Offener Brief Eberl wendet sich erstmals seit seinem Rückzug an Borussia-Fans

Mönchengladbach · In einem offenen Brief, den das Fanprojekt Mönchengladbach per E-Mail erhalten und nach eigenen Angaben verifiziert hat, meldet sich Max Eberl zum ersten Mal seit seinem Abgang im Januar zu Wort. Der 48-Jährige wirbt für Verständnis und bedankt sich bei den Borussia-Fans.

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Foto: dpa/Uwe Anspach

In einem offenen Brief, der an die Fans von Borussia Mönchengladbach adressiert ist, hat sich Max Eberl noch einmal zu seinem Rückzug geäußert. „Es tut mir leid, dass ich im Januar diese radikale Entscheidung treffen musste. Aber für den Menschen Max Eberl, seine Seele und sein Innenleben war es unumgänglich“, schrieb Eberl dem Fanprojekt Mönchengladbach am späten Donnerstagabend per E-Mail. Nachdem das Fanprojekt nach eigenen Angaben die Echtheit der Mail erst noch verifizieren musste, wurde der Brief am Freitagmittag veröffentlicht.

„Ich weiß auch, es ranken sich sehr viele Gerüchte und Geschichten um meinen Abgang. Allerdings ist es sehr einfach, ich konnte einfach nicht mehr. Ich hoffe ihr kennt mich und könnt all das Gerede richtig einordnen. Ich habe immer gesagt, ich muss in den Spiegel schauen können, immer, und das kann ich auch dieses letzte Mal“, so Eberl. Nach seiner 13-jährigen Tätigkeit als Sportdirektor hatte er Anfang des Jahres seinen Job niedergelegt. Seitdem ruht der Vertrag zwischen Borussia und Eberl offiziell.

Im „Mitgeredet“-Podcast hatte Gladbachs Innenverteidiger Matthias Ginter, der ablösefrei zum SC Freiburg zurückkehren wird, vor wenigen Tagen über die Verhandlungen mit Eberl bezüglich einer Vertragsverlängerung gesprochen. Ginter betitelte das Angebot, das ihm Eberl im Herbst 2021 vorgelegt hatte, als „Alibi-Angebot“ - womöglich ein Grund, weshalb Eberl es ein Anliegen war, sich kurz vor dem letzten Saisonspiel gegen die TSG 1899 Hoffenheim (Samstag, 15.30 Uhr) zu Wort zu melden.

Eberl schrieb, er blicke auf eine Zeit zurück, die „Passion und Herzensangelegenheit“ gewesen sei. In den vergangenen Wochen und Monaten hatte sich Eberl einmal in Begleitung seiner Partnerin Sedrina Schaller, die bis Ende des vergangenen Jahres als Team-Managerin bei Borussia angestellt war, bei einem Fußballspiel in der Schweiz in der Öffentlichkeit gezeigt, ansonsten hielt sich der 48-Jährige zurück.

Eberls Akku und Herz seien im Januar leer gewesen. „Ein einfach weiter so wäre für mich bedrohlich geworden, und der Zeitpunkt war der letzte Ausweg, um dem Klub und den handelnden Personen auch die Zeit zu geben, die Zukunft zu gestalten“, schrieb Eberl.

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Foto: Dirk PŠffgen/Dirk Paeffgen (dirk)

Direkt auf die Fans bezogen, sagte er: „Danke für eure stete und unermüdliche Unterstützung, eure kritischen Beiträge oder Bekundungen und unsere großartigen Feierlichkeiten bei unseren unterschiedlichen Erfolgen.“ Außerdem bedankte er sich für zahlreiche Zuschriften und Briefe, die ihn zuletzt erreicht hätten.

