Silber zum Abschluss Brennauer hinterlässt bei Bahn-Karriereende Fußstapfen „wie Big-Foot“

München · In ihrem letzten Rennen auf der Bahn holte Lisa Brennauer noch einmal Silber. Geschlagen wurde sie nur von Mieke Kröger, die ihrem Idol danach huldigte. Die Grand Dame des Bahnradsports hinterlässt große Fußstapfen.

 Mieke Kröger (links) und Lisa Brennauer (rechts) nach dem Rennen am Samstag.

Mieke Kröger (links) und Lisa Brennauer (rechts) nach dem Rennen am Samstag.

Foto: dpa/Angelika Warmuth

Es war eine rührende Szene, wie Mieke Kröger Lisa Brennauer bei der Siegerehrung nach der Einerverfolgung bei der deutschen Nationalhymne in den Arm nahm. Brennauer guckte einmal kurz nach oben und sang dann weiter. Jetzt ist es bei dem Größenunterschied der beiden kaum verwunderlich, dass zu Kröger aufgeblickt wird – am Samstagabend war es aber durchaus symbolträchtig. Denn die 29-Jährige holte sich ihre erste Gold-Medaille bei einem internationalen Event im Einzel, während Brennauer sich mit Silber von ihrer Bahnrad-Karriere verabschiedete.

Doch nach dem Rennen war es wieder umgekehrt – ein letztes Mal schaute Kröger noch einmal zu Brennauer auf. Symbolisch. „Lisa hat große Verdienste für den deutschen Radsport geleistet. Sie hinterlässt Fußstapfen, die sind groß wie von Big Foot“, sagte die Bielefelderin gegenüber der Rheinischen Post. Die vergangenen Jahre fuhren die beiden zusammen im Bahnvierer von Erfolg zu Erfolg. Europameistertitel am Freitag, WM-Titel und Olympia-Sieg im vergangenen Jahr, Weltrekorde. Zusammen gewannen sie alles. Und nun folgt die eine auf die andere. Denn Kröger löst Brennauer auch als europäische Titelträgerin ab.

„Das bedeutet mir viel“, sagte Kröger. „Ich liebe es, im Team zu fahren. Das ist meine große Stärke. Aber der Einzeltitel ist einfach was für das Ego.“ An diesem hat übrigens auch Brennauer immer wieder gearbeitet. 2015 habe Kröger die Grand Dame des Bahnradsports erstmals um einen Rat gefragt. „Seitdem wusste ich, dass ich mich auf sie verlassen kann. Sie hatte immer ein offenes Ohr für uns alle“, sagte Kröger.

Geschenke verteilte Kröger am Samstagabend dann trotzdem nicht. In ihrer gewohnt tempoharten beeindruckenden Manier verwandelte sie einen Rückstand am Ende der 3000 Meter in der Einerverfolgung souverän in einen Vorsprung. „Wir sind beide knallharte Sportlerinnen. Lisa will harte Rennen und nichts geschenkt bekommen“, sagte Kröger.

Daran hatte Brennauer vor dem Rennen ohnehin keinen Gedanken verschwendet – die schwirrten viel mehr um das letzte Rennen der Karriere auf der Bahn. Die Emotionen habe sie unter Kontrolle bekommen müssen, sagte sie später: „Es war ein wahnsinnstoller Abschluss.“ Mit Kröger als ihrer Nachfolgerin im EM-Trikot kann sie ohnehin gut leben. „Wenn mich einer schlagen durfte, dann sie“, lachte Brennauer. „Sie hat es absolut verdient.“

Nun wird Brennauer noch bei den European Championships auf der Straße antreten, danach ist endgültig Schluss mit dem Leistungssport. Konkrete Pläne habe sie noch nicht, verriet sie. „Erstmal ein bisschen Luft schnappen und abtrainieren“, sagte sie. Als Berufssoldatin habe sie dafür auch die Zeit. Dann würden auch Gespräche über eine Anschlussstelle anstehen. Zurück auf die Bahn will sie aber nicht. „Das Ende fühlt sich richtig an. Es ist ein harter Weg zu solchen Events. Die Rennen selbst werde ich vermissen, den Weg dorthin nicht“, sagte Brennauer. Im Verband hoffen sie derweil, dass die Bayerin künftig ihre Expertise mit einbringen wird.

Laut der ehemaligen Sprinterin Kristina Vogel wird Brennauer dem Verband fehlen. „Sie hatte Strahlkraft, die fehlt jetzt. Lisa war eine Persönlichkeit, weil sie auch Verantwortung getragen hat. Das hat man auch bei jedem Rennen gesehen. Ich habe selten ein aufopferungsvolleres Team gesehen als das mit ihr“, sagte Vogel der Rheinischen Post.

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