"MV" bringt Völler in Zugzwang WM 2002: "Planungs- Weltmeister" in Planungsnot

Kaiserslautern (rpo). Die Vorbereitungen für die Weltmeisterschaft in Südkorea und Japan laufen alles andere als optimal. Während beispielsweise andere Fußballnationen ihre Unterkünfte schon lange reserviert haben, müssen die deutschen Kicker in "Notquartieren" nächtigen.

Bereits die Wahl der südjapanischen Ferien-Metropole Myazaki als WM-Quartier war eine Verlegenheitslösung, weil die ersten Adressen von anderen Teams schon eingenommen waren. Und derzeit rätseln die DFB-Organisatoren, was sie tun sollen, wenn die deutsche Mannschaft ins Achtelfinale einzieht und damit in Südkorea weiterspielen muss.

DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder hat sich in dieser Frage im Gegensatz zu Völler bereits eindeutig festgelegt: "Wenn man die Spiele in einem anderen Land austragen muss, sollte man auch dorthin wechseln - schon allein als Verbeugung gegenüber dem Gastgeberland", sagte Mayer-Vorfelder. Er sprach sich damit gegen die Überlegungen aus, auch in der K.o.-Runde in Myazaki zu bleiben und lediglich einen Tag vor den jeweiligen Spielen in den südkoreanischen Spielort zu reisen. Flugtechnisch ist dies kein Problem, denn die Reise zum ersten Gruppenspiel gegen Saudi-Arabien ins nordjapanische Sapporo dauert länger als in jede südkoreanische Stadt.

Teamchef hat das letzte Wort in der Standortfrage

Hintergrund von Mayer-Vorfelders Vorstoß ist in erster Linie, dass der DFB beim südkoreanischen Verband tief in der Schuld steht. Schließlich hatte dessen Verbandschef Chung Mong Joon - zugleich Vize-Präsident des Weltverbandes FIFA - dem DFB mit seiner Stimme maßgeblich zur Weltmeisterschaft 2006 verholfen.

Von derlei Argumenten aber will Völler seine Entscheidung nicht abhängig machen. Der Teamchef betont lediglich, er behalte sich das letzte Wort in der Standortfrage vor. Allerdings weiß Völler derzeit selbst nicht, was er genau möchte. Der 41-Jährige kennt noch nicht einmal das Quartier in Japan, das der vom DFB-Direktor zum "Teammanager" umgetaufte Bernd Pfaff in Eigenregie gebucht hatte.

Auch Pfaff votiert wie Mayer-Vorfelder im Falle des Weiterkommens für einen Wechsel nach Südkorea, steht dabei aber vor bislang noch ungelösten organisatorischen Problemen. Denn auf der Ferieninsel Seogwipo, Pfaffs Wunschadresse, hat er bislang noch keine Räumlichkeiten für ein Pressezentrum gefunden. Auch fehlt es nach seinen Angaben an freien Hotelbetten für die etwa 400 Journalisten, Fotografen und TV-Arbeiter. Die einflussreichen Fernsehanstalten votieren aus Kostengründen ohnehin gegen einen Umzug.

WM-Expedition für den DFB teuerste Turnierteilnahme

Mehr Klarheit erhofft man sich beim DFB vom "Workshop" aller Endrunden-Teilnehmer am 27. und 28. Februar in Tokio, zu dem mit Mayer-Vorfelder, Völler, Pfaff, Sicherheitschef Alfred Sengle, DFB- "Chefarzt" Tim Meyer, den PR-Manager Harald Stenger und Gerhard Meier-Rhön sowie DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt die gesamte Verbandsspitze anreist. Anschließend will Völler zunächst das Quartier in Myazaki in Augenschein nehmen und anschließend nach Südkorea weiterreisen.

In jedem Fall wird die WM-Expedition für den DFB zur teuersten Turnierteilnahme seiner Verbandsgeschichte. Rund fünf Millionen Euro hat der größte nationale Sportfachverband der Welt veranschlagt, rund 30 Pvozent mehr als bei den letzten Welt- und Europameisterschaften. "Ohnehin ist alles ungleich komplizierter als in den bisherigen WM- Ländern", sagte Pfaff.

Dass der DFB diesmal bei seinen Planungen so weit hinterherhinkt - unter Berti Vogts war zu einem vergleichbaren Zeitpunkt bereits der WM-Speiseplan ausgearbeitet - liegt in erster Linie am Nachsitzen in der Qualifikation. Während die deutsche Mannschaft in die Relegation gegen die Ukraine musste, schnappten ihr die anderen Verbände die schönsten Quartiere und die besten Testgegner weg. So musste sich der DFB mit Ausnahme von Argentinien am 17. April in Stuttgart mit durchweg zweitklassigen Sparringspartnern begnügen: Israel, USA, Wales, Kuwait und Österreich. Völler will aber keine Kritik daran hören: "Ich bin mit der Auswahl der Gegner sehr zufrieden."

(RPO Archiv)
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