Uwe Röslers Saisonbilanz „Ich mache täglich Fehler, aber vieles richtig“

Düsseldorf · Fortunas Trainer Uwe Rösler übernimmt nach dem Abstieg die Verantwortung – jedoch nur für die letzten 15 Spiele. Jetzt fliegt er erst einmal nach Mallorca, doch die Kaderplanung geht mit unverminderter Intensität weiter.

 Uwe Rösler.

Uwe Rösler.

Foto: dpa/Thilo Schmuelgen

Knapp 64 Stunden nach der 0:3-Niederlage bei Union Berlin, die Fortunas sechsten Abstieg in die 2. Fußball-Bundesliga bedeutete, hat Trainer Uwe Rösler eine erste Saisonbilanz gezogen. „Ich übernehme absolut die Verantwortung“, sagt der 51-Jährige, „allerdings nur für die letzten 15 Spiele. Verantwortung zu übernehmen, gehört zu diesem Job dazu, das hat mich der große Trainer Otto Rehhagel gelehrt. Aber der Abstieg ist immer das Resultat einer ganzen Saison, und die fing im Sommer 2019 mit der Kaderplanung und Vorbereitung an und ging mit der Hinrunde und den ersten Rückrundenspielen weiter. Und dafür kann ich nicht die Verantwortung übernehmen.“

Was ein wenig wie Nachkarten gegen seinen Vorgänger Friedhelm Funkel und den früheren Sportvorstand Lutz Pfannenstiel klingt, ist in erster Linie die Reaktion auf die heftige Kritik, die zuletzt in Teilen der Medien auf ihn einprasselte. Die Behauptung, dass er diese gar nicht bemerkt habe, glaubt vermutlich nicht mal er selbst. Schon eher den Zusatz: „Ich nehme wahr, was die Mannschaft und der Trainerstab zu mir gesagt haben, und natürlich die Verantwortlichen im Verein. Sie haben mir von der ersten Minute an bis zum Abpfiff in Berlin den Rücken gestärkt.“

Und noch darüber hinaus, denn Rösler wird trotz des Abstiegs im Amt bleiben. Deshalb ist es auch kein richtiger Urlaub, der ab Mittwoch mit dem Flug nach Mallorca beginnt. „Ich werde eine Woche lang ein bisschen runterkommen, viel spazierengehen und Ruhe suchen“, berichtet er. „Aber die Kaderplanung, die ich mit Sportvorstand Uwe Klein und den Scouts am Montag begonnen habe, geht weiter. Ich habe mit Uwe feste Slots vereinbart, an denen wir uns auch in meiner zweiten Heimat Mallorca abstimmen werden.“

Uwe Rösler von Manchester City als Trainer zu Fortuna Düsseldorf
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Das ist Uwe Rösler

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Ein einfacher Job wird das nicht. 17 Verträge laufen aus, der Kader soll von jetzt 30 auf etwa 24 Profis verkleinert werden. „Aber wir kennen unser Budget ja noch nicht“, sagt Rösler. „Wir werden auf jeden Fall einige Plätze frei halten für junge Leute wie Shinta Appelkamp oder andere Jungs, die aus dem Nachwuchsleistungszentrum nach vorn drängen.“ Eine Personalie verrät er schon: „Emmanuel Iyoha macht unsere Vorbereitung mit und wird die Chance bekommen, sich bei uns zu zeigen.“ Das 22-jährige Eigengewächs war zuletzt an den Zweitligisten Holstein Kiel ausgeliehen, erzielte dort neun Saisontreffer und stach Rösler ins Auge.

Wann es mit dieser Vorbereitung losgeht, steht freilich noch in den Sternen. „Nein, den Zeitpunkt des Saisonstarts kenne ich nicht“, antwortet er auf entsprechende Nachfrage, „obwohl ich ihn sehr gern wissen würde.“ Wenn er die Wahl hätte, würde er ihn sich erst Mitte September wünschen, „dann wäre die Chance größer, wieder Zuschauer in den Stadien zu haben. Wir haben unsere Fans sehr vermisst.“

Röslers Blick ist schon jetzt voll auf die neue Saison gerichtet, erste Personalentscheidungen – wie die von ihm stark befürwortete Vertragsverlängerung mit Adam Bodzek – sollen schon bald fallen. Andere werden noch dauern: Andernorts begehrte Spieler wie Kaan Ayhan oder Erik Thommy nimmt der Coach zwar persönlich ins Gebet und versucht, sie von einer Zukunft bei Fortuna zu überzeugen, aber sie werden keine schnellen Entscheidungen treffen.

Doch bei allen Planungen geht auch die Aufarbeitung der Abstiegssaison weiter. „Klar habe ich Fehler gemacht“, sagt Rösler selbstkritisch, „wie jeder Trainer sie macht. Ich habe jeden Tag um die hundert Entscheidungen zu treffen, beruflich wie privat. Dabei mache ich jeden Tag Fehler, aber auch vieles richtig. Natürlich kann man über Auswechslungen oder Taktik diskutieren. So lange ich unterm Strich mehr gute Entscheidungen treffe als schlechte, bin ich okay.“ Für den speziellen Fall Fortuna ergänzt er jedoch: „Im Endeffekt zählt das nicht, denn wir haben unsere Fans enttäuscht.“

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