„Schauen, wie weit wir kommen“ Der Basketball zwischen Optimismus und Sorge

Berlin · Mit dem Auftakt im Pokal starten die Basketball-Bundesligisten am Wochenende in die neue Saison. Mal mit Zuschauern, mal ganz ohne: Die BBL steht vor einer schwierigen Spielzeit.

 Ein Basketball im Korb. (Symbolbild)

Ein Basketball im Korb. (Symbolbild)

Foto: dpa/Lukas Schulze

Die Reise ins Ungewisse beginnt für den deutschen Basketball in Weißenfels. Im kleinen Ort in Sachsen-Anhalt schlängelt sich die Saale unweit der Stadthalle vorbei, in der am Samstag 1250 Menschen dabei zusehen wollen, wenn der Ball in den Korb fliegt. Der ansässige Bundesligist Mitteldeutscher BC freut sich, denn er ist einer von vier Gastgebern der Vorrunde im BBL-Pokal und darf endlich wieder vor Zuschauern spielen. Aber langfristig wird den Klubs das nicht reichen.

Auch im Basketball braucht es regelmäßig volle Hallen und die an die Spieltage gebundenen Einnahmen, die von der Bratwurst mit Senf bis zum dicken Sponsoring-Deal reichen. Ohne die Zielgruppe in den Arenen rollt der Rubel in der am 6. November startenden Bundesliga-Saison nicht so, wie er soll. "Ein Jahr kann man vielleicht schaffen. Auf Dauer wird unser Geschäftsmodell so aber nicht funktionieren", sagte MBC-Geschäftsführer Martin Geissler dem SID.

Im Pokal, dessen Gruppenphase 16 Teams in Bonn, Vechta, Ulm und Weißenfels spielen, werden unter anderem die Hygienekonzepte getestet. 1250 Zuschauer hat der MBC genehmigt bekommen, in die Stadthalle gehen normalerweise 3000 rein. Fiebermessen, Zehnergruppen, personalisierte Tickets und reichlich Abstand sollen vor dem Virus schützen. In Vechta dürfen dagegen am Wochenende nur 500 Besucher kommen, in Bonn gar niemand. Im Corona-Hotspot der Bundeshauptstadt begrüßte Alba Berlin in der EuroLeague zuvor bereits 700 Fans.

Die Klubs werten es als ein Privileg, überhaupt wieder mit Publikum zu spielen, nachdem die Hauptrunde der Vorsaison abgebrochen und der Meister im Quarantäne-Turnier von München ermittelt wurde. "Ich denke, dass die Vereine in der Lage sein werden, die Saison zu spielen", sagte Stefan Niemeyer, der Geschäftsführer von Rasta Vechta. Sein Verein habe sowieso "mit einem geringen Teil an Einnahmen aus Ticketing und Zuschüssen des Staates gerechnet".

Es bleibt ein zähes Ringen, gerade den kleineren Vereinen hinter Meister Alba und Bayern München droht ein Minus. Niemeyer betreibt den Aufwand für die Teil-Zulassung der Zuschauer vor allem für die Bindung zu den eigenen Fans, wie er sagt, denn finanziell ist es ein Verlustgeschäft. "Wenn ich das tun muss und ich wie jetzt am Wochenende nur 500 Zuschauer in der Halle habe, entstehen Kosten, als wenn fast 3000 Zuschauer da wären", sagte er.

In der Coronakrise zahlt fast jeder drauf, und niemand kann sagen, wann es besser wird - auch im Basketball nicht. "Es ist ziemlich ungewiss, was uns da erwartet, und da muss man auch schon vorsichtig mit umgehen", sagte Geissler. Das Schreckgespenst Saisonabbruch fürchten sie alle, und im Hintergrund werden Worst-Case-Szenarien für den Ernstfall durchdacht.

Die Liga-Führung will soweit aber noch nicht denken. "Unser Plan ist nach wie vor, die Saison regulär zu spielen. Wir schauen mal, wie weit wir damit kommen", sagte BBL-Geschäftsführer Stefan Holz dem SID. Er habe "Stand heute noch keinen Plan B, den wir aus der Schublade ziehen." Der könnte aber irgendwann nötig werden.

(sid/old)
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