Handball, 3. Liga LTV will sein Drittliga-Team abmelden

Leichlingen · Kaum Sponsoren, kaum Zuschauer und keine Halle: Der leistungsorientierte Handball in Leichlingen steht erneut vor dem Aus. Geschäftsführer Philipp Bracht spricht von einer ausweglosen Situation. Im Sommer 2022 soll Schluss sein.

 Ab Sommer müssen sich die Spieler des Leichlinger TV wohl neue Klubs suchen.

Ab Sommer müssen sich die Spieler des Leichlinger TV wohl neue Klubs suchen.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

In der „Ewigen Rangliste“ der 3. Liga mussten die Handballer des Leichlinger TV erst kürzlich die Tabellenführung an den TSB Horkheim abgeben. In Zukunft dürfte der Verein weiter abstürzen, möglicherweise bis tief in die Bedeutungslosigkeit. Denn im Sommer endet aller Voraussicht nach eine Ära.

Die Drittliga-Mannschaft des derzeitigen Trainers Lars Hepp wird die laufende Saison noch beenden, danach tritt das Team wohl nicht mehr an. Nicht mehr in der 3. Liga, nicht eine Klasse tiefer in der Regionalliga und auch nicht in der Oberliga. Die Verantwortlichen rund um den GmbH-Geschäftsführer Philipp Bracht sehen keine wirtschaftliche Zukunft mehr für die erste Herren-Mannschaft des LTV. „Wir können nicht guten Gewissens in eine neue Saison gehen“, sagt Bracht. Die Situation sei ausweglos. „Wir haben ausgiebig über die Lage beraten und sind zum Schluss gekommen, dass es so nicht weitergehen kann.“ Spätestens im Sommer soll die GmbH dann liquidiert werden.

Ein Grund für die Entscheidung ist die Hallenproblematik. Nachdem im Juni die Überflutungen im Bergischen auch die Halle am Hammer betroffen hatten, steht die angestammte Heimspielstätte möglicherweise erst wieder 2024 zur Verfügung. Derzeit laufen die Sportler bei ihren Heimspielen in Burscheid auf, der Trainingsbetrieb ist unstet und muss quasi wöchentlich in immer wechselnden Hallen neu organisiert werden.

„Mit dieser Situation können wir in Leichlingen nicht in der dritten Liga spielen“, sagt Bracht. Eine untragbare Situation für eine leistungsorientierte Mannschaft, die zuletzt nicht nur Punkte kostete, sondern auch Geld. Nur noch wenige Leichlinger Zuschauer fanden den Weg in die Nachbarstadt. Das fehlende Interesse ist ein Trend, der sich in den vergangenen Jahren angedeutet hatte und sich nun noch verstärkte.

„Es gab ohnehin ein abnehmendes Interesse und coronabedingt waren es nochmal weniger Zuschauer. Nach Burscheid kamen dann noch weniger Leute. Das ist frustrierend“, klagt Bracht. Außerdem war auch eine professionelle Vermarktung der Ausweichhalle nicht möglich, diverse Sponsoren beendeten zuletzt ihr Engagement. Ein weiteres Problem in der wirtschaftlich ohnehin schwierigen Coronazeit. Schon in der aktuellen Saison sichert unter anderem eine Erbschaft in Höhe von 25.000 Euro den Spielbetrieb.

Das Team um Kapitän David Ferne und Routinier Valdas Novickis hatte sich zuletzt mehr als achtbar geschlagen und beispielsweise die Lokalrivalen TuS 82 Opladen und die Bergischen Panther besiegt. Der Klassenerhalt ist in der Gruppe D der in mehrere Staffeln eingeteilten 3. Liga noch möglich: Entweder direkt oder aber in einer Abstiegsrunde, die ab März ausgespielt wird. Das ist nun irrelevant geworden. Spätestens ab dem Sommer, vielleicht auch schon früher, können sich wohl nun alle Beteiligten neue Vereine suchen.

Nach der Insolvenz der Vorgänger-Spielbetriebs-GmbH Pima im Frühjahr 2020 steht nun zum zweiten Mal innerhalb der vergangenen beiden Jahre das Ende des Leichlinger Handballs bevor. Es ist ein schneller Absturz, denn noch 2016 holte der LTV unter dem damaligen Trainer und Manager Frank Lorenzet die Westdeutsche Meisterschaft. Seit dem Aufstieg in die Drittklassigkeit 2004 gehörten die Blütenstädter nur zwei Mal nicht zur Riege der Drittligisten – weil sie 2007/08 und 2008/09 in der 2. Liga mitmischten.

Nun könnte der Leichlinger Handball vorerst von der Landkarte verschwinden – jedenfalls im Leistungsbereich. Probleme gab es an der Wupper bereits seit der Trennung von Lorenzet 2018. Das einstige Top-Team spielte unter dem neuen Trainer Hepp meist gegen den Abstieg, die damaligen Geldgeber der Pima um Gerd Cremer gingen erst auf Sparkurs und dann den Weg in die Insolvenz. Bezeichnend, dass die aktuellen Macher in ihrer Not auch Cremer um Hilfe baten – und eine Absage kassierten. Auch eine Kooperation mit umliegenden Vereinen kam nicht zustande.

Mitten in dem durch die Pandemie geprägten Jahr 2020 hatte ein Team um Hepp und Bracht dann gegen viele Widerstände den Neuanfang gewagt: Mit neuem Logo, neuem GmbH-Konstrukt, neuer Philosophie, aber vielen alten Spielern. Viel blieb davon aber nicht übrig. Zwischen der Drittliga-Mannschaft und dem Rest der Abteilung entstand kein dringend benötigtes Miteinander und keine Aufbruchstimmung. Wenige Engagierte mühten sich ab, konnten die massiven, grundlegenden Probleme aber nicht lösen. Das Gerüst rund um erste Mannschaft sollte auf einem nachhaltigen und gesunden Boden gebaut werden. Nun zeigt sich, dass dieses Vorhaben gescheitert ist. Immerhin soll die aktuelle Saison durchfinanziert sein.

Der Gesamtverein wird vom drohenden Zusammenbruch nicht tangiert. Das Konstrukt rund um die Drittliga-Handballer ist vom eingetragenen Verein weitgehend abgetrennt. „Es ist schade, nach so vielen Jahrzehnten. Deswegen bedauern wir den Entschluss außerordentlich. Er ist aber nachvollziehbar“, sagt der Klubvorsitzende Martin Hasenjäger. Der LTV verliere sein Aushängeschild. Das klassenhöchste Handball-Team dürfte in der nächsten Saison dann die aktuelle „Zweite“ sein: in der Kreisliga.

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