BDR-Teams nicht zu schlagen Bahn-Frauen sorgen für goldenen Freitag bei European Championships

München · Die deutschen Bahnrad-Frauen sind ihren Favoritinnen-Rollen gerecht geworden und haben am Freitag mit einem Doppelerfolg im Teamsprint und der Teamverfolgung für die ersten deutschen EM-Titel bei den European Championships gesorgt.

 Lisa Klein (v.l.), Lisa Brennauer, Mieke Kröger und Franziska Brauße strahlen über Gold in der Mannschaftsverfolgung.

Lisa Klein (v.l.), Lisa Brennauer, Mieke Kröger und Franziska Brauße strahlen über Gold in der Mannschaftsverfolgung.

Foto: AP/Pavel Golovkin

Im grellen Scheinwerferlicht funkelten die Goldmedaillen bei der Siegerehrung wie Diamanten – vielleicht auch, weil sie von der Form eben jenen Edelsteinen ähneln. Das Grinsen und das Strahlen in den Augen der deutschen Teamverfolgerinnen Lisa Brennauer, Franziska Brauße, Mieke Kröger und Lisa Klein überstrahlte aber selbst die Plaketten, die den vier Frauen bei der Bahnrad-Europameisterschaft im Rahmen der European Championships um den Hals baumelten. Und als gut eine halbe Stunde später auch die Teamsprinterinnen Emma Hinze, Lea Sophie Friedrich und Pauline Grabosch zum Sieg gegen die Niederlande fuhren, kannte die Freude in der deutschen Box keine Grenzen mehr. Doppelgold am Freitagabend, nachdem Kim Lea Müller beim BMX zuvor schon Silber gewann – welch ein Auftakt in das erste Wochenende in München für die deutschen Radprofis.

„Es macht einfach Spaß zu gewinnen – und hier ist es heute speziell“, sagte Kröger und Brennauer ergänzte: „Die Stimmung war gigantisch. Das Publikum hat bis zum Schlussstrich Gas geben, wahrscheinlich, weil es bis zum Schluss so eng war.“

Denn in der Teamverfolgung sah es lange nicht nach Gold aus. Die Italienerinnen starteten furios, lagen nach rund 1500 Metern mit über 1,5 Sekunden vorn – doch dann setzte sich Kröger an die Spitze des deutschen Quartetts und fuhr wie schon bei den Olympischen Spielen in Tokio 2021 einen furiosen Kilometer. „Mieke ist unser Geheimnis“, lachte Brauße nach dem Rennen. In ihrem Windschatten konnten sich die anderen Deutschen etwas ausruhen, während die Italienerinnen kurz darauf nur noch zu dritt unterwegs waren. Nach 3100 Metern führte der Deutschland-Vierer erstmals und kam nach 4:10,872 Minuten mit einem Vorsprung von 0,699 Sekunden in Ziel.

Dass es bei der Heim-EM im extra errichteten Velodrome in der Münchener Messe keine anderen Titelträgerinnen als die deutschen Teams geben könne, das machten sie bereits am Donnerstagabend und Freitagvormittag deutlich. In den Vorläufen zimmerten sowohl Hinze, Grabosch und Friedrich im Teamsprint und Brennauer, Brauße, Kröger und Klein in der Mannschaftsverfolgungen absolute Bestzeiten auf die in den vergangenen zwei Wochen erbaute Holzbahn. Im Finale ließen sie ihren Konkurrentinnen aus Italien (Teamverfolgung) und Niederlande (Teamsprint) schlussendlich keine Chance.

European Championships 2022 München: Die Medaillen-Hoffnungen im deutschen Team
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Das sind die deutschen Medaillen-Aspiranten

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Foto: dpa/Caroline Seidel

Für die Frauen sind es trotz ihrer vielen Erfolge in den vergangenen Jahren besondere Medaillen – nicht nur, weil sie diese vor heimischem Publikum holten. Während der Bahnvierer bereits bei den Welttitelkämpfen und den Olympischen Spielen im vergangenen Jahr ganz oben stand und gar Weltrekorde aufstellte, hatte dieses EM-Gold in der Mannschaftsverfolgung bei Brennauer spezielle Glücksgefühle ausgelöst. Sie wirkte bei der Siegerehrung gelöst und sang stolz die Nationalhymne mit, drückte ihre Kolleginnen immer wieder fest. Eine der erfolgreichsten deutschen Radsportlerinnen der vergangenen Jahre beendet nämlich nach den European Championships ihre Karriere. Am Freitagnachmittag gewann sie ihre bereits 25. Medaille bei Welt- und Europameisterschaften. „Das ist ein besonderer Abschluss, es ist super emotional und momentan funktioniere ich einfach“, sagte sie.

Erstmals bei europäischen Titelkämpfen ganz oben stand derweil Hinze, die mit Friedrich zwar bereits Weltmeisterin wurde – nun aber auch erstmals das Europameisterinnen-Trikot einfuhr. Und dieser Sieg war von Beginn an ungefährdet. Vom Start weg war die deutsche Zeit grün – bis bei 38,061 Sekunden die Zeit stoppte. Die Niederländerinnen waren gut zwei Zehntel langsamer.

Dabei war es in München durchaus speziell für alle Beteiligten. Mit 200 Metern war die Bahn satte 50 Meter kürzer als der Rundkurs normalerweise ist. 44 Grad beträgt in München die höchste Neigung in der Kurve. Es braucht ungemeine Kraft, um die Idealspur zu halten. „Und jede von uns hatte ungefähr 150 Meter weniger zu fahren“, sagte Hinze. Das sei ihr besonders schwer gefallen, weil sie bei ihrem Wechsel noch nicht so auf Geschwindigkeit war, wie sonst. „Wir sind einfach alle drei Vollgas gefahren“, sagte Grabosch. Mit Erfolg.

Nach dem glänzenden Auftakt soll es das im Velodrome in der Münchener Messe aber noch nicht gewesen sein. In den kommenden Tagen erhofft sich allen voran Hinze weitere Medaillen in den Sprintrennen. Auch Brennauer greift bei ihrem letzten Großereignis nach weiteren Medaillen.

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