KFC Uerdingen Spitzenreiter - und dennoch nicht zufrieden

Krefeld · Beim glücklichen 2:1-Sieg des KFC Uerdingen gegen Hallescher FC stimmte zwar das Ergebnis, aber nicht die Leistung. Trainer Stefan Krämer ist angefressen und wird sich seine Pappenheimer zur Brust nehmen.

 Der KFC bejubelt das 1:0 (von links): Lucas Musculus, Stefan Aigner, Christian Dorda, Tanju Öztürk, Maximilian Beister und Kevin Großkreutz.

Der KFC bejubelt das 1:0 (von links): Lucas Musculus, Stefan Aigner, Christian Dorda, Tanju Öztürk, Maximilian Beister und Kevin Großkreutz.

Foto: Stefan Brauer

In München herrscht das Gefühl „mia san mia“, da ist die Tabellenführung in der Fußball-Bundesliga eine Selbstverständlichkeit. Beim Zweitligisten in Köln sind die Gefühle, wenn er oben steht, noch überschwänglicher, denn der FC gehört nicht nur in die deutsche Eliteliga, sondern eigentlich in die Champions League. In Krefeld hingegen ist von derartig ausgeprägtem Selbstbewusstsein, geschweige denn von Euphorie keine Spur. Im Gegenteil, die Uerdinger – Aufsteiger und dank beeindruckender 16 Punkte aus den zurückliegenden sechs Spielen Spitzenreiter der Dritten Liga – üben offen harsche Selbstkritik.

Und die ist durchaus angebracht, weil die Mannschaft gegen Halle nicht annähernd ihre Normalform gebracht hat. Das wiederum war weniger ein fußballerisches, als vielmehr ein mentales Problem. Hatte sie eine halbe Stunde lang mit den laufstarken und giftigen Gästen zu kämpfen, anschließend vor allem mit sich selbst nach der mitentscheidenden Szene des Spiels.

In der 32. Minute geht der Hallenser Braydon Manu bei einem Zweikampf mit Stefan Aigner zu Boden, rappelt sich aber schnell wieder auf, spurtet Richtung Ball und trifft mit dem Arm rudernd Manuel Konrad am Hals. „Wir laufen nebeneinander her, er schlägt aus und trifft mich am Hals – ich nehme das dankend an“, beschreibt Manuel Konrad die Szene. „Das ist ein Foul.“

Aber ist es Rot? Der Schiedsrichter sah es so. Er sah darin entweder ein Revanchefoul oder eine Tätlichkeit. Mit dieser Auslegung mochten sich die Gäste überhaupt nicht anfreunden. Der Hallenser Trainer Torsten Ziegner bezweifelte, ob es überhaupt ein Foul war: Schiedsrichter Gräfe habe in ähnlichen Situationen laufen lassen. Auch für KFC-Coach Stefan Krämer war es „keine glasklare Rote Karte“.

Eine gute Kombination von Oguzhan Kefkir über Maximilian Beister und Christian Dorda nutzte Stefan Aigner zur Führung. Der Ausgleich der nach der Pause deutlich überlegenen Gäste war hochverdient. „Wir haben darum gebettelt“, meinte Krämer. Doch die Uerdinger bäumten sich noch einmal auf und erzielten nach guter Aktion des eingewechselten Johannes Dörfler und Aigner das 2:1 durch Kefkir.

„Ich freue mich über jeden Dreier und bin über die 16 Punkte mega happy“, sagte Krämer. „Aber wenn wir häufiger so spielen, werden wir nicht mehr allzu viele Punkte holen.“ Vor allem der Einbruch nach dem Wechsel sei der Überzahl geschuldet gewesen: „Wenn du denkst, dass du in Überzahl einen Schritt weniger machen kannst, geht das schief. Wir haben eigentlich genügend erfahrene Spieler im Kader, die das wissen müssten.“

Die Spieler gaben sich einsichtig und selbstkritisch, doch wird das nicht ausreichen, um Krämer zu besänftigen: „Ich bin von der Leistung einiger Spieler enttäuscht. Das werde ich auch deutlich ansprechen und in der Kabine Ross und Reiter nennen.“ Gut möglich, dass er bei diesen Worten neben den ausgewechselten Beister und Musculus auch Torhüter René Vollath im Blick hatte.

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