Benefizspiel gegen die Ukraine Im Borussia-Park dominierte Blau-Gelb

Mönchengladbach · Borussia setzte mit ihrem Benefizspiel gegen das Nationalteam der Ukraine nicht nur ein wichtiges Zeichen, sondern war bei der 1:2-Niederlage auch ein guter Testgegner. Was Lars Stindl und Yann Sommer zum beeindruckenden Abend sagten.

Borussia Mönchengladbach und die Ukraine senden Botschaft für Frieden
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Borussia und die Ukraine senden Botschaft für Frieden

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Foto: AFP/INA FASSBENDER

Das Spiel zwischen Borussia und der ukrainischen Nationalmannschaft hatte noch nicht begonnen, da gab es am Mittwochabend das erste Mal tosenden Applaus im Borussia-Park. Auf der Leinwand wurde eine Video-Botschaft eingeblendet und die kam nicht von irgendwem, sondern von Wladimir Klitschko.

„Hallo Borussia-Park, ich spreche zu euch aus Kiew“, begann Klitschko die etwa einminütige Nachricht. Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, hatte er die volle Aufmerksamkeit des gesamten Publikums, unter dem sich zahlreiche Landsleute Klitschkos befanden. „Wir werden nicht aufgeben, unser Leben in Freiheit zu verteidigen. Wir danken euch allen für eure großartige Hilfe. Ich bin eigentlich ein sehr ehrgeiziger Mensch und liebe den Wettbewerb, aber heute kann ich keine Partei ergreifen, denn beide Mannschaften spielen für uns“, sagte der ehemalige Box-Weltmeister.

Bewegt waren die Fans auch von den Worten des Ukrainers und Ex-Borussen Andriy Voronin, von 1995 bis 2000 in Gladbach aktiv, der von seiner Flucht aus Russland berichtete, wo er bis Anfang März als Trainer von Dynamo Moskau tätig war. Unter trostspendendem Applaus wurden auf den Rängen ukrainische Fahnen geschwenkt, ausnahmsweise dominierte blau-gelb statt schwarz-weiß-grün. Zahlreiche Zuschauer hatten sich vor dem Anpfiff rund ums Stadion die Nationalfarben auf die Wange malen lassen.

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Foto: dpa/Swen Pförtner

Die Nationalhymne, die live vorgetragen wurde, rührte einige Fans zu Tränen, überhaupt waren es emotionale Stunden, die ganz unter dem Motto der Gemeinsamkeit standen. Passend dazu gab es nach dem Einlaufen beider Teams ein gemeinsames Mannschaftsfoto. „Stop war“, war auf dem Banner, hinter dem sich die Borussen und Ukrainer aufstellten, zu lesen. „Es war eine ganz besondere Atmosphäre vor dem Spielbeginn, wir haben die Ergriffenheit aller Spieler, Trainer und Betreuer der Ukraine gespürt“, berichtete Gladbachs Kapitän Lars Stindl.

Für die Mannschaft sei es keine Frage gewesen, dieses Spiel drei Tage vor dem Saisonfinale gegen Hoffenheim zu bestreiten. „Wir konnten sportlich, politisch, aber vor allem menschlich ein kleines Zeichen setzen. Und wenn wir den Menschen zwei Stunden Ablenkung bescheren konnten, hat sich das absolut gelohnt, sagte Stindl. Auch Yann Sommer betonte: „Das ist ein sehr wichtiges Ereignis. Wir haben den Menschen in der Ukraine und auch der Nationalmannschaft ein kleines Stück helfen können“, sagte der Torwart, der wie Stindl in der ersten Halbzeit zum Einsatz kam.

Gladbachs Trainer Adi Hütter schickte eine Startelf ins Rennen, bei der die Zuschauer besonders auf Rocco Reitz, der nach seiner Leihe erst in der nächsten Saison wieder in Pflichtspielen eingesetzt werden darf, und Conor Noß gespannt sein durften. Noß dürfte in der 13. Minute einen seiner bisher schönsten Momente erlebt haben. Der 21-Jährige eroberte am Strafraum erst den Ball und schloss dann mit einem Schlenzer zum 1:1 ab. Zuvor hatte Mykhaylo Mudryk, seit 2021 für Schachtjor Donezk aktiv, die Führung erzielt, nachdem er erst Matthias Ginter im Laufduell abgehangen und Torwart Yann Sommer umkurvt hatte. Der Jubel, der aus den Kehlen der 20.223 Zuschauer ertönte, konnte sich hören lassen, Applaus gab es ohnehin von fast allen Anwesenden.

Bis zur Halbzeit fiel noch ein Tor, das Alassane Plea allerdings wegen einer Abseitsstellung aberkannt wurde. Auf Seiten der Ukraine machte der 21-Jährige Torschütze Mudryk, an dem Gladbachs Liga-Konkurrent Bayer 04 Leverkusen dran sein soll, mit einigen gelungenen Offensiv-Aktionen auf sich aufmerksam. Hütter brachte zur zweiten Halbzeit acht Neue. Und auch der Schiedsrichter wurde getauscht: Daniel Siebert übernahm planmäßig das Kommando seines ukrainischen Kollegen Denys Shurman.

Sippel war in der 52. Minute das erste Mal geschlagen, Elvedi rettete den Versuch von Mudryk - wem sonst – auf der Linie. Die Gladbacher tauchten nun seltener vor dem Tor der Ukrainer auf, die beste Chance vergab Keanan Bennetts, der in der 72. Minute freistehend weit am Tor vorbeischoss. Besser machten es die Ukrainer, die nach einer schönen Kombination durch Oleksandr Pikhalionok das Siegtor erzielten. Das störte indes keinen Gladbacher an diesem emotionalen Abend.

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