auch Sané sein großes Talent beweisen. Das versöhnte die Fans in der Wolfsburger Arena mit dem Auftritt der deutschen Mannschaft. "Wir hatten gute Gelegenheiten, weil wir mehr in die Tiefe gespielt haben", sagte Reus, "aber wir belohnen uns nicht dafür."

Vielleicht lag es an der mangelnden Erfahrung der Kollegen von Marco Reus. Löw hatte ein sehr junges Team auf den Rasen geschickt, die Startelf kam auf ein Durchschnittsalter von gerade mal 24 Jahren. Und es wird dauern, bis die DFB-Auswahl die richtige Mischung zwischen Spielfreude und der notwendigen Zielstrebigkeit findet. Zu viel Zeit darf sie sich nicht geben, denn schon am Sonntag in den Niederlanden wird es zum ersten Mal ernst in der EM-Qualifikation. "Wir fahren sicher nicht als Favorit nach Amsterdam", hat DFB-Direktor Oliver Bierhoff schon vor dem Spiel gegen Serbien gesagt. Der Verlauf vor allem der ersten Hälfte des ersten Testspiels hat ihn schon mal in seinem Rang als Experten bestätigt.

Löw findet, dass schwierigere Halbzeiten wie diese erste seinen jüngeren Spielern die notwendige Erfahrung vermitteln können. Die Vorstellung nach dem Wechsel macht ihm Mut. "Das kam dem schon nahe, was ich sehen will", erklärte der Bundestrainer, "wir haben unsere Gefährlichkeit bewiesen." Dass dabei nicht noch weitere Tore herumkamen, ist der Makel. Löw hat ihn nicht übersehen. "Wir brauchen Konsequenz, das ist ein Thema", sagte er. Es ist kein neues Thema.

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