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Führungsspieler von Real Madrid So hat sich Benzema neu erfunden und zum Topstürmer gewandelt

Analyse | Madrid · Karim Benzema ist bei Real Madrid seit dem Wechsel von Cristiano Ronaldo vom Zuspieler zur Hauptfigur geworden. Er überzeugt nun als Führungsspieler und Torjäger. Im Rückspiel des Champions-League-Halbfinals ruhen die Hoffungen der Spanier ganz auf seinen Torjägerqualitäten.

Trifft derzeit fast nach belieben und führt sein Team zum Erfolg: Real Madrids Karim Benzema jubelt nach einem seiner Tore.

Trifft derzeit fast nach belieben und führt sein Team zum Erfolg: Real Madrids Karim Benzema jubelt nach einem seiner Tore.

Foto: dpa/Bernat Armangue

Vor dem einstweilen wichtigsten Spiel der Saison hat Real Madrid noch schnell die 35. spanische Fußball-Meisterschaft gewonnen. Dazu reichte am 34. Spieltag ein 4:0-Sieg über Espanyol Barcelona. Natürlich leistete Karim Benzema (34) seinen Beitrag. Er erzielte als Einwechselspieler das 4:0, es war sein 26. Treffer in dieser Saison. Die meisten Experten finden, dass es seine beste Spielzeit ist. Und nicht wenige erwarten, dass sie mit dem Gewinn der Champions League gekrönt wird.

Vor dieser Krönung steht zunächst mal das Halbfinal-Rückspiel gegen Manchester City am Mittwoch. Real geht zwar mit einem 3:4-Rückstand, aber auch im Vertrauen auf die Klasse des französischen Mittelstürmers in die Begegnung. Denn seine Tore sicherten bislang das Fortkommen des wohl größten Klubs der Welt im sicher wichtigsten Wettbewerb der Welt, den Benzema mit Real schon viermal gewonnen hat. Im Achtelfinale gegen Paris Saint-Germain erzielte er beim Rückspiel (3:1) ebenso wie beim Viertelfinal-Hinspiel beim FC Chelsea (3:1) einen Hattrick. Den Halbfinaleinzug machte sein Treffer zum 2:3 in der Verlängerung des Rückspiels perfekt. Im grandiosen Halbfinalhinspiel, das ManCity mit 4:3 für sich entschied, hielt Benzema sein Team mit zwei Toren am Leben. 14 Tore hat er im laufenden Wettbewerb bereits erzielt.

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Foto: qvist /Shutterstock.com

Mitspieler und Fachleute preisen seine Athletik, seinen Teamgeist, seinen Torinstinkt, seine Spielintelligenz und sein Gefühl für den Raum. Der ehemalige Trainer Fabio Capello sagte der „Neuen Zürcher Zeitung“: „Er erinnert mich an Di Stefano, er nimmt am Spiel teil, schießt großartige Tore und ist ein Leader auf dem Platz.“

Das war nicht immer so. Trotz seiner imponierenden Figur stellte sich der als introvertiert und still geltende Mann lange Jahre in den Dienst anderer. Bei Real war er der Spieler, der Cristiano Ronaldo assistierte. Benzema spielte häufig mit dem Rücken zum Tor als Basisstation für Ronaldos Gipfelstürme. „Als er für Real spielte, machte er 50 bis 60 Tore pro Jahr, da musste ich ihm Platz bieten“, erklärte Benzema, „er ging. Ich musste etwas ändern, und das tat ich. Es war meine Aufgabe, in den Vordergrund zu treten und zu zeigen, dass ich den Unterschied machen kann.“

Das ist ihm eindrucksvoll gelungen. Seit Ronaldo Real verließ (2018), hat Benzema in jeder Saison mehr als 20 Tore erzielt. Längst ist er Kapitän seiner Mannschaft und nicht nur auf dem Platz die wesentliche Figur. Zu sehen ist das auch, wenn er mal fehlt – wie im zurückliegenden Clasico gegen den FC Barcelona, als Real ohne Benzema konturlos und ohne Zusammenhalt mit 0:4 unterging. „Wir sind von Karim Benzema abhängig“, stellte Trainer Carlo Ancelotti bereitwillig fest, „das ist die Realität. Und ich bin sehr glücklich darüber.“

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Foto: dpa/Sven Hoppe

Der Franzose hat nicht alle Trainer glücklich gemacht. Namentlich Nationaltrainer Didier Deschamps nicht. Er warf Benzema 2015 aus der Mannschaft, weil der Franzose in die höchst unappetitliche „Sexvideo“-Affäre geraten zu sein schien, die das Nationalteam erschütterte. Er wurde wegen Beihilfe zur Erpressung des Mitspielers Mathieu Valbuena angeklagt und im vergangenen Herbst in erster Instanz zu einer einjährigen Bewährungsstrafe und einer Geldbuße in Höhe von 75.000 Euro verurteilt. Die Berufungsverhandlung wurde auf den 30. Juni in Versailles terminiert. Benzema beteuert seine Unschuld.

Auf seine Form hat das Verfahren ganz offensichtlich keine Auswirkung – vielleicht, weil es seit so vielen Jahren anhängig ist. Auf dem Platz kann er es verdrängen. Auch vor dem Rückspiel gegen Manchester City. Reals Präsident Florentino Pérez erwartet „einen dieser magischen Abende im Bernabeu“. Und er glaubt fest an eine Hauptrolle Benzemas. Schon jetzt ist der Präsident selbstverständlich davon überzeugt, dass sein Mittelstürmer in diesem Jahr der natürliche Favorit auf den Ballon d’Or ist, die Auszeichnung für den besten Spieler der Welt. „Niemand wird mehr daran zweifeln, dass der nächste Ballon d’Or an Karim Benzema gehen muss“, sagte Pérez den Betreibern der vereinseigenen Internetseite, „und das mit Verspätung, denn er hätte ihn bereits gewinnen müssen.“

Benzema behauptet kokett, solche Ehrungen seien ihm gleichgültig. „Ich spiele nicht Fußball, um der Beste zu sein“, versicherte er nach seinen drei Treffern bei Chelsea, „ich spiele Fußball für Nächte wie diese.“ Na ja.

Es wäre ihm natürlich sehr recht, wenn er diesen Satz am späten Mittwochabend wiederholen könnte. Nach dem vorzeitigen Titelgewinn in Spanien twitterte er jedenfalls: „Eine weitere Trophäe für den besten Klub der Welt. Glückwunsch an das Team. Wir haben noch andere Ziele.“ Es klingt wie eine Drohung, und das soll es wohl auch.

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