Gegen Köln und in Frankfurt Die großen Unterschiede zwischen Borussias Geisterspielen

Mönchengladbach · Borussia erlebte in Frankfurt ihr zweites Geisterspiel in der Bundesliga. Unser Reporter berichtet über seine Erfahrungen, die ganz anders waren als am 11. März gegen Köln. Und er zieht ein positives Fazit.

 Borussia spielte in Frankfurt bereits zum zweiten Mal in der Bundesliga vor leeren Rängen.

Borussia spielte in Frankfurt bereits zum zweiten Mal in der Bundesliga vor leeren Rängen.

Foto: AP/Michael Probst

Die meisten Klubs erlebten am Wochenende etwas Neues in der Bundesliga. Erstmals gab es beim Restart einen gesamten Spieltag ohne Zuschauer. Für Borussia war es jedoch kein Neuland, beim 2:1-Sieg gegen den 1. FC Köln am 11. März bestritt das Team von Trainer Marco Rose das erste Geisterspiel der Liga-Geschichte, es war zudem die letzte Partie vor der zwei Monate andauernden Corona-Pause. Doch mit dem Spiel gegen Köln waren die Geschehnisse am Samstag in Frankfurt beim 3:1-Sieg nicht vergleichbar.

Frankfurt - Borussia: die Fohlen in der Einzelkritik
18 Bilder

Frankfurt - Borussia: die Fohlen in der Einzelkritik

18 Bilder
Foto: AFP/MICHAEL PROBST

Vor zwei Monaten gab es damals im Borussia-Park keinen einzigen Mund-Nasen-Schutz zu sehen. Der Umgang untereinander war normal, die Tore wurden miteinander und mit engstem Kontakt bejubelt. Man schlug auch mit dem Gegner hinterher ab, es gab einen gemeinsamen Einlauf. Es war eigentlich alles wie gehabt – nur eben ohne Zuschauer. Die waren übrigens zu Hunderten vor dem Stadion damals. Doch in Frankfurt gab es das alles nicht.

Auch wenn viele Kritiker die Geschehnisse von damals gerne als Argument angefügt haben, bewegte sich kein Fan zur Commerzbank-Arena am Samstag. Und auch ansonsten war es nur dann normal, wenn der Ball im Spiel war. Der Fußball-Sport war genießbar wie eh und je. Doch die vorherige Platzbegehung mit Mund-Nasen-Schutz, Ersatzspieler auf der Tribüne mit Masken, die getrennt voneinander ohne Zeremonie auf den Platz gehenden und dort wartenden Teams wie in tiefsten Amateurligen waren etwas Neues. Auch die Torjubel waren einen Blick wert, da hatte sich Borussia offenbar etwas einfallen lassen. Nach dem ersten Treffer machten Marcus Thuram, Alassane Plea und Breel Embolo ein „X“ mit ihren Armen, nach dem 2:0 hoben sie die Hände und rannten auf der Stelle – in sozialen Netzwerken wird vermutet, dass dieser Jubel aus dem PC-Spiel Fortnite stammen dürfte.

Soweit das Geschehen auf und neben dem Platz rund um die direkten Protagonisten. Doch auch im Umfeld war alles anders. Vor und nach dem Spiel wurden die Interviews mit den Fernsehteams im Normalbetrieb abgehalten, Face to Face, der Interviewer hielt das Mikrofon. In Frankfurt stand das Team von „Sky“ auf der Tribüne und hielt eine meterlange Angel, an der ein Mikro befestigt ist, nach unten Richtung Stadionumlauf, wo der Gesprächspartner die Antworten gab.

Viel mehr Personen waren im Stadion gar nicht wahrnehmbar. Waren es gegen Köln noch viele Leute, die in Warnweste die Ordnung halten wollten, so waren in Frankfurt nur eine handvoll Ordner dabei, gemäß den Vorgaben des DFL-Konzepts, das insgesamt nur 300 Personen im und um das Stadion zulässt. Und dann gab es noch ein paar wenige Journalisten aus den Bereichen Print, Online und Hörfunk. Zehn an der Zahl. Und auch hier gab es ganz große Unterschiede im Vergleich von vor zwei Monaten.

Bundesliga: Eintracht Frankfurt gegen Borussia Mönchengladbach - die Bilder des Spiels
17 Bilder

Frankfurt - Borussia: die Bilder des Spiels

17 Bilder
Foto: AP/Michael Probst

Am 11. März trafen sich die Journalisten wie gewohnt im Medienraum im Borussia-Park, es gab ein kleines Buffet, man unterhielt sich, reichte sich die Hand und ging kurz vor dem Anpfiff auf die Pressetribüne, die recht voll war. In Frankfurt mussten die Medienschaffenden von der Tiefgarage der Commerzbank-Arena sofort mit dem Aufzug auf die fünfte Etage fahren und auf die Pressetribüne. Dort wurde jedem mit einem kleinen auf den Tischen liegenden kleinen Zettel ein Platz zugewiesen. Auf dieser stand eine Papiertüte mit einer Flasche Cola, einem Sandwich, einem Apfel und einem Schokoriegel zur Verpflegung. Der gesamte Stadionaufenthalt war nur auf die Pressetribüne beschränkt.

Und auch bei der obligatorischen Pressekonferenz nach dem Spiel gab es ein Novum. Beim Geisterderby hatten Marco Rose und Kölns Markus Gisdol noch in normaler Manier im Medienraum des Borussia-Parks die Fragen der Journalisten beantwortet, diesmal lief es ganz anders. In einer zuvor erschaffenen WhatsApp-Gruppe durften die Medienschaffenden ihre Fragen an die Trainer hinterlegen, gestellt wurden die im Fall von Borussia von Mediendirektor Markus Aretz, zu verfolgen war diese improvisierte Pressekonferenz über das Vereins-TV der Eintracht.

Doch all diese Geschehnisse haben auch eins gezeigt: Beim ersten Mal am 11. März war vieles ungewohnt, die meisten Anwesenden hatten kein Gefallen daran. Doch die Situation hat sich geändert, es fühlte sich diesmal deutlich besser an in Frankfurt. Getreu dem deutschen Schlagerlied: Beim ersten Mal tat´s noch weh, beim zweiten Mal nicht mehr so sehr.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort