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Ex-Nationalelf von Afghanistan will Aufbauhilfe leisten "Fußball für den Frieden"

Paderborn (rpo). Die schrecklichen Bilder aus dem Kabuler Fußballstadion gingen um die Welt: Bis vor kurzem hat das Taliban-Regime im Ghazi-Stadion Menschen hingerichtet. Nun soll der Profi- Fußball dorthin zurückkehren.

Die ehemaligen afghanischen Nationalspieler haben in ihrem Exil in Paderborn das Projekt "Fußball für den Frieden in Afghanistan" ins Leben gerufen. "Wir wollen den Sport in unserem Heimatland wieder aufbauen und der Jugend zeigen, dass es noch mehr gibt als nur Gewalt und Krieg", sagt der Ex- Mittelfeldspieler von 1979 Ali Askar Lali.

Die Motivation der ehemaligen Fußballstars ist groß, endlich wieder persönlich etwas für ihr Land tun zu können. Vor über 20 Jahren verließen Lali, Baz Mohammad Norestani, Sameullah Asad und die anderen aus Protest gegen die sowjetische Invasion Afghanistan. "Jetzt gehen wir zurück und helfen beim Neuanfang."

Im Mai wollen die Spieler das erste Mal wieder für ihr Land kicken. Sie planen ein Freundschaftsspiel gegen die UN- Friedenstruppe. "Danach werden für zwei Jahre immer mehrere von uns einige Monate lang in Kabul sein", sagt Norestani. Ihre Hilfe werde gebraucht, um Sportvereine wieder zu beleben, Infrastruktur herzurichten und die Verwaltung aufzubauen, etwa das Nationale Olympische Komitee. Fernziel ist die Teilnahme Afghanistans an der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland.

"Auch auf politischer Ebene muss man sich für den Sport engagieren", erklärt Norestani. Die Kontakte zur Übergangsregierung von Hamid Karsai sollen dabei helfen. Die "Paderborner Afghanen" kennen Wiederaufbauminister Amin Farhang gut, er lebte die vergangenen 15 Jahre lang in Bochum. "Außerdem sind wir in Kabul bekannt wie Franz Beckenbauer oder Gerd Müller", sagt Norestani.

Bei der Finanzierung der Projekte vertrauen die Männer auf die "AfghanistanHilfe Paderborn". Schon seit 1984 unterstützt der Verein Schulen, Kranken- und Waisenhäuser in dem Land am Hindukusch. Die Vorsitzende Waltraut Schöler, Professorin an der Uni Paderborn, ist gleichzeitig so etwas wie eine zweite Mutter der afghanischen Nationalspieler gewesen. Sie half den Flüchtlingen in all den Jahren - sei es beim Deutschlernen oder der Jobsuche.

Auf Anregung des Vereins hat der Sportausschuss des Deutschen Bundestages nach Schölers Angaben nun beim Entwicklungshilfe- Ministerin beantragt, "Fußball für den Frieden" in die Liste der geförderten Hilfsprojekte aufzunehmen. Die Stadt Paderborn habe bereits eine großzügige Spende zugesagt, ebenso einige Firmen, sagt Schöler. "Die orangenen Nationaltrikots von Afghanistan trugen früher ein Logo von Adidas", ergänzt Lali. Er hoffe auf eine Wiederbelebung der Kontakte zu dem Sponsor aus Herzogenaurach.

"Es wäre schön, wenn die deutschen Fußballclubs eine Patenschaft für die 32 Teams der 1. und 2. Liga Afghanistans übernehmen und die Ausrüstung bereitstellen könnten", sagt Asad. Viele der Mannschaften müssten jedoch erst neu gegründet werden. Unter den Taliban war das Fußballspielen zwar nicht verboten, außer für Frauen. Die Freiheit ging allerdings nicht so weit, auch Vereine oder Turniere zu erlauben. Nun soll dem Fußball in den Augen der Ex-Nationalspieler eine neue Rolle zukommen: "Der Sport soll Frieden und Lachen zu den Menschen bringen, deren Köpfe und Herzen durch den Krieg fast zerstört sind."

(Spendenkonto: AfghanistanHilfe Paderborn e.V., Stadtsparkasse Paderborn, Nr. 77990, BLZ 47250101)

(RPO Archiv)
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