Neuer Modus im Gespräch Was die Borussen von Play-offs für die Bundesliga halten

Mönchengladbach · Borussias Trainer Adi Hütter und das Gladbacher Fanprojekt haben sich zur möglichen Reformidee der Deutschen Fußball-Liga geäußert. Deren neue Chefin hatte unlängst verkündet, es dürfe auf der Suche nach neuen Erlösquellen keine „heiligen Kühe“ geben.

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Alle Bundesliga-Trainer von Borussia Mönchengladbach  

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Foto: dpa/Marius Becker

Die neue Chefin der Deutschen Fußball-Liga, Donata Hopfen, kann sich Play-offs in der Bundesliga vorstellen. Es dürfe, sagte sie, keine „heiligen Kühe“ geben, wenn es darum geht, den Wettbewerb attraktiver und damit wirtschaftlich ergiebiger zu machen. Bei Borussia stößt dieser Ansatz auf wenig Gegenliebe.

Trainer Adi Hütter, der aktuell in den meisten Pressekonferenzen seines Arbeitgebers ein Einzelkämpfer ist, wird derzeit auch mit den Fragen konfrontiert, die zuvor eher an Manager Max Eberl gingen. Der aber übt seinen Job als Sportdirektor nicht mehr aus. Was Eberl gesagt hätte, kann man somit nur erahnen, doch war er in solchen Fragen eher als Traditionalist unterwegs.

Eberls Zeit in Gladbach ist indes vorüber und so war es nun allein an Hütter, sich zu möglichen Innovationen in der deutschen Bundesliga, die seit 2018 und dem Wechsel zu Eintracht Frankfurt seine berufliche Heimat ist, zu äußern. Hütter kennt den Ansatz aus Österreich. „Wir haben es ja schon länger. Da gibt es das obere und das untere Play-off“, berichtete er. Zwölf Teams spielen mit in der österreichischen Bundesliga, nach 22 Spieltag spielen die besten sechs Klubs in der Meisterrunde weiter, die unteren sechs gegen in die Qualifikationsgruppe.

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So könnte Borussias Startelf gegen Union aussehen

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Foto: dpa/Uwe Anspach

Hütter ist nicht grundsätzlich ein Gegner von Reformen, „man kann alles überdenken“. Doch verweist er auf die Konsequenzen, die ein Play-off-Modus für den Wettbewerb haben würde. „Ich weiß nicht, ob es fair ist, wenn nach 34 Runden vielleicht der Erste gegen den Vierten spielt, dass der Vierte, der dann vielleicht schon 15 Punkte hinten ist, noch die Chance hat, Meister zu werden“, sagte Hütter. Es ist kein eindeutiges „Nein“ zur Play-off-Idee, doch ist Hütter wohl eher ein Bedenkenträger.

Klarer als der Trainer formuliert das Gladbacher Fanprojekt seine Abneigung. „Der FPMG Supporters Club erteilt derlei Gedankenspielen eine klare Absage“, teilt die Dachorganisation der Gladbach-Fans auf ihrer Internetseite mit. Nicht überraschend sicherlich, sieht sich die aktive Fan-Szene doch immer auch als Hüter der Tradition. „Reformen haben ihr Gutes, aber nur dann, wenn sie die Dinge denn auch verbessern. Eine Einführung von Play-off-Spielen zur Ermittlung des Deutschen Meisters täte dies gerade nicht“, schreibt das Fanprojekt.

Das Fanprojekt sieht in der Idee nur ein Feigenblatt, um eine erneute der Ausweitung des Kommerzes im Fußball zu kaschieren. „Die Begründung für die aktuell heiß diskutierte Idee ist vorgeschoben. Die Übersättigung im kommerziell getriebenen Unterhaltungsprogramm Fußball ermüdet, Langeweile stellt sich ein. Doch ebendiese lässt sich durch weitere Kommerz-Ideen gerade nicht heilen. Die Steigerung der Vermarktung auf eh schon viel zu hohem Niveau: Das ist ein Irrweg und ändert nichts!“, heißt es.

Die Idee wird in den Kontext der „verrückten Idee, deutsche Supercup-Spiele in Saudi-Arabien auszutragen“ gestellt. Und somit nicht als Lösung des Problems, dass der Fußball sich immer mehr von der Fansbasis entfernt, sondern als Verstärkung wahrgenommen.

„Der einzige Weg aus der Krise ist die Rückführung des Fußballs in einen sportlichen, einen fairen Wettbewerb mit Chancengleichheit für alle. Dazu zählt in jedem Fall eine ausgewogene Verteilung der Fernsehgelder, ein Financial Fair Play, das den Namen verdient, und ein Ende der Spirale bei Spieler- und Beratergehältern. Solange das nicht in den Vordergrund gerückt wird, wird sich am Trend nichts ändern: Die Fans verlieren weiter die Bindung zu ihrer großen Leidenschaft, dem Fußballsport“, schreibt das Fanprojekt.

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