“In keiner Weise gerechtfertigt“ Bahn-Bauer wehrt sich gegen Kritik nach Stürzen bei der EM

Exklusiv | München · Die Bahnrad-EM in München wurde am Samstag von einem heftigen Sturz überschattet. In den vergangenen Tagen gab es bereits Kritik an der Bahn. Nun wehrt sich der Bahn-Bauer.

 Der heftige Sturz von Letizia Paternoster überschattete die Bahnrad-EM.

Der heftige Sturz von Letizia Paternoster überschattete die Bahnrad-EM.

Foto: AP/Pavel Golovkin

Es war ein heftiger Sturz am Samstagabend bei den European Championships. Die Bahnrad-Sportlerin Letizia Paternoster krachte wie einige Kolleginnen auf die Bahn und musste lange behandelt werden. Schlüsselbeinbruch und eine Gehirnerschütterung waren die Folge. Im Nachgang wurde auch die Bahn bei der EM in München kritisiert. „Der Kurvendruck ist enorm“, sagte etwa Lisa Brennauer, die zum Abschluss ihrer Bahnkarriere noch einmal Silber in der Einzelverfolgung gewann, gegenüber unserer Redaktion. Aber sie schränkte auch direkt ein: „Ich kann die Kritik nicht bestätigen.“

Deutlicher wurde die deutsche Sprinterin Pauline Grabosch, die am Freitag noch EM-Gold im Teamsprint gewann. „Der Unterschied beim Druck ist größer als auf anderen Bahnen“, sagte sie über die Strecke in München, die mit 200 Metern 50 Meter kürzer ist als an vielen anderen Standorten. „Die hat immer den Gedanken im Kopf, dass es gefährlicher ist.“

Dem widersprach nun der Bahn-Bauer Walter von Lütken gegenüber unserer Redaktion. Seit über 35 Jahren baut er mit seiner Firma Velotrack Holzbahnen – so auch die für die EM in München. „Die Kritik ist in keiner Weise gerechtfertigt“, findet er. „Umso kleiner die Bahn, umso technischer wird sie. Wenn wir nur noch die schnellsten Fahrer und Fahrerinnen mit den dicksten Beinen suchen, dann bauen wir künftig gerade Bahnen. Aber wir suchen doch die besten Fahrer und Fahrerinnen im Bahnrad. Die müssen auch technisch gut sein“, sagte er.

Er verwies darauf, dass es vom Weltverband die Vorgabe gibt, dass eine Bahnrad-Bahn 200 Meter lang und sieben Meter breit sein muss. Dies habe man in München umgesetzt. Ohnehin habe man versucht, gerade am Ausgang der Kurve, wo der Druck normalerweise am größten ist, den Aktiven entgegenzukommen. Die Bahn wurde so konzipiert, dass die G-Kräfte am Eingang etwas höher seien und so hintenraus nicht mehr ganz so viel Kraft benötigt würde.

Eine ähnliche Bahn stehe auch in Aigle am Hauptquartier des Rad-Weltverbandes oder in Grenchen (beide Schweiz), sagte der Bahn-Bauer. Die Athletinnen und Athleten hatten sich zudem auch in Amsterdam und Augsburg auf 200-Meter-Bahnen auf die EM in München vorbereitet. „Die Taktik spielt auf dieser Bahn eine große Rolle“, sagte von Lütken. „Man muss sich hier umstellen. Zudem ist die Erfahrung ein Thema.“

Ohnehin gäbe es aus seiner Sicht in München keine überdurchschnittlich vielen Stürze. Vier gab es in den vergangenen Tagen. Allein beim Weltcup in Glasgow gab es im Madison gleich 16.

Wo sich aber alle einige sind: Die Bahn ist durchaus anspruchsvoll. Kristina Vogel, die ehemalige Weltklassesprinterin, sagte gegenüber unserer Redaktion: „Sie verzeiht keine Fehler. Aber die Grundgefahr ist auf allen Bahnen immer da.“ Dem widersprach von Lütken nicht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Olympia maxi
Nach European Championships in München Olympia maxi
Zum Thema
Aus dem Ressort