Bezüglich seiner Zukunftspläne heißt es: „Ich werde jetzt weiter reisen, tolle Erlebnisse und Menschen genießen und mir somit die notwendige Zeit nehmen, um meinen Akku und mein Herz wieder aufzuladen.“

Borussias Geschäftsführer Stephan Schippers hatte in einem Interview mit dem „Kicker“ vor zwei Wochen gesagt, dass er nicht davon ausgehe, „dass Max so zügig beabsichtigt, wieder zu arbeiten. Es würde uns nach seinen Worten von Ende Januar wundern, wenn er jetzt schon wieder irgendwo anders anfangen wollte“, sagte Schippers. Von Eberls Brief dürfte Schippers sich bestätigt fühlen.

Der offene Brief von Max Eberl im Wortlaut

Liebe Borussinnen und Borussen!
Es ist jetzt einige Zeit vergangen und wir konnten uns leider nicht richtig verabschieden.

Es tut mir leid, dass ich im Januar diese radikale Entscheidung treffen musste. Aber für den Menschen Max Eberl, seine Seele und sein Innenleben war es unumgänglich.

Ich hatte es intern schon länger kommuniziert und deshalb war es auch keine adhoc- Entscheidung.

Ich möchte mich an dieser Stelle auch für die zahlreichen und unfassbar tollen Briefe und Mails bedanken. Sie haben mich sehr gefreut und haben geholfen auf meinem Weg.

Ich weiß auch, es ranken sich sehr viele Gerüchte und Geschichten um meinen Abgang. Allerdings ist es sehr einfach, ich konnte einfach nicht mehr. Ich hoffe ihr kennt mich und könnt all das Gerede richtig einordnen.

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Foto: Dieter Wiechmann/Wiechmann, Dieter (dwi)

Ich habe immer gesagt, ich muss in den Spiegel schauen können, immer, und das kann ich auch dieses letzte Mal.
Wie ihr hoffentlich gemerkt habt, war Borussia für mich kein Job, sondern Passion und Herzensangelegenheit!! Dies habe ich immer und immer wieder kommuniziert und es war so!!

Und irgendwann war mein Akku und mein Herz leer und ich hätte diesem großartigen Club mit all den großen Aufgaben nicht mehr gerecht werden können. Deshalb habe ich für mich, aber auch für die Gestaltung und Zukunft des Clubs diese mir extrem schwer gefallene Entscheidung getroffen.

Ein einfach weiter so wäre für mich bedrohlich geworden und der Zeitpunkt war der letzte Ausweg, um dem Club und den handelnden Personen auch die Zeit zu geben, die Zukunft zu gestalten.

Ich werde die 23 Jahre als Spieler, Jugenddirektor, Sportdirektor und Geschäftsführer niemals vergessen.
Zusammen haben wir gelitten, gefeiert, diskutiert und aus meiner Sicht gemeinsam Großes geschafft.

Ewig in Erinnerung bleiben der Aufstieg 2001, die Relegation 2011 und unvergessliche Europapokalnächte in der Europaleague und Championsleague.

Ich weiß, ich habe auch Fehler gemacht und wir hatten teilweise heftige Diskussionen, aber bitte erlaubt mir zu sagen, dass es mir immer nur um Borussia und unseren Erfolg ging.
Ich weiß auch, dass nicht alle immer mit meinen Entscheidungen glücklich waren, allerdings auch hier tat ich nur das, wobei ich das Gefühl hatte, den größtmöglichen Erfolg mit unseren im Vergleich zur Konkurrenz eher bescheidenden Mitteln zu erreichen.

Ich möchte mich allerdings jetzt nicht rechtfertigen, sondern viel mehr DANKE sagen für eure stete und unermüdliche Unterstützung, eure kritischen Beiträge oder Bekundungen und unsere großartigen Feierlichkeiten bei unseren unterschiedlichen Erfolgen!

Ich werde jetzt weiter reisen, tolle Erlebnisse und Menschen genießen und somit die notwendige Zeit nehmen, um meinen Akku und mein Herz wieder aufzuladen.

Es war mir eine Ehre Teil dieses Vereins gewesen zu sein!!!

In großer Hochachtung und mit allergrößtem Respekt!

Euer
Max Eberl

(hgo)
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