Analyse zum 3:1 in Frankfurt Borussia war stark, aber nicht makellos

Mönchengladbach · Borussias Trainer Marco Rose fand den Auftritt seines Teams „sehr ordentlich“. Die Wertung lässt noch Luft nach oben. Borussia machte der Eintracht kleine Angebote und war vor dem Tor am Ende nicht mehr konzentriert.

 Marco Rose lobt zwar die Leistung in Frankfurt, sieht aber noch Optimierungsbedarf.

Marco Rose lobt zwar die Leistung in Frankfurt, sieht aber noch Optimierungsbedarf.

Foto: Poolfotos/Dirk Päffgen

Als der 3:1-Sieg der Borussen bei Eintracht Frankfurt amtlich war, applaudierte Marco Rose seinem Team für die bemerkenswerte Rückkehr in die Bundesliga-Saison nach 66 Tagen Corona-Pause. Der Trainer schaute sehr entschlossen drein in dem Moment, so als ob er zu sich selbst gesagt hätte: ,Wir sind da, Leute. Und wir bleiben da!’ Genau so ist es: Borussia hat sofort ein Zeichen gesetzt und klettert sogar auf Rang drei, weil RB Leipzig nur 1:1 spielte. Rose und sein Team schauen nicht nach links oder rechts, sondern sind total fokussiert auf den Erfolg. Das bekam die Eintracht zu spüren. Schon nach 36 Sekunden. Roses Ansatz war eindeutig: Nicht lange fackeln, sondern gleich voll aufs Tor gehen. Damit wurde der Gegner überrumpelt und ausgeknockt.

Frankfurt - Borussia: die Fohlen in der Einzelkritik
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Foto: AFP/MICHAEL PROBST

Doch Rose, der in seinen ersten 26 Spielen mehr Punkte holte als jeder andere Gladbach-Trainer zuvor, wäre nicht Rose, wenn er mit dem, was in Frankfurt passierte, total zufrieden wäre. Als „sehr ordentlich“ ordnete er die Leistung seines Teams in der leeren Frankfurter Arena ein.  „Sehr ordentlich“ ist nicht „klasse“, „überragend“ oder gar „meisterlich“. Die Bewertung lässt Luft nach oben.

Denn: Rose hat auch gesehen, dass ein paar Prozent weniger Fokus den Erfolg gefährden können. Borussia erlaubte der Eintracht, im Spiel zu bleiben. Was ein zweites Gegentor bedeutet hätte, ist spekulativ, doch die Dynamik, die so etwas auslösen kann, ist bekannt. So hatte Borussia auch in Leipzig Anfang Februar nach einer ganz, ganz starken ersten Halbzeit wie der sichere Sieger ausgesehen und dann noch den Sieg aus der Hand gegeben. Frankfurt hatte am Samstag nicht die Qualität, die kleinen Angebote, die Gladbach machte, zu mehr als einem Tor zu nutzen. Andere hätten die Nachlässigkeiten vielleicht arg bestraft. Auch die vor dem Tor. Vier, ja fünf Treffer konnten oder mussten es sein, doch auch da fehlte am Ende die letzte Konzentration.

Rose wird das in den kommenden Tagen ausführlich behandeln, um klar zu machen: ,Jungs, wir dürfen nicht nachlassen, nie!’ Rose gibt gerade dann gern den Mahner, wenn es besonders gut läuft. Er weiß, dass Selbstzufriedenheit im Fußball extrem gefährlich ist, weil sie den Fokus gefährden kann. Darum will er sie im Keim ersticken. Nur wer mehr und immer mehr will, hält die Spannung, die es braucht, um Großes zu erreichen. Das ist Roses Prinzip und er wird nicht zulassen, dass seine Spieler davon abweichen. So hat er die Borussen eingeschworen auf den Restart, er hat seinen Spieler eine Art Wagenburgmentalität eingeimpft: Das Drumherum, berichtete Torwart Yann Sommer, wird ausgeblendet, es zählt nur, was auf dem Rasen passiert. Dort machte Borussia das Meiste richtig, doch Rose wird fast froh sein, dass die Darbietung seines Team stark, aber nicht makellos war.

Die Konkurrenz wird indes beeindruckt sein. Der dritte Auswärtssieg in Folge lässt Gladbach mit einem extrem guten Gefühl in das für die Champions-League-Qualifikation wichtige Heim-Geisterspiel gegen Leverkusen gehen. Und setzt Bayer extrem unter Druck, schon was das Montagsspiel in Bremen angeht. Borussia hat jedoch auch klar gemacht, dass sie eigentlich gar nicht nach hinten schaut, sondern nur auf sich: Sie will Spiele gewinnen. Und wenn sie das tut, gibt es keine Gefahr von unten, im Gegenteil: Sie darf nach oben schauen.

